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Sotschi-Berichterstattung
Kuriose Sportarten verständlich vermittelt

Sie haben alles gegeben: Die deutschen Sport-Asse bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi. Und natürlich auch die Zuschauer daheim auf der Couch vor dem Fernsehapparat. Über 1.000 Stunden Wintersport wurden ihnen serviert. Und trotz eines Doping-Falles schauten die Deutschen fleißig und lieferten beste Einschaltquoten.

Von Klaus Deuse | 22.02.2014
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    Die Olympischen Spiele in Sotschi bescherten den TV-Anstalten traumhafte Einschaltquoten. (dpa / picture alliance)
    Olympia ist nun mal eine mediale Herausforderung. Nicht nur für die vor dem, sondern auch für die im Fernsehen. Also die Reporter und Kommentatoren am Ort des Geschehens. Doch auch sie haben Glorioses geleistet. Zum Beispiel in einfühlsamen Interviews mit zutiefst geknickten Verlierern.
    "Aber Sie sind schon sehenden Auges in die Katastrophe gefahren. Kann man das so sagen?"
    Ob sie vom Geschehen an der Bobbahn berichteten oder von den Hängen und Pisten, sie lieferten stets topaktuelle Informationen über die Verfassung der deutschen Sportler.
    "Wir reden immer von der Normalverfassung. Und insofern wissen wir nicht, in welcher Verfassung er ist. Und losgeht es."
    Kompetente TV-Berichterstattung
    Selbst für die Fernsehzuschauer, denen die diversen Wettbewerbe der Nordischen Kombinierer ansonsten ein Buch mit sieben Sigeln sind, bauten sie verbal goldene Brücken, wenn es in der Loipe im Endspurt drunter und drüber ging.
    "Das ist wie im Motorsport. Wer innen ist, hat eigentlich Vorfahrt."
    Blöd, wer dabei stürzt. Und wenn wie in Sotschi eine weibliche deutsche Ikone beim Bobfahren im Eiskanal unerwartet hinterher juckelt, dann schert einen kompetenten Reporter nicht einmal eine Stoppuhr.
    "Und ich weigere mich, in diesem letzten Rennen überhaupt einen Fehler zu erkennen."
    Am Bob, also dem Material, soll es letztlich gelegen haben. Überhaupt: Bei Materialfragen im internationalen Vergleich konnte man deutschen Reportern kein X für ein U vormachen.
    "Aber der deutsche Ski, den Eric Frenzel unter den Skiern hat… .der scheint auch ganz gut zu laufen."
    Und wenn es mit dem Material mal nicht so ganz gut lief, dann geizten männliche Reporter nicht mit Komplimenten für todtraurige Verliererinnen. Nur gut, dass die knapp 30jährige das nicht direkt nach ihrer Niederlage bei den Olympischen Spielen, zu denen sich ja angeblich die Jugend der Welt trifft, gehört hat.
    Kuriose Sportarten dem Zuschauer nahe bringen
    "Sie ist das alte Mädchen, das Deutschlands Königin war und noch immer ist. Obwohl: Sie ist die Älteste."
    Die TV-Berichterstatter haben sich wirklich die allergrößte Mühe gegeben, den Zuschauern am heimischen Bildschirm die kuriosesten Sportarten zu erklären, in denen es olympische Medaillen zu gewinnen gab.
    "Machen wir weiter mit Ski-Cross. Das ist die Sportart, wo man zugespitzt sagen kann: Wer heil runter und unten ankommt, der ist Olympiasieger. Automatisch."
    Über ein zu hohes Verletzungsrisiko gab es beim Curling der Damen, sprich: Eisstockschießen mit Beseneinsatz, natürlich nichts zu kolportieren. Dennoch brandete urplötzlich Dramatik auf.
    "Was essen die denn da? Sind das Chips? Essen die Chips in der Pause? Ich kann das nicht glauben. Nein, das sind Äpfel!"
    Was könnte einen solch fesselnden Kommentar noch übertreffen? Nur der Klassiker von Herbert Zimmermann aus dem Jahr 1954:
    "Aus, aus, das Spiel ist aus."
    In dem Fall müsste es selbstverständlich heißen: Die Olympischen Spiele in Sotschi sind aus und vorbei und die Medien können wieder zum Alltag übergehen. Zum Fußball.