Freitag, 19. April 2024

Archiv

Sound-Installation
Unmögliche Einklänge

Osvaldo Budón ist auf der Suche nach Klängen: Wie hört sich ein Gartenzaun an, wie kann die Umgebung zu Musik werden? Gemeinsam mit der Bildhauerin Micaela Perera hat der Musiker eine Klangskulptur entworfen: Curiyú / Carillón.

Von Ina Plodroch | 30.10.2014
    Der Stock knallt auf Metallstäbe. Die sind auf halbierte Metallfässer und Rohre geschweißt, die sich auf dem Boden durch den Raum schlängeln. Wie ein Zaun wirkt Micaela Perera und Osvaldo Budóns Klangskulptur Curiyú / Carillón.
    "Man läuft daran vorbei und lässt den Stock am Zaun vorbei gleiten und bekommt einen Rhythmus. Das macht Spaß."
    Wie ein Kind, das Nachbars Gartenzaun "klingen" lässt.
    "Wenn man hier anfängt sieht man, dass dieser Abstand kleiner ist als dieser."
    Osvaldo Budón läuft an seiner Skulptur entlang, die Stäbe ragen 1 – 2 Meter in die Höhe. Der Abstand "wird kleiner und kleiner bis zum Ende dieses Abschnitts. Man muss hier einfach nur entlanglaufen, ohne das Tempo zu verändern."
    Und trotzdem stößt der Stock immer schneller auf einen Metallstab. Ein Accelerando, das in die Skulptur geschweißt ist.
    "Es ist ein Glockenspiel mit einem automatischen Mechanismus. Es ist wie eine große Spieluhr."
    Mit dem Menschen als Kurbel. Die Klangskulptur Curiyú / Carillón ist aber auch: ein begehbares Musikinstrument. "Ich gucke jetzt einfach, wo ich mit dem Bogen, je nachdem mit welchem Druck ich hier bin, kriege ich sehr helle Töne. Mittlere. Dunkle."
    Die Musikerin Karola Pasquay kniet vor einem Metallfass. Tauscht den Kontrabassbogen gegen einen Flummi, der von einer Nagelpfeile aufgespießt wurde und zieht ihn über das halbierte Metallfass.
    Karola Pasquay ist Teil von Partita Radicale - einem Ensemble für improvisierte und Neue Musik aus Wuppertal. Nach einem Konzept von Osvaldo Budón spielt das Ensemble mit dem begehbaren Musikinstrument. Auf der Suche nach dem Einklang mit der Skulptur.
    Der eingeschriebene Rhythmus der Skulptur ist manchmal rasend schnell, dann unberechenbar langsam. Der Einklang deshalb unmöglich - Unísonos imposibles.
    Sie stehen wie eingezäunt im Inneren der Skulptur - mitten im Instrument. Verdichten den Klang mit Violine, Viola, Querflöte, Akkordeon. Lassen Fässer vibrieren, und Stäbe klingen: "Dass die nicht das höchste an Technik oder intellektuellem Konzert erfordern, sondern dass das einfach zufällig einfach so kommt. Und da haben wir festgestellt: Je weniger wir klug nachdenken, desto interessanter wird es."
    Also einfach mal wie ein Kind um die Skulptur rennen und den sichtbaren Rhythmus der Stäbe hörbar machen. Ein möglicher Klang. Faszinierend und simpel zugleich. Etwas für Liebhaber außergewöhnlicher Sounds.
    Weitere Termine:
    31.10.2014, Wuppertal (Weinkontor Wuppertal)
    15.11.2014, Münster (Stadthausgalerie)
    30.1.2015, Berlin (St. Johannes-Evangelist)