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South Park und das Ende der Kreativität

Politisch inkorrekt, etwas vulgär und immer an der Grenze aktiv, an der gefragt wird: Darf man darüber noch Witze machen? So kennen die Fans ihre Serie "South Park". Nun aber gab es Spekulationen um das Ende der Serie, zumindest um eine kreative Krise bei den South-Park-Machern.

Von Sebastian Felser | 10.10.2011
    Randy Marsh:
    "I'm unhappy, okay?! I've been unhappy for a long time!"

    Sharon Marsh
    "I'm unhappy too. We both are, obviously."

    Jede Woche der gleiche Trott, die gleichen Geschichten nur leicht variiert - das sorgt nach rund 14 Jahren und über 200 Episoden "South Park" bei Trey Parker und Matt Stone für Frust. Was also in der bis kürzlich jüngsten "South Park"-Episode mit dem programmatischen Titel "You're getting old" als Ehestreit zweier Charaktere gezeigt wurde, haben viele amerikanische Fernsehkritiker und Fans weltweit als den Anfang vom Ende der Serie gedeutet. Ergo schrieb Ramsey Isler, einer der wichtigsten Kritiker der Serie: "Das düsterste, was jemals in der Serie gezeigt wurde." Also das Ende von "South Park"?

    "Ich denke nicht allerdings kann man fragen, ob das vielleicht das kreative Ende von "South Park" ist."

    Frederek Musall ist Philosophieprofessor an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und gleichzeitig intimer Kenner der Serie "South Park"

    "Die Reaktionsfähigkeit von "South Park" ist unüberbietbar. Trotzdem vielleicht, wenn man genau hinguckt, gibt es im Moment nichts zu reagieren und vielleicht ist das im Moment auch dieses tragische Moment der 15. Staffel."

    Und tatsächlich: "South Park" war schnell. Weit schneller als die Konkurrenz von den "Simpsons" haben die Macher Trey Parker und Matt Stone reagiert: auf plötzliche Hypes wie den um Apples "iPad".

    "Oh my God, isn't it awesome having an iPad, you guys?"

    Auf die immer radikalere Ächtung von Rauchern oder auf die Betroffenheitskultur des Country-Sängers Alan Jackson nach 9/11.

    "Oh yeah yeah yeah. 9/11. Thank you! I have a new CD out with all my 9/11-songs for sale right here!"

    Dramaturgisch nutzt "South Park" immer wieder das Konzept der "Kopplung": Thema A wird verbunden mit Thema B, wobei auf den ersten Blick beide nichts miteinander zu tun haben. Ein Beispiel: Die Finanzkrise und die Bergpredigt.

    "Alles, was Ihr wissen müsst, ist: Die Wirtschaft ist keine übernatürliche, allwissende Macht. Es ist nur eine Idee. Etwas, was die Menschen erfunden haben. Wirtschaft funktioniert nur durch Glauben. Ohne den Glauben bleiben nur Kreditkarten und Papiergeld."

    Der jüdische Junge Kyle Broflovski kämpft in dieser Folge gegen die Erwachsenen, die durch Konsumverweigerung die wegen der faulen Krediten verärgerte Wirtschaft wieder gnädig stimmen wollen - eine Wirtschaftsvorstellung nach dem Gott des Alten Testaments. Am Ende lädt Kyle als Jude jedermanns finanzielle "Schuld" auf sein Konto, um die Welt zu retten, nachdem er ein letztes Mal mit seinen Freunden gegessen hat. In der 15. Staffel aber lassen solche Geniestreiche bisher auf sich warten.

    Southpark läuft trotzdem erst mal weiter, wenn wohl auch mit schwankender Qualität, was für Fredereck Musall aber noch nicht zwingend das Aus der Sendung sein muss.

    "Vielleicht ist es wirklich dieses Moment, um das es geht: Ich komm' nach 15 Staffeln eigentlich an den Punkt: Was kann ich erzählen, was kann ich ausreizen - was kann ich aber vor allem ausreizen, wenn ich einer Gesellschaft den Spiegel vorhalte, die sich mittlerweile so sehr an dieses Bild gewöhnt hat, dass sie sich am Ende selber wahrscheinlich scheiße findet."