Mittwoch, 24. April 2024

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Spanische Journalisten in Burkina Faso getötet
"Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie unbedacht waren"

Bei Dreharbeiten zu einer Doku über Wilderei in Burkina Faso wurden zwei spanische Journalisten von einer Terrorgruppe getötet. Die Berichterstattung vor Ort sei immer ein Risiko, glaubt die Journalistin Bettina Rühl - doch investigativer Journalismus aus dieser Region sei von essentieller Wichtigkeit.

Text: Mike Herbstreuth / Bettina Rühl im Gespräch mit Antje Allroggen | 28.04.2021
Flagge Burkina Faso
Flagge Burkina Faso (Florian Schuh/dpa)
"Unsere Achtung gilt denen, die, wie sie, täglich mutigen und wichtigen Journalismus aus Konfliktgebieten betreiben" - so reagierte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez auf die Nachricht, dass in Burkina Faso zwei spanische Journalisten von der Extremistengruppe JNIM getötet wurden.
Der 43 Jahre alte Kriegsreporter David Beriáin und sein 47-jähriger Kameramann Roberto Fraile waren in einem Nationalpark in Burkina Fasos unterwegs, um dort eine Dokumentation über die Bekämpfung der Wilderei in der Region zu drehen. Sie waren Teil einer Gruppe von ca. 40 Personen, darunter Journalisten, Wildhüter, Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde und Soldaten. Bei dem Angriff wurde auch der Präsident einer Anti-Wilderei-Organisation getötet, zwei Soldaten wurden verletzt.

Hohes Risiko über Missstände vor Ort zu berichten

Die Region im Südosten Burkina Fasos, in der sich die Gruppe um Beriáin und Fraile aufgehalten hat, ist bekannt dafür, dass sich dort Terror-Milizen verstecken - in den letzten 72 Stunden kam es dort zu weiteren Angriffen. Deshalb sei es zwar riskant, in diese Region zu fahren, so die Journalistin Bettina Rühl, die selbst oft aus der Sahel-Zone berichtet. Aber Profis wie die beiden spanischen Journalisten seien gut vorbereitet und gingen dieses Risiko ein, um über die Missstände vor Ort berichten zu können.
"Viele islamistische Gruppen und andere organisierte Kriminalität finanzieren sich durch illegale Aktivitäten wie beispielsweise Wilderei oder Schmuggel. Und ich als Journalistin empfinde auch immer wieder das Bedürfnis, über diese Entwicklungen zu berichten, damit man sie auch versteht - und politisch darauf reagieren kann."

"Es braucht unabhängige Recherchen aus der Region"

Für diese Art von Berichterstattung müsse man aber vor Ort sein, glaubt Rühl. Nur so könne man die Zusammenhänge wirklich verstehen. Denn investigativer Umwelt-Journalismus aus Krisengebiet sei von großer Wichtigkeit. Recherchen wie die von Beriáin und Fraile seien essentiell, um die Lage vor Ort und das Handeln der Regierung zu hinterfragen.
"Insofern bin ich überzeugt, dass es unabhängige journalistische Recherchen braucht - natürlich mit aller Vorsicht, allen Vorkehrungen und Erfahrung, die nötig ist. Und die Kollegen waren sehr erfahren - man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie unbedacht waren."