Das Leben des Schlagerstars Ricky Shayne als Theaterstück

"Ich habe viel Schrott gesungen"

Der Sänger Ricky Shane (bürgerlich George Albert Tabett) bei einem Auftritt ca. 1986.
Der Sänger Ricky Shayne (bürgerlich George Albert Tabett) bei einem Auftritt ca. 1986 © imago/Horst Galuschka
Ricky Shayne und Stephan Geene im Gespräch mit Timo Grampes · 08.12.2017
Als Kind wollte er Rockstar werden, doch dann wurde Ricky Shayne blutjung zum Schlagerstar. Mit "Ich spreng alle Ketten" eroberte er 1967 die Charts. Später wurde er Kioskbesitzer. Eine Inszenierung im Haus der Kulturen der Welt zeigt jetzt Shaynes wechselhaftes Leben.
Rosa Hose, rebellischer Blick. Eine Mischung aus Teenie-Schwarm und Rockstar. Schon als 10-Jähriger war Regisseur Stephan Geene von Ricky Shayne fasziniert. Der jugendliche Schlagerstar hatte für ihn immer etwas Abgründiges. Mit dem Stück "mutwillig, Shayne" hat er dessen Leben als Schlagerstar, Teenieschwarm und Kioskbesitzer auf die Bühne gebracht. Ricky Shayne Musik habe etwas Düsteres, sagt Stephan Geene:
"Ich fand da war etwas sehr Dunkles. An 'Mamy Blue' ist ja auch etwas sehr Trauriges und Vergebliches, ein bisschen etwas so Abgrundmäßiges dran."

Schlagerstar statt Rockstar

In Kairo als George Albert Tabett geboren, träumte Ricky Shayne schon als Kind davon Rockstar zu werden. Doch dann wurde er 1967 mit nicht einmal 20 zum Schlagerstar. Der Song "Ich spreng alle Ketten" machte ihn in Deutschland auf einen Schlag berühmt. Das Lied passte wohl zum Zeitgeist, sang doch Ricky Shane voller Energie davon, mit allen Konventionen zu brechen:
"Ich spreng alle Ketten und sage: Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Ich weiß ich find das Glück finde ich ganz allein"
Unangepasst und geradeaus – so war Ricky Shayne auch im wahren Leben. Nicht immer machte er sich damit Freunde. Doch das war und ist ihm egal.
"Die meisten Menschen können nicht damit umgehen. Menschen gefällt es nicht, wenn jemand so direkt ist. Aber letztendlich ist mir das scheissegal. Ich sage trotzdem, was ich denke."
Vom Erfolg habe er nie geträumt, erzählt Ricky Shayne. Der habe sich einfach so ergeben. Als Teeniestar konnte er seinen ersten Ferrari in bar bezahlen. Dank seines Erfolges konnte er sich auch leisten, kein Blatt vor dem Mund zu nehmen. Doch der Erfolg hatte auch seine Schattenseiten.
"Ich habe etwas gelernt in der Showbranche: Wenn Sie erfolgreich sind und die Kasse stimmt, dann akzeptieren die Alles. Wenn die Kasse nicht stimmt, existieren sie nicht. Das ist das Problem."
Anfangs stimmte die Kasse von Ricky Shayne. Tausende Teenies sammelten fleißig Bravo-Poster und hängten sie sich über ihr Bett. Ricky Shanes Lieder stürmten die ZDF-Hitparade.
"Ich habe Erfolg gehabt und das ist fantastisch. Aber ich muss ehrlich sagen, ich habe viel Schrott gesungen"

"Du stirbst mit diesem verdammten Image"

In den 70er-Jahren wollte er sich schließlich von dem Image als Schlagerstar befreien und musikalisch neu erfinden. Doch das sei in Deutschland unmöglich gewesen, erklärt Ricky Shayne:
"Das Image, das du einmal in Deutschland hast, das lässt dich nie wieder los. Du stirbst mit diesem verdammten Image. Da interessiert es keinen, wer du bist. Du hast nicht die Chance, du selbst sein zu dürfen."
Auf der Suche nach sich selbst verließ Ricky Shayne Anfang der 70er-Jahre die deutsche Schlagerlandschaft. Er träumte davon, in den USA eine neue Karriere zu beginnen. Doch an die großen Erfolge konnte er nicht mehr anknüpfen. Jahrzehnte später kehrte er nach Deutschland zurück und eröffnete 2009 in Düsseldorf einen Kiosk.
Der Moderator Timo Grampes (l) hat Ricky Shane (r) im Studio des Deutschlandfunk Kultur getroffen.
Der Moderator Timo Grampes (l) hat Ricky Shane (r) im Studio des Deutschlandfunk Kultur getroffen.© Deutschlandfunk / Jörg Taszman
Kaleidoskopartig inszeniert Regisseur Stephan Geene diese wechselhafte Lebensgeschichte. Er verknüpft Szenen aus den 70er-Jahren mit Ricky Shayne heutiger Sicht auf sein Leben. Dargestellt wird der junge Ricky Shayne von seinen beiden Söhnen. In seinem Stück will Geene auch auf die unterschätzen musikalischen Fähigkeiten der frühen Schlagerstars aufmerksam machen.
"Es ist schon eine komplizierte Geschichte, die so wahnsinnig wenig aufgearbeitet ist. Wie diese Beat-Szene so langsam mit Schlager in Verbindung gebracht wurde. Wenn man da zum Teil die Texte wegdenkt, dann würde da schon ein ganz anderes Bild entstehen. Und dass das 1969 durch die ZDF-Hitparade so einen Turn bekommen hat in etwas Nationales, Heimeliges, das ist auch ein wenig tragisch für viele dieser Protagonisten. Eigentlich steckt da sehr viel anderes drin."
(mw)
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