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CDU-Regionalkonferenzen
Wettstreit um den Parteivorsitz

Auf acht Regionalkonferenzen können sich die Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz der CDU-Basis präsentieren. Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn bringen sich in Stellung - mit ganz unterschiedlichen Nuancen.

Von Mathias von Lieben | 15.11.2018
    Das Logo der CDU ist in Berlin an der CDU-Zentrale, dem Konrad-Adenauer-Haus, rot beleuchtet.
    Logo der CDU: Die Regionalkonferenzen beginnen. (picture-alliance / dpa / Maurizio Gambarini)
    Bevor Angela Merkel im Jahr 2000 neue CDU-Vorsitzende wurde, nutzte sie als Generalsekretärin das Format der Regionalkonferenzen, um an der Führungsspitze vorbei die CDU-Basis zu begeistern - und um ihre männlichen Rivalen sukzessive auszuschalten. Die Konferenzen wurden zu Gremien der Vorentscheidung durch die erfreute Basis.
    Ab heute stehen der CDU erneut insgesamt acht Regionalkonferenzen bevor, bevor Anfang Dezember der Parteivorsitz auf dem Parteitag in Hamburg neu vergeben wird. Beim Auftakt in Lübeck stellen sich am Abend die drei Kandidaten Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn CDU-Mitgliedern aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern vor. Danach geht es bis zum letzten Termin am 30. November in Berlin kreuz und quer durch die Republik. Der Modus: Jeder Kandidat hat zehn bis 15 Minuten Redezeit, bevor ein Moderator die Fragerunde mit den Mitgliedern eröffnet. Bis zu drei Stunden sind jeweils insgesamt vorgesehen.
    Kramp-Karrenbauer inszeniert sich als Frau der Mitte
    Annegret Kramp-Karrenbauer inszeniert sich als bodenständige Frau der Mitte, die im Saarland als frühere Ministerpräsidentin bereits reichlich Regierungsverantwortung sammeln konnte:
    "Und ich bringe eine sehr große Kenntnis der Partei ein, langjährige Regierungserfahrung und ich weiß, wie man aus der Opposition raus Mehrheiten gewinnen kann und wie man dann diese Mehrheiten gegen alle Widerstände verteidigt."
    Doch Kritiker werfen ihr vor, sie ähnele Angela Merkel zu sehr, sei eine Merkel light. Daher hat sie nachjustiert, ihren Widerstand gegen eine Ehe für alle erneuert und eine lebenslange Wiedereinreisesperre in den Schengen-Raum für straffällig gewordene und abgeschobene Migranten gefordert.
    Merz verspricht Aufbruch und Erneuerung
    Ihr Kontrahent Friedrich Merz verspricht Aufbruch und Erneuerung bei gleichzeitiger Rückkehr zu CDU-Kernthemen. So wurde er zur Projektionsfläche, obwohl er neun Jahre lang wenig Politik gemacht hat und in der freien Wirtschaft sehr viel Geld verdiente – oder gerade deswegen. Doch insbesondere seine Tätigkeit als Aufsichtsratschef des weltweit größten und umstrittenen Vermögensverwalters BlackRock sehen viele Beobachter kritisch. Zuletzt war auch dem als wirtschaftsliberal geltenden Merz daran gelegen, sein inhaltliches Profil zu erweitern:
    "Ich bin dafür, dass wir uns stärker engagieren in der EU."
    Sagte er noch gestern in einem Gespräch mit der "Bild"-Zeitung. Ein überzeugter Europäer also, der auch Wähler von der AfD zurückholen möchte und zugleich die Grünen als partnerfähig bezeichnet.
    Span positioniert sich als Mann des konservativen Flügels
    Der 38-jährige Jens Spahn, der als Mann des konservativen Flügels gilt, stellt sich in Abgrenzung zu dem 63-jährigen Merz und der 56-jährigen Kramp-Karrenbauer als wahre Kraft der Erneuerung dar, der Debatten anstößt und Reibung provoziert:
    "Aber so bin ich halt. Ich muss mich nicht korrigieren oder anpassen. Ich stehe mit meinem Angebot und damit möchte ich auch werben"
    Dazu gehört auch, dass Spahn die Migrationspolitik von Angela Merkel kritisiert und die Diskussion darüber für zentral hält, um das verloren gegangene Vertrauen der CDU-Wähler zurückzugewinnen.
    Drei Kandidaten, drei Profile, acht Regionalkonferenzen. Die CDU erwartet ein spannender Wettstreit.