Dandy-Politiker Jacob Rees-Mogg

Lümmeln für den Brexit

07:08 Minuten
Der Tory-Abgeordnete Jacob Rees-Mogg macht es sich am Dienstag auf einer Bank im Unterhaus gemütlich.
Tory-Abgeordneter Jacob Rees-Mogg steht für einen harten Brexit. Manchmal legt er sich dafür auch hin. © picture alliance / empics / House of Commons
Ulf Poschardt im Gespräch mit Max Oppel · 04.09.2019
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Der britische Abgeordnete Jacob Rees-Mogg gibt vor, während einer Debatte im Parlament zu schlafen – und wird dafür scharf kritisiert. Zu unrecht, findet Ulf Poschardt, und plädiert für mehr Ungehorsam und Lässigkeit in der Politik.
Mitten in einer Brexit-Debatte am Dienstagabend streckte sich der Chef des Unterhauses Jacob Rees-Mogg wie zu einem Nickerchen über die Bank. Die Szene ging in nur wenigen Stunden um die Welt und löste vor allem Empörung aus. Politiker der Grünen warfen dem konservativen Hardliner vor, sich mit seiner Körpersprache verächtlich gegenüber dem Parlament zu äußern.

Der Chefredakteur der Zeitung "Die Welt" Ulf Poschardt lobt hingegen Rees-Mogg für sein Nickerchen. Provokationen dieser Art wirkten befreiend in einer Welt der wachsenden Konformität und Opportunismen, so Poschardt.

Unverschämter Punk

"Als jemand, der den konservativsten Teil der Gesellschaft repräsentiert, einfach mal ein richtig unverschämter Punk zu sein, das ist wunderbar. Wer bei diesem Bild nur Aggressionen bekommt, der muss sich fragen lassen, ob er irgendwelche zwanghaften Verklemmungen in sich spürt, die das nicht ertragbar werden lassen."
Poschardt betont, dass er selbst den Brexit in der Sache für vollkommen falsch halte. Das hindere ihn jedoch nicht daran, "diese totale Lässigkeit und auch den Stil dieser Provokation" des Tory-Abgeordneten zu bewundern. Was Rees-Mogg mache, sei nichts anderes als eine körpersprachliche Unterstützung seines Premiers Boris Johnson.

Poetisches Potenzial

"Das Witzige daran ist ja, dass die vermeintlich progressive, links-liberale Öffentlichkeit genauso empört reagiert wie damals die Konservativen, als die Sex Pistols auf einem Boot 'God save the queen' gesungen haben. Es ist dieselbe Empörung, und die merken eigentlich gar nicht, was für eine langweilige, öde Reaktion das ist", so Poschardt.

Er selbst sei zunächst ebenfalls empört gewesen, als er von dem Vorfall hörte. Aber als er die Bilder sah, habe er ihr poetisches Potenzial erkannt. "'Thank god' haben wir Leute, die nicht alles so machen, wie man es von ihnen erwartet. Und schon gar nicht so, wie es die Deutschen gerne hätten."
(rod)
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