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Speerwurf-Olympiasiegerin 1952
Dana Zátopková: "Es ist besser, zu vergeben"

Am 21. November 2000 starb der berühmte tschechische Langstreckenläufer und vierfache Olympiasieger Emil Zátopek in Prag. Seine Frau Dana, Speerwurf-Olympiasiegerin von 1952, betont, wie wichtig es gewesen sei, den Deutschen so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu vergeben. Die heutigen Spiele erinnern sie eher an eine Show.

Von Thomas Purschke | 21.11.2016
    Der Langstreckenläufer Emil Zátopek und seine Frau, die Speerwerferin Dana Zátopková, haben bei den Olympischen Spielen 1952 zusammen vier Goldmedaillen gewonnen.
    Der Langstreckenläufer Emil Zátopek und seine Frau, die Speerwerferin Dana Zátopková, haben bei den Olympischen Spielen 1952 zusammen vier Goldmedaillen gewonnen. (imago - CTK Photo)
    Ihre Sternstunden erlebte das berühmte Sportler-Ehepaar Emil und Dana Zátopek bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki. Sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg durften auch die deutschen Sportler wieder mit am Start sein. Die heute 94-jährige Dana Zátopková, deren Vater zwei Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Buchenwald und Dachau, inhaftiert war und überlebte, sagte dazu dem WDR-Magazin "Sport inside":
    "Menschen können große Verwüstungen anrichten, aber diese darf man nicht in die eigene Seele eindringen lassen. Es ist besser, zu vergeben."
    Vier Mal Gold für die Zátopeks 1952
    Die Zátopeks waren froh, dass die Deutschen 1952 bei Olympia wieder mit dabei waren. Ihrem Ehemann, dem Ausnahmeläufer Emil Zátopek gelang damals in Helsinki das bis heute unerreichte Triple: Zátopek gewann die 5.000 Meter, 10.000 Meter und auch noch den Marathon. Eine Strecke, die er noch nie zuvor gelaufen war. Und seine Frau, Dana Zátopková holte in Helsinki Olympia-Gold im Speerwerfen.
    Über die 5.000 Meter wurde der Deutsche Herbert Schade Dritter. Eine Freundschaft begann in Helsinki zwischen den Zátopeks und Herbert Schade aus Solingen, die ein Leben lang fortbestand. Die Zátopeks waren oft in Solingen und auch bei zahlreichen Sportveranstaltungen in ganz Deutschland zu Gast.
    Gegner und Freunde
    Emil Zátopek, der wie seine Frau Dana mehrere Sprachen beherrschte, sagte 1988 über seinen einstigen Konkurrenten Herbert Schade:
    "Wir waren Gegner, aber auf der Aschenbahn sehr gute Freunde. Und muss ich sagen, dass die Freundschaft im Sport steht höher als all die Medaillen und Diplome."
    Spiele drohen, zum Zirkus zu verkommen
    Dana Zátopková, die vor 64 Jahren Olympia-Gold holte, ist bis heute eine aufmerksame Beobachterin des Sports geblieben. Und dessen, wozu er auch aus ihrer Sicht verkommen ist:
    "Ich habe natürlich die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro von Anfang bis Ende im Fernsehen verfolgt. Aber ich muss sagen: Der Sport als Kern der Spiele soll dabei im Mittelpunkt stehen. Wir müssen mittlerweile mehr denn je aufpassen, damit der Sport nicht zu einer Zirkusveranstaltung verkommt."