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Speichertechnologie
Die Sonne dauerhaft einfangen

Zu den zentralen Fragen der Energiewende zählt, ob sich erneuerbare Energien irgendwann in größerem Stil speichern lassen. Darüber diskutieren derzeit Ingenieure und Wissenschaftler auf der IRES-Konferenz in Berlin.

Von Philip Banse | 18.11.2013
    Auf der Konferenz in Berlin treffen sich drei Tage lang 500 Teilnehmer aus 40 Ländern, um über den Stand der Dinge und mögliche Fortschritte bei der Speicherung von Energie aus erneuerbaren Quellen zu sprechen. Peter Droege, Präsident des veranstaltenden Verbands Eurosolar, machte deutlich:
    "Wir haben kein Problem mit zu wenig Energie. Wir haben zu viel Energie und wissen nicht, was wir damit machen sollen, weil wir die falschen Techniken haben. Der Wind auf der Welt allein kann unseren Strombedarf fünf bis sieben Mal abdecken."
    Falsche Techniken meint: Wenn das Energiesystem komplett auf Sonne, Wind und andere erneuerbare Quellen umgestellt werden soll, muss man mit deren Einschränkungen umgehen können, das heißt, auch Energie liefern können, wenn kein Wind weht, keine Sonne scheint. Hier kommen die Speicher ins Spiel.
    Wenn überschüssige Energie gespeichert werden kann, kann man sie nutzen, wenn weder Wind noch Sonne Energie liefern. In industriellen Maßstab gibt es in Deutschland jedoch bisher eigentlich nur Pumpspeicher: Mit dem überschüssigen Strom wird also Wasser auf einen Berg gepumpt. Wenn Strom gebraucht wird, läuft das Wasser durch Turbinen wieder nach unten und erzeugt elektrische Energie.
    Wie man Speicher heute in kleinem Maßstab einsetzen kann, berichtet Jürgen Breit von den Stadtwerken Crailsheim: Mit Sonne wird in einer Neubausiedlung Wasser erhitzt, so könne 50 Prozent des Jahresbedarfs an Warmwasser und Heizung gedeckt werden. Wenn die Energie nur kurz gespeichert werden muss, etwa über Nacht, wird das warme Wasser in Wasserspeichern gelagert. Doch vor allem im Sommer entsteht ein großer Überschuss an Energie, weil die Sonnenwärme nur für Warmwasser, nicht aber für Heizung gebraucht wird. Diese Energie kann auch über Monate gespeichert werden, sagt Breit:
    "Das speichern wir in der Erde. Das ist so eine Felsformation, die durchlöchert wurde wie ein Schweizer Käse. Da wurden Erdsonden eingebracht, 60 Meter tief auf einem Durchmesser von 30 Metern. Und hier wird über Leitungen die Wärme in den Erdboden rein gebracht. Es wird kein Wasser rein gepumpt, sondern das ist ein geschlossener Kreislauf und die Wärme wird auf das Gestein übertragen."
    Der Fels wird also auf 60 Grad erhitzt. Diese Wärme kann im Winter dann wieder abgerufen werden. Das System funktioniere gut und werde weiter ausgebaut, sagt Breit:
    "Was man noch verbessern kann, ist noch die stärke Nutzung der Sonnenenergie im Sommer. Da wollen wir eine Verbindung schaffen zum existierenden Fernwärmenetz, über das wir eine Kälteerzeugung anbieten. Kälte aus Wärme, bei Industriekunden funktioniert das schon. Jetzt wollen wir da eine Verbindung schaffen, damit wir aus solarer Wärme Kälte erzeugen können. Das wäre das Optimum."
    Auch Eike Weber Professor am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme sieht in dezentralen Speichern eine große Zukunft. Heute würden Privathaushalte mit Solaranlagen gerade mal 30 Prozent ihres Stroms selber verbrauchen. Wenn man jedoch neuste Batterietechnik installiere, sehe die Bilanz anders aus:
    "Man bekommt das ganze System inklusive neuster Batterietechnik für 10.000 Euro. Dann haben sie zu Hause ein System, was ihnen 60 bis 80 Prozent ihres Bedarfs deckt und deswegen bin ich extrem dagegen, eigenproduzierten Strom zu besteuern."
    Denn durch eigenverbrauchten Strom würden die Stromnetze entlastet, der Investitionsbedarf sinke. Jürgen Breit dagegen von den Stadtwerken Crailsheim und damit Betreiber eines Stromnetzes, ist dafür, den eigenproduzierten Strom zu besteuern, um den Netzausbau zu finanzieren. Auch Menschen, die ihren Strom selber verbrauchen, seien auf moderne Stromnetze angewiesen:
    "Selbstverständlich sind die am Netz, weil sie sich nicht 100-prozentig autark versorgen können. Das Netz wird immer da sein müssen, um die gewisse Stabilität zu erzeugen und eine Reserve letztlich liefern zu können. Das Netz wird – sicherlich etwas angepasst – auch zukünftig notwendig sein."