Spiegel der Nostalgie

Die russischen Jünger des Andrej Tarkowski

Von Mario Bandi · 25.12.2016
Sieben Spielfilme drehte der russische Regisseur Andrej Tarkowski, bevor er im Dezember 1986 in Frankreich starb. Alle sieben zählen zu den 100 besten der internationalen Kinematografie. Tarkowski erfasst die Erinnerungen und Gefühle der sowjetischen Nachkriegsgeneration.
Dabei erzählt er radikal subjektiv: Mit assoziativen Bildern und Klängen stellt er seinen inneren Kosmos in den Kontext der Weltkultur. Ein Affront gegen den strikten Realismusbegriff der Kulturapparatschiks.
Eröffnung der Filmfestspiele "Zerkalo" in Pljoss
Eröffnung der Filmfestspiele "Zerkalo" in Pljoss© Filmfestspiele Zerkalo
Nahezu jede Uraufführung nach dem ersten Welterfolg, "Iwans Kindheit", war in der Sowjetunion von Verboten und Katastrophen begleitet. Im Rückblick jede Menge Stoff für Verklärungen, mit denen die widerstreitenden russischen Fangemeinden jeweils ihrem Tarkowski-Bild frönen.
Schauspielerin Alla Demidowa
Schauspielerin Alla Demidowa© Filmfestspiele Zerkalo
Es gibt nur wenige Menschen, die ihn gut kannten: Marina, seine Schwester, die den Bruder zur Ikone erklärt. Marianna Tschugunowa, seine Assistentin, die ihr umfangreiches Archiv wie einen geheimen Schatz hütet. Alla Demidowa und Alissa Freundlich - Hauptdarstellerinnen in "Der Spiegel" und "Stalker". Olga Surkowa, Filmwissenschaftlerin. Sie musste sich die Anerkennung ihrer Ko-Autorenschaft an dem Buch "Die versiegelte Zeit" gegen Tarkowski vor Gericht erstreiten.
Mario Bandi und Arsenij Tarkowskij, der ältere Sohn des Regisseurs.
Mario Bandi und Arsenij Tarkowskij, der ältere Sohn des Regisseurs. © Juri Feklistov
Ihr Archiv ersteigerte das Tarkowski-Museum in der Kleinstadt Jurjewetz, in deren Nähe der Regisseur geboren wurde. Hier und im winzigen Kurort Pljoss, wo alljährlich Filmfestspiele stattfinden, treffen die russischen Tarkowski-Jünger aufeinander.
Stadt Pljoss an der Wolga. 2016.
Stadt Pljoss an der Wolga. 2016.© Mario Bandi
Produktion: DLF/WDR/SWR 2016