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Spielerische Untersuchung

Im Kindergarten "Wunderwelt" in Wermelskirchen herrscht große Aufregung. Die Kinder müssen heute an einem Gruppensprachtest teilnehmen. Mit diesem Test will man herausfinden, welche Kinder in den zwei Jahren vor ihrer Einschulung zusätzliche sprachliche Förderung benötigen.

Von Svenja Üing | 23.08.2008
    "Jetzt ist die Greta dran. Dann kannst du das rote Püppchen mal bitte auf Dein Feld am Elefantenkäfig stellen. So und dann kannst Du mal eine Elefantenkarte nehmen und mir die geben."

    Die vierjährige Greta sitzt zusammen mit ihren Freundinnen Maja, Nora und Amelie um einen Tisch. Auf dem Tisch liegt das farbige Spielbrett von "Ein Besuch im Zoo" und Erzieherin Gaby Dittrich liest Greta die Aufgabe auf der Elefantenkarte vor:

    "Kannst Du uns mal erzählen, was Du da alles siehst? Was passiert denn da?

    Weiß nicht.

    Wie viele Elefanten siehst Du denn?

    Drei?"

    Der Spielplan bildet einen Tierpark ab und Greta soll beschreiben, was sie auf der Abbildung des Elefantengeheges alles entdecken kann:

    "Und was machen die?

    Einer hat eine Blume im Rüssel.

    Ja! Gut, dann hast Du auch eine Elefantenkarte."
    Als Belohnung bekommt Greta am Ende des Spielzugs die Spielkarte. Und dann geht es weiter im Uhrzeigersinn. Dabei ist die Bildbeschreibung nur eine von insgesamt vier Aufgaben. Außerdem müssen die Kinder vorgegebene Sätze und Fantasiewörter nachsprechen und konkrete Handlungsanweisungen auf dem Spielbrett ausführen. Die Aufgaben stehen auf den Elefanten-, Giraffen-, Tiger- und Delfinkarten:

    "Dann nimmt die Maja jetzt mal ihr blaues Püppchen und geht mal weiter zum nächsten blauen Punkt, den Weg lang. So, und dann kannst du mir bitte die blaue Giraffenkarte geben. Jetzt kannst du der kleinen Giraffe einen Namen geben. Ich sage Dir es jetzt vor. Ich rufe zuerst und dann kannst Du rufen. Gula. Gula. Fari. Fari. Mmmh, die reagiert gar nicht. Vielleicht beim nächsten: Klediga. Klediga. Fupalomi. Fupalomi."
    Während Maja, Greta, Nora und Amelie die einzelnen Aufgaben lösen, protokolliert im Hintergrund eine Grundschullehrerin ihre sprachlichen Fähigkeiten. Die Art und Weise, wie die Mädchen Fantasie-Sätze nachsprechen, soll beispielsweise offen legen, wie weit sie die grammatischen Regeln deutscher Satzstrukturen bereits verinnerlicht haben:

    "Und jetzt haben wir auch für dich zwei Quatsch-Sätze: Morgens füttert das kluge Bett einen Teppich. Das ist wirklich Quatsch, ne?

    Ja!

    Wenn die Tür weint, kriecht sie in den Tag. Nora, bitte schön. Hast sie dir verdient."
    Am Ende des spielerischen Sprachtests, der an der Universität Dortmund entwickelt wurde und etwa eine halbe Stunde lang dauert, liegt für alle Kinder ein Ergebnisprotokoll vor. Daraus ergibt sich, wer ein paar Wochen später noch einen Einzeltest ablegen muss. Und nach diesem Einzeltest steht dann fest, welche Kinder in den zwei Jahren vor ihrer Einschulung zusätzliche sprachliche Förderung benötigen.