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Sportausschuss
Nach dem Referendum: Der Sport muss liefern

Das gescheiterte Olympia-Referendum in Hamburg hat in Berlin auch beim Sportausschuss des Bundestages für Gesprächsstoff gesorgt. Eine Erklärung für das Nein der Hamburger: Fehler beim organisierten Sport.

Von Daniel Bouhs | 02.12.2015
    Özcan Mutlu (Grüne), Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Sportausschusses spricht im Bundestag
    Özcan Mutlu (Grüne), Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Sportausschusses (dpa/picture alliance/Lukas Schulze)
    Wenn Eberhard Gienger – einst Weltmeister am Reck, nun sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion – daran denkt, dass Hamburg Olympischen Spielen nun doch keine Chance gibt, ist er regelrecht empört. "Ich glaube, dass die Hamburger für eine weltoffene Stadt doch recht viel Kleinmut gezeigt haben, denn das Konzept, das die Hamburger auf die Beine gestellt haben, war in meinen Augen großartig."
    Was beim Referendum aber eben mehr als die Hälfte der abstimmenden Hamburger Bevölkerung nicht so sah. Wie viele schreibt Gienger nicht zuletzt dem organisierten Sport die Schuld zu, dessen Skandale mit deutschen Tugenden kaum in Einklang zu bringen seien. Aber auch die Bewerber-Gesellschaft habe offensichtlich Fehler gemacht: "Ich glaube auch, dass die Finanzierung, die in Hamburg noch nicht ganz gestanden hat, mit auch einen Ausschlag gegeben haben dürfte. Der Hamburger Rechnungshof hat ja dargestellt, dass die Finanzierung nicht geklärt ist, dass es viele offene Punkte gibt."
    Enttäuschung auch bei den Grünen, die sich eigentlich gegen Mega-Events positionieren. "Also ich denke, dass es an dem Konzept nicht gescheitert ist, weil das gut war und das hätte der Sportwelt zeigen können, wie man nachhaltige, transparente Spiele durchführt", sagt der sportpolitische Sprecher Özcan Mutlu. Auch er sieht nun vor allem die Verbände in der Pflicht. "Das heißt, alles dafür tun, dass die Glaubwürdigkeit wieder hergestellt ist und dass man auch mit dem DFB, aber auch dem DOSB zeigt, dass man einen echten Reformwillen hat. Dass man tatsächlich bereit ist, innerhalb der FIFA, innerhalb des IOC für echte Reformen sich einzusetzen. Bisher höre ich nichts."
    Erst das Aus der Olympia-Bewerbung für München, nun für Hamburg – inzwischen ist auch in der Politik den Sportfans klar: Mit dem gegenwärtigen Olympischen Geist geben sich die Bürger nicht ab. Ihr Signal ist nicht zu übersehen: Sport-Großveranstaltungen haben hierzulande nur dann wieder eine Chance, wenn ihre Verbände wieder unverdächtig sind.