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Sportförderung
Clusterung nach Medaillenträchtigkeit?

Seit Monaten wird darüber diskutiert, wie die Spitzensportförderung in Deutschland neu aufgestellt werden kann. Bleibt es bei der Förderung in der Breite oder konzentriert man sich auf medaillenträchtige Disziplinen? Ein internes Papier gibt bereits einen Fingerzeig, wohin die Entwicklung gehen könnte.

Von Robert Kempe | 08.06.2016
    Zu einer Sondersitzung ist am 02.09.2013 im Marie-Elisabeth- Lüders-Haus in Berlin der Sportausschuss zusammen gekommen.
    Der Bundestags-Sportausschuss bei einer seiner Sitzungen. (picture alliance 7 dpa / Rainer Jensen)
    An diesem Freitag kommen in Frankfurt die Spitzenverbände des deutschen Sports zusammen. Ein zentraler Punkt auf der Tagesordnung: die Reform des Leistungssports. Seit Monaten Geheimsache, verhandelt zwischen dem Dachverband DOSB und dem Bundesinnenministerium. Über erste Inhalte berichtete der Deutschlandfunk vor einigen Wochen.
    Die Förderung soll sich auf Athleten mit Medaillenpotenzial konzentrieren. Sportarten mit Erfolgschancen sollen im Fokus stehen. Doch das sorgt für Unmut bei den Verbänden. Denn immer noch ist unklar, ob und wie Verbände, die kaum Medaillenchancen haben, finanziell gefördert werden.
    Besonders brisant: Ein internes Protokoll des Sportausschusses
    Für Zündstoff könnte nun ein internes Protokoll des Bundestagssportausschusses von einer Sitzung am 24. Februar 2016 sorgen, das dem Deutschlandfunk vorliegt. Eingeladen damals zum Tagesordnungspunkt "Sachstand zur Reform der Spitzensportförderung" Vertreter des BMI und des DOSB. Laut Protokoll führte Dirk Schimmelpfennig, DOSB-Vorstand für Leistungssport, in der Sitzung aus, dass es in Zukunft eine Clusterung geben solle, "die die einzelnen Sportarten und Disziplinen in ihrer Förderungswürdigkeit" darstelle. Auf dieser Grundlage wolle man fördern. "Denkbar wäre", so heißt es in den protokollierten Aussagen Schimmelpfennigs weiter, "dass es keine Förderung gäbe, wenn bei einer Sportart auf Sicht kein Potenzial da wäre. Kein Potenzial auf Sicht könne in der Konsequenz keine Förderung bedeuten." Klare Worte des Interessenvertreters aller Sportverbände vor den Parlamentariern.
    Der DOSB plant demnach eine fundamentale Neuausrichtung des deutschen Sports. Weg von einem breiten Spitzensport und Verbandssystem in Deutschland. Das Ziel: Mehr Medaillen. Reichlich Diskussionsstoff für das Treffen der Verbände Ende der Woche.