Freitag, 29. März 2024

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Dlf-Sportgespräch
"Wir müssen die Glaubwürdigkeit des Sports zurückgewinnen"

Clemens Prokop ist Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Doch er gibt diesen Posten auf. Er blickt auf eine 17 Jahre lange Karriere zurück. Über Doping, Funktionäre und die Zukunft der Leichtathletik spricht Prokop im DLF.

Clemens Prokop im Gespräch mit Klaas Reese | 05.11.2017
    Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV)
    Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) (picture alliance / dpa / Jens Wolf)
    Clemens Prokop sieht die deutsche Leichtathletik gut aufgestellt. Die Deutsche Meisterschaft sei ein super Produkt, dem nur entprechender Platz in der Berichterstattung eingeräumt werden müsse: "Im Sommersport sind wir nach wie vor die Nummer 1 neben dem Fußball."
    Auch leistungsmäßig hält Prokop die deutsche Leichtathletik für international konkurrenzfähig. Allerdings kritisiert er die Jagd nach Rekorden. Wenn schon Rekordwut, dann müsse diese unter gleichen Bedingungen stattfinden, das betreffe vor allem das Ausmaß der Dopingkontrollen.
    Chancengleichheit als Grundbedingung
    Jetzt müsse die Glaubwürdigkeit der Leichtathletik zurückgewonnen werden. Prokop fordert, dass die Athleten nur an großen Wettkämpfen teilnehmen dürfen, wenn sie im Training pro Jahr mindesten viermal getestet worden sind.
    Russland habe beim Thema Doping viel Kredit verspielt. "Russland kann nicht rehabilitiert werden. Russland kann eine neue Chance bekommen, wenn es ein Kontrollsystem einführt, das den Namen verdient." Ob es inzwischen zur Chancengleichheit zwischen westlichen Nationen und Russland gekommen sei, bezweifelt Prokop.
    Mühseliger Kampf um die Zukunft des Sports
    In seiner 17 Jahre langen Karriere habe er mit vielen Sportfunktionären zusammengearbeitet. Einige Personen seien integer und vorbildlich, anderen fehlten diese Eigenschaften. Mann müsse den Kampf um die Durchsetzung der neuen Maßstäbe führen, auch wenn dieser oft sehr mühselig sei. "Funktionäre, die den Sport als Basis für Korruption und Betrug sehen und leben, dass sind die Totengräber des Sports."
    Die Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr hält Prokop für eine große Chance. Über solche Großveranstaltungen könnten sich junge Leute für die Leichtathletik begeistern. Außerdem wolle man mit der EM auch eine politische Botschaft senden: "Wir wollen für Europa und Werte wie Solidarität und Zusammengehörigkeit werben."
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.