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Sportpolitik
Kampf der Sportler um ihre Rechte

Das "Ice Derby" ist die Idee eines südkoreanischen Unternehmens, das auch in der Glücksspielindustrie international tätig ist. Auf einer 220-Meter-Bahn sollen dabei die weltbesten Eisschnellläufer und Shorttracker aufeinandertreffen. Aber der Weltverband ISU will ihnen den Start verbieten. Zwei Niederländer haben jetzt Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingelegt.

Von Heinz Peter Kreuzer | 19.11.2014
    Flaggen der Europäischen Union vor dem Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel, Belgien (14.5.2012)
    Flaggen der Europäischen Union vor dem Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel (picture alliance / dpa / CTK Photo / Vit Simanek)
    Die Europäische Kommission entscheidet dabei über die Frage, wem gehört der Sport, dem Athleten oder den Verbänden. In der Vergangenheit hat die Behörde in der Regel für den Sportler entschieden. Deswegen hat die Beschwerde von Eisschnelllauf-Olympiasieger Mark Tuitert und Shorttrack-Staffel-Weltmeister Niels Kerstholt aus den Niederlanden gute Aussichten. Für Mark Tuitert der letzte Ausweg, denn die Macht der ISU sei so stark, dass der Schritt zur EU-Kommission die einzige Möglichkeit sei, etwas zu erreichen. Der Münchner Rechtsanwalt Mark E. Orth sieht gute Chancen für die Beschwerde:
    "Ich würde dem Verband aber dringend abraten, weil es eben ein Missbrauch marktbeherrschender Stellung ist. Das hat die Kommission in anderen Fällen auch schon festgestellt und dann gehen die Beteiligten, die Sanktionen verhängen, das Risiko ein, dass sie selber eine Ordnungswidrigkeit begehen der Bußgeldbewehrt ist und auch Schadensersatzansprüche nach sich zieht. Also da ist den Sportlern nur zu empfehlen, die Personen, die die Sanktionen verhängen, in Haftung zu nehmen."
    Für Funktionäre und Verbandsrichter kann das teuer werden. Und die Chancen für die Athleten stehen gut. Denn in der Vergangenheit hat der Europäische Gerichtshof bei ähnlichen Sachverhalten eindeutig entschieden – gegen die Verbände. So eindeutig, dass die schwedische Kartellbehörde bei einem vergleichbaren Fall darauf verzichtet hat, den EuGH erneut zu befragen. Für Rechtsanwalt Mark E. Orth ist die Entscheidung gegen den griechischen Motorsport-Verband ein Präzedenzfall. Nach dem nationalen Gesetz durften konkurrierende Motorsport-Veranstaltungen nur mit Erlaubnis des Verbandes veranstaltet werden:
    "Das betrachtete der EuGH als Missbrauch marktbeherrschender Stellung und diese Entscheidung wird als Präzedenzfall vom schwedischen Gericht herangezogen."
    EU-Kommission beschäftigte sich bereits mit ähnlichem Fall
    Die großen Sport-Veranstalter in Europa waren da vorsichtiger, die Formel 1 wurde schon von der Europäischen Kommission sanktioniert:
    "Die Europäische Kommission hat sich im Rahmen der Formel 1 auch schon einmal mit dieser Fragestellung beschäftigt. Und damals hat sich die Kommission klar ausgesprochen, dass sie es für missbräuchlich hält, wenn der Veranstalter der Formel 1 Rennstrecken daran hindert, Rennen zu veranstalten, die nicht unter der Ägide dieses Veranstalter stattfinden, sie also exklusiv zu binden. Und wenn es dort ein Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung ist, dann kann für die Fußball-Verbände nichts anderes gelten."
    Die Europäische Fußball-Union hat es bisher nicht auf eine Entscheidung aus Brüssel ankommen lassen. Ende der 1990er Jahre plante die Sportrechteagentur Media Partners International Limited aus dem Umfeld des italienischen Medientycoons Silvio Berlusconi eine Europa-Liga. Mit einem Etat von zwei Milliarden D-Mark sollten die europäischen Top-Vereine geködert werden. Rechtsanwalt Orth erinnert an diesen Fall. Der UEFA und der Premier League wurde vorgeworfen, einem konkurrierenden Veranstalter, der eine Champions League ähnliche Veranstaltung aus der Taufe heben wollte, zu behindern.
    Und diese Medienanstalt hat dann Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingelegt, und die UEFA war dann sehr bemüht darzulegen, dass man keine Drohung und keine Sanktion ausgesprochen hätte. Also die haben sich etwas vernünftiger verhalten und sind dann einer Sanktion ausgewichen.
    Die UEFA löste das Problem auf ihre Art. Sie zog es vor, ihre Wettbewerbe für die Vereine attraktiver zu machen. Die Teilnehmerfelder wurden vergrößert und die Prämien erhöht.