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Sportpolitik
Mehr Geld für den Spitzensport

Der Spitzensport kann mit acht Millionen Euro mehr im Jahr planen, das hat Thomas de Maiziere angekündigt. Die Forderungen des Deutschen Olympischen Sportbunds hat der Bundesinnenminister damit aber nicht annähernd erfüllt.

Von Robert Kempe | 16.03.2014
    Es ist ein deutlicher Zuwachs den das Bundesinnenministerium dem Sport zukommen lässt. Unerwartet und überraschend. Denn vor drei Monaten klangen die Statements aus dem BMI anders:
    "Es kann nicht sein, das aus höher, schneller, weiter - höher, schneller, weiter, teurer wird – und zwar ständig.“
    Mit klaren Worten erteilte der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich massiven Mehrforderungen des organisierten Sports eine klare Absage. Sein Haus plante die Sportförderung in 2014 gar zurückzufahren. 128 Millionen sollten es sein. Doch aus weniger wird nun auf einmal mehr: 139 Millionen für den Spitzensport in diesem Jahr. Ein Unterschied von 11 Millionen Euro in den Etatplanungen.
    "Das in dieser kurzen Zeit und mit dieser Differenz in dem Betrag – zu erst gesenkt und jetzt doch sehr stark erhöht – können wir auf alle Fälle nicht verstehen."
    Wundert sich die grüne Sportpolitikerin Monika Lazar. Die größten Erhöhungen gibt es bei den Projektmitteln im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio 2016 und der wissenschaftlichen Unterstützung der Sportler. Auch der Behindertensport erhält mehr Geld. Die Erhöhungen sollen auch für die kommenden Jahre gelten. Im Haushalt seien Mittel frei geworden, begründet Ole Schröder den Anstieg der Förderung. Schröder ist Staatssekretär im BMI und für den Sport zuständig. Nach der Bereitstellung der Mittel hat der CDU-Politiker klare Erwartungen an den deutschen Sport.
    "Wir brauchen mehr Transparenz aber auch mehr Zielgenauigkeit im Bereich der Spitzensportförderung. Wir haben uns in den ersten Gesprächen mit dem deutschen Spitzensport darauf verständigt, dass genau das geleistet wird.“
    Transparenz und Zielgenauigkeit – nicht unbedingt die Stärken des Deutschen Olympischen Sportbunds. Der DOSB verteilt die Steuergelder an die Verbände. Die Entscheidungen sind für die Öffentlichkeit nicht nachzuvollziehen – die Verhandlungen finden im Verborgenen statt. Die dort ausgemachten Medaillenkorridore werden im großen Stil verfehlt, wie zuletzt bei den Winterspielen in Sotschi. BMI-Staatssekretär Schröder fordert nun:
    "Dass die bisherige Konzeption überdacht wird. Dass nicht nur nach solchen großen Spielen deutlich kommuniziert wird, dass es Veränderungen geben muss, sondern dass man auch die Kraft entwickelt, das gemeinsam umzusetzen. Das ist natürlich nicht einfach. Am einfachsten für alle ist es, es bleibt so wie es ist, und nach vier Jahren beklagen sich dann alle, dass die gesetzten Ziele nicht erreicht wurden, und dass man weiter zurückfällt. Das kann es meines Erachtens nicht sein. Sondern es ist jetzt notwendig, mit den acht Millionen Euro, die es zusätzlich gibt, die Strukturveränderungen anzugehen.“
    Also acht Millionen Euro als eine Art Ansporn für deutsche Sportfunktionäre? Der Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat bereits angekündigt, die Struktur des deutschen Spitzensports reformieren zu wollen. Im Gespräch sind Zentralisierungen. Olympiastützpunkte könnten schließen und sich die Förderung auf Sportarten begrenzen, die Medaillen bei Olympia versprechen. Die fertige Ausarbeitung wird noch Monate dauern. Für die Grüne Monika Lazar kommt die Etaterhöhung daher zu früh:
    "Einfach nur mehr Geld ohne Konzept? Das lehnen wir ab. Wir wollen schon wissen wofür der Minister das Geld einfach ausgeben will. Deshalb können wir das nicht nachvollziehen, und werden da kritisch nachfragen. Wenn wirklich nichts hinterlegt wird, werden wir diese Erhöhung ablehnen. Denn wir wollen da schon genau hinschauen: Was wird geändert? Was wird feinjustiert? Dann können wir gerne darüber reden. Aber einfach zu sagen: Wir erhöhen erst einmal, obwohl alle ansonsten sparen müssen und es gibt keinerlei Konzepte, das geht auf alle Fälle so nicht. Das werden wir der Regierung nicht durchgehen lassen.“
    Viel diskutiert wurde zuletzt auch immer wieder um die Finanzierung der klammen Nationalen Anti-Doping-Agentur. Im Koalitionsvertrag verständigten sich Union und SPD darauf, die Finanzierung der NADA langfristig sicherzustellen. In den Jahren zuvor wurde um die Finanzierung andauernd gerungen. In den Haushaltsverhandlungen wurde die Förderung stets auf 3,4 Millionen Euro erhöht. Soviel plant das BMI für die Dopingbekämpfung nun von vornherein ein. Die Mittel sollen im nächsten Jahr weiter steigen, sagt nun Staatssekretär Schröder.
    "Wir werden jetzt unserer Verantwortung gerecht, in dem wir jetzt im Jahr 2014 eine Million mehr zur Verfügung stellen und für das Haushaltsjahr 2015 weitere 1,25 Millionen Euro. Der Sport seinerseits muss dann natürlich auch seiner Verantwortung gerecht werden und die Finanzierung entsprechend aufstocken. Problematisch ist, dass die Länder ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, anders als das ursprünglich vorgesehen war. Der Bund aber trägt seinen Teil bei.“
    Auch der organisierte Sport soll also demnächst noch mehr zur Dopingbekämpfung beisteuern. Bei deutschen Sportfunktionären wird das zu Diskussionen führen. Die höheren Fördermittel gibt es aber offenbar nicht umsonst.