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Sportrechteinhaber beIN Sports
"Katar hat gigantische Summen in das Unternehmen gepumpt"

Das katarische Unternehmen beIN Sports besitzt die Übertragungsrechte für die Handball-WM 2017. Der Generaldirektor des Unternehmens, Nasser Al-Khelaifi, ist nicht nur Präsident von Paris Saint Germain, er hat zahlreiche weitere Verflechtungen im Sport. In Sport zu investieren, sei eine auf Jahre angelegte Strategie des Staats Katar, sagte Frankreich-Korrespondent Hans Woller im DLF.

Hans Woller im Gespräch mit Thorsten vom Wege | 15.01.2017
    Ein Mikrofon von beIN Sports im Stadion von RC Lens in Frankreich.
    Ein Mikrofon von beIN Sports im Stadion von RC Lens in Frankreich. (imago - PanoramiC)
    BeIN Sports ist das katarische Unternehmen, das vom Handball-Weltverband die internationalen Übertragungsrechte für vier Handball-Weltmeisterschaften erworben hat, darunter das Turnier der Männer, das derzeit stattfindet, und das der Frauen im Dezember in Deutschland. Das Turnier wird nicht im TV übertragen, da die öffentlich-rechtlichen Sender nicht garantieren konnten, Zuschauer im Ausland von der Übertragung auszuschließen. Das jedoch hatte beIN Sports gefordert. Daher wird die Handball-WM ausschließlich im Livestream von einem Sponsor des Deutschen Handball-Bundes übertragen.
    BeIN Sports Unternehmen sei als Tochter des Fernsehsenders Al Jazeera gegründet worden und für den Mittleren Osten und Nordafrika ausgerichtet gewesen, sagte Woller. Der Generaldirektor des Unternehmens, Nasser Al-Khelaifi, sei ein enger Jugendfreund des Emirs von Katar, der auch zum Minister ohne Portefeuille gemacht wurde. Erst 2012 habe das Unternehmen international expandiert und einen Ableger in Frankreich gegründet. In Frankreich sei dann "in Rekordzeit" ein Pay-TV-Kanal aus dem Boden gestampft worden.
    Egal, ob rentabel oder nicht
    Katar habe direkt gigantische Summen in das Unternehmen gepumpt und in Frankreich die Rechte für die Fußball-Europameisterschaft, die WM, die erste und zweite Liga und die Champions League gesichert. Dabei sei egal gewesen, ob das Geschäft rentabel oder nicht gewesen ist - es seien erst einmal 1,1 Milliarden Euro Verluste erwirtschaftet worden. Der Kanal habe drei Millionen Abonnenten, um rentabel zu sein, müssten es aber eigentlich fünf Millionen sein, so Woller.
    Diese Investition sei aber "Teil einer auf Jahre angelegten Strategie", bei der Sport als Wirtschaftsfaktor nach dem Ende des Ölzeitalters gesehen werde. Man hole auch in der Regel eine internationale Sportgroßveranstaltung pro Jahr ins Land. In dieser Strategie sei beIN Sports nicht zu vernachlässigen.
    Al-Khelaifi: viele Funktionen im Sport
    Der Generaldirektor Nasser Al-Khelaifi ist nicht nur Präsident von PSG. Er habe in der Welt des Sports noch eine Reihe anderer Funktionen inne, erläuterte Woller. Er sei Chef von Qatar Sports Investment, dem Investmentfonds, der Sportclubs, Übertragungsrechte und Sportveranstaltungen aufkaufe. Zudem sei er Mitglied des FIFA-Organisationskomitee für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und Vizepräsident des westasiatischen Tennisverbandes.
    Zudem habe er gute Verbindungen in die hohe Politik in Frankreich. Bei einem inzwischen berühmt gewordenen Treffen mit dem damaligen französischen Präsidenten Sarkozy, dem Emir von Katar, Al-Khelaifi und Ex-UEFA-Chef Platini wurde die Übernahme von Paris Saint-Germain durch Katar abgesegnet. Zudem soll Michel Platini bei diesem Treffen davon überzeugt worden sein, für Katar als Ausrichter der Fußball-WM 2022 zu stimmen.
    Die Frage sei, wie lange der Staat Katar bereit ist, in den Sportrechtemarkt zu investieren. Wollers Einschätzung: mindestens bis zur WM 2022 im eigenen Land.
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.