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Sprit für den Zyklon

Der Zyklon Yasi ist der schlimmste Wirbelsturm in der Geschichte Australiens. Seine gewaltige Größe verdankt er nicht nur dem Klimaphänomen La Nina, sondern auch dem im Klimawandel immer wärmer gewordenen Pazifik.

Von Volker Mrasek | 02.02.2011
    "Welcome to the Bureau of Meteorology Tropical Cyclone Information Service for the Northern Territory ..."

    Das ist im Moment sicher eine der am häufigsten gewählten Rufnummern in Australien. Der nationale Wetterdienst hat sie eigens freigeschaltet, für seine aktuelle Unwettervorhersage und -warnung. In dieser Weltregion heißen Wirbelstürme Zyklone.

    Noch gestern, am Dienstag, gingen die Meteorologen davon aus, dass der Zyklon Yasi die Stärke 4 haben würde, wenn er auf die Küste von Queensland im Nordosten Australiens trifft. Schon dann hätte man einen Megasturm erwarten müssen. Doch am Ende erreichte Yasi sogar Stärke 5 - die höchste Stufe, die es auf der Skala der Wirbelstürme gibt. Solche Monster rotieren mit Windgeschwindigkeiten von 280 Kilometern pro Stunde und mehr. Deshalb sind sie so verheerend.

    Dass der Wirbelsturm so gewaltig werden konnte, hat zwei wesentliche Gründe.

    Der eine heißt La Nina. Das ist eine natürliche Kaltphase im tropischen Ostpazifik, die alle paar Jahre auftritt. Diesmal ist sie ziemlich kräftig ausgeprägt. Während das Meer vor der chilenischen Küste dann vergleichsweise kühl ist, sind andere Bereiche des Pazifiks wärmer als sonst. So auch die Korallensee vor Queensland, wo sich Yasi zusammenbraute. So konnte der Zyklon auf seiner Zugbahn zuletzt noch einmal richtig Kraft tanken. Denn Wirbelstürme saugen ihre Energie aus dem Ozean. Je wärmer er ist, desto mehr Wasser verdunstet an seiner Oberfläche. Das ist zusätzlicher Sprit für jeden Zyklon.

    Es gibt aber noch etwas, was die Meeresoberflächentemperaturen vor Australien prinzipiell steigen lässt. Der Physiker Michael Raupach von der staatlichen Forschungsorganisation CSIRO:

    "Wir stecken ja gerade mitten in einem Klimawandel. Im 20. Jahrhundert hat sich die Atmosphäre global um 0,6 bis 0,8 Grad Celsius erwärmt. Dieser Trend macht auch vor dem Pazifik nicht halt. Er führt dazu, dass die Temperatur des Oberflächenwassers spürbar steigt."

    Für das vergangene Jahr meldete der nationale Wetterdienst erst kürzlich neue Rekordwerte. Auch das Meer rund um Australien hat sich demnach inzwischen um mehr als ein halbes Grad Celsius erwärmt.

    Eine ausgeprägte La-Nina-Phase im Pazifik, gepaart mit dem Erwärmungstrend in Atmosphäre und Ozean - so kann es zu einem Rekord-Wirbelsturm kommen, wie er jetzt Queensland heimsucht.

    In dem Moment, wo er über Queensland hinwegzieht, wird Yasi nach und nach schwächer. Denn über Land fehlt ihm der Energienachschub, den er vorher über dem Ozean noch hatte. Der Wetterdienst rechnet damit, dass von dem Zyklon ab morgen deshalb keine Gefahr mehr ausgeht.

    Doch Yasi könnten weitere Megastürme folgen. Die australischen Meteorologen rechnen diesmal mit einer besonders aktiven Wirbelsturm-Saison. Normal sind im Nördlichen Territorium zwei bis drei Zyklone in der Zeit zwischen Dezember und März. Diesmal könnten es aber bis zu fünf werden, so der Saisonausblick der Experten.

    Für die Bevölkerung von Queensland ist das Jahr der Katastrophen also womöglich noch nicht ausgestanden.