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Spürhunde erschnüffeln Mahagoni

Im Kampf gegen den illegalen Tropenholzschmuggel ist Australien auf den Hund gekommen: In einer Hundeschule in der Nähe von Sydney werden schon Welpen darauf trainiert, schnüffelnd Tropenhölzer von anderen Holzsorten zu unterscheiden.

Von Andreas Stummer | 30.03.2012
    Leinen los in der Hundeschule von Steve Austin in Dural, einem Vorort von Sydney, etwa 45 Autominuten nordwestlich der City. Hündin Jarrah ist zwei Jahre alt, Welpe Willow gerade einmal zehn Wochen. Doch beide sind in ihrem Element.

    Ein Befehl genügt und die zwei Englisch Springer Spaniel laufen auf drei kleine Stapel mit verschiedenen Holzblöcken zu. Vor jedem bleiben sie stehen, schnüffeln - und weiter zum nächsten. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis beide Hunde ihre Nase immer wieder in Stapel Nummer Zwei stupsen. Solange bis sie ein rot-braunes Stück Holz gefunden haben: Mahagoni. Aufgeregt laufen Jarrah und Willow zurück zu Steve Austin.

    Herrchen Steve ist zufrieden. Mission erledigt. Zur Belohnung dürfen Jarrah und Willow einem Tennisball hinterherjagen.

    Steve Austin ist Australiens Hundeflüsterer. Seit Jahren bildet er für Zoll- und Umweltbehörden Schnüffel- und Artenschutzhunde aus, die auf Kommando alles aufspüren, worauf sie trainiert sind: Drogen, Sprengstoff, Obst oder Termiten, Kaninchen, Pinguine und Kröten, Pflanzenschutzmittel oder Tierprodukte. Sein letzter Auftrag aber war bisher auch sein schwerster. Denn im Kampf um den weltweiten Tropenholzschmuggel ist man beim WWF Deutschland auf den Hund gekommen:

    "Die deutschen Naturschützer fragten mich: Kannst du Spürhunde so trainieren, dass sie bestimmte Hölzer von anderen Holzarten unterscheiden können ? Gemeint waren: verbotene Tropenhölzer. Zuerst dachte ich: Das ist unmöglich – so gut ist keine Hundenase. Aber ich wollte es zumindest versuchen. Wir besorgten uns Tropenholz und ich begann mit dem Training."

    Erst förderte Steve den Spieltrieb der beiden Hunde, dann richtete er sie monatelang auf den Geruch von amerikanischem Mahagoni ab. Einem begehrten, aber streng geschützten Edelholz, das ohne Einfuhrgenehmigung aus illegalen Waldrodungen in Mittel- und Südamerika in die ganze Welt geschmuggelt wird. Meistens versteckt in Frachtladungen handelsüblicher Hölzer. Optisch sind die verschiedenen Holzarten kaum auseinanderzuhalten. Steves Spürhunde aber haben den richtigen Riecher:

    "Wir gewöhnten die Hunde an den Geruch des verbotenen Tropenholzes. Ich war überrascht, wie schnell sie lernten, zwischen dem illegalen Mahagoni und erlaubten Holzsorten zu unterscheiden. Sie fanden das Schmuggelholz, selbst wenn es lackiert oder bearbeitet war. Auch wegen der Belohnung: Denn jedes Mal wenn sie den speziellen Geruch dieses Holzes erkennen, heißt das für sie: Freizeit mit dem Tennisball."

    In der Hundeschule haben Jarrah und Willow, benannt nach zwei australischen Edelholzsorten, eine 100-Prozent-Erfolgsquote. Der nächste Schritt ist, sie dort zu testen, wo geschmuggeltes Mahagoni ankommt: Im Frachtbereich von See- und Flughäfen – in Wind und Regen, da wo es auch nach anderen Menschen und Tieren riecht, nach Dieselöl und Flugbenzin. Laut Interpol wird jährlich, weltweit, illegales Mahagoni im Wert von Hunderten Millionen Euro auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Steve Austin aber glaubt nicht, dass seine Spürhunde an der Schmugglerfront die Nase voll haben werden:

    "Als verantwortungsbewusste Gesellschaft müssen wir alles unternehmen, um diesen abscheulichen Handel zu stoppen. Aber dazu müssen wir die verbotenen Hölzer an den Grenzen aufhalten. Warum nicht mit Schnüffelhunden? Nur wenn diese Hölzer nicht mehr ungehindert in alle Welt ausgeführt werden und verkauft werden können – nur dann gewinnen wir."

    Bisher ist das australische Programm für Tropenholz-Spürhunde nur ein Pilotprojekt. Soll aber, bei weiterem Erfolg, international werden. Denn wenn auch in anderen Ländern Spürhunde bei Mahagoni nicht länger einfach nur ein Brett vorm Kopf haben, dann haben Zollbehörden wie Naturschutzorganisationen im Kampf gegen den illegalen Tropenholzschmuggel vielleicht bald die Nase vorn.