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Spurensuche
Großonkel Helmut im Krieg

Von Eleonore Pauli | 07.05.2015
    Die Deutsche Dienststelle (WASt) hat sich bei Jana gemeldet - nach einigen Rückfragen ist sehr wahrscheinlich: Hier liegt etwas über ihren Großonkel Helmut vor. Es ist 9 Uhr morgens in Berlin Reinickendorf. Jana wartet auf ihren Termin.
    "Ich bin ein bisschen neugierig darauf, was die für Unterlagen hier haben und was genau uns die Frau uns erzählen wird. Hat sie Dir schon irgendwas gesagt? Ja, dass alles zusammenpasst und dass sie die Zeitkarten gefunden hat. Ich kann mir aber nichts unter Zeitkarten vorstellen und ich bin sehr gespannt, was Zeitkarten sind."
    Birgit Wulf ist bei der Deutschen Dienststelle für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie präsentiert uns die vorläufigen Ergebnisse ihrer Recherche. Vor uns auf dem Tisch liegen zwei vergilbte Karteikarten, die nicht Zeitkarten, sondern Zentral- oder Begegnungskarten heißen. Ab Kriegsbeginn wurde für jeden Soldaten eine angelegt. Mit den wenigen Informationen, die Jana der WASt mitteilen konnte, haben Birgit Wulf und ihre Mitarbeiterinnen Helmuts Begegnungskarte gefunden - unter den rund 18 Millionen Stück, die hier lagern. Etlichen Querverweisen sind sie nachgegangen.
    "Bis wir voraussichtlich zwei Brüder gefunden haben, die beiden Brüder sind 42 gefallen bei Kämpfen im Raum Illmensee, das ist in Russland. Und wir konnten für den Helmut und für den Hans eine Gräberkarte finden, worauf wir dann feststellten, dass die Heimatadresse die gleiche ist. Wir sind also davon ausgegangen, dass es sich um Brüder handelt."
    Nur über Hans kam Birgit Wulf zu Helmuts Zentralkarte. Denn die Daten, die Jana angegeben hatte, waren sozusagen eine Mischung aus von Helmut und Hans.
    "Ich dachte, der Ältere ist Helmut. (Jana)
    "Der Ältere ist Helmut, und dann kommt der Hans. Nur nicht in dem Zeitraum, den Sie mir genannt haben. Der Hans ist 1919 geboren, und der Helmut im Zeitraum 15. Beide sind mit Sterbefall in Danzig beurkundet worden, daher die vermute ich die Verwechslung, die Sie mir hier gegeben haben."
    "Ich finde es unglaublich spannend gerade." (Jana)
    Neben dem richtigen Geburtsdatum und der Existenz eines zweiten gefallen Großonkels, Hans, erfährt Jana Überraschendes über Helmut: Dass er in Berlin Spandau geboren wurde und nicht in Danzig - ihre Urgroßeltern hatten in der Tat auch in Berlin gelebt - und dass Helmut gar nicht in der Waffen SS war. Und vielleicht sogar, wo er begraben ist.
    "Bei dem Helmut ist verzeichnet, dass er seiner Zeit auf dem Heldenfriedhof mit einer Gedenktafel in Androbschina (Mitte) bestattet sein soll. Wie es da heute aussieht oder ob da Umbettungen stattgefunden haben, oder ob es noch existiert, das können wir heute nicht sagen. Das heißt eine richtige, intensive Recherche geht jetzt erst richtig los, nicht nur intern hier im Haus, sondern auch extern bei anderen Behörden und Archiven."
    Birgit Wulf schlägt Jana vor, in Helmuts Fall weiter zu recherchieren, denn die sogenannte Begegnungskarte ist nur der Anfang. Genaueres kann nur die händische Suche hervorbringen - und die braucht Zeit. Was dabei noch zu entdecken ist?
    "Dann kommen die ersten Daten. Herr Sowieso. Erkennungsmarke, Dienstgrad, Einheit, und dann geht's los, der militärische Werdegang und alles, was wir da so rausfinden, das wird dann auch so aufbereitet, dass Sie's verstehen."
    "Ok, gut und dann bekomme ich einen Bericht?"
    "Dann bekommen Sie einen Bescheid, mit dem Sie auch was anfangen können."