Freitag, 29. März 2024

Archiv

SRSV Plön
Ein Segelverein fest in Schülerhand

Beim Schüler Ruder- und Segelverein Plön machen Kinder und Jugendliche nicht nur mit, sie übernehmen auch Verantwortung – zum Beispiel indem sie Segelkurse für sehbehinderte Jugendliche leiten.

Von Johannes Kulms | 29.01.2018
    Junge Segler beim Training auf dem Schweriner See in Booten der Optimisten-Klasse
    Junge Segler beim Training in Booten der Optimisten-Klasse (picture alliance / dpa / Jens Büttner)
    Die Temperaturen sind zweistellig, das Wetter beinahe frühlingshaft. Trotzdem bleiben beim SRSV Plön die Boote auch an diesem Januar-Nachmittag im Schuppen. Für Tobias Böttcher ist die Winterpause eine harte Zeit. Der 17-Jährige ist leidenschaftlichen Segler:
    "Also, es ist wie 'ne Droge, finde ich. Und man vermisst es irgendwann und wird auch hibbelig und will, dass die Segelsaison wieder losgeht und man einfach wieder auch den Kopf frei machen kann."
    Wie genau man den Kopf frei kriegt – vor allem aber, wie man segeln lernt – das gibt er gerne weiter. Tobias Böttcher ist der Segel-Jugendwart beim SRSV. Abkürzung für Schüler Ruder- und Segelverein Plön.
    Hier hatten schon immer Schüler das Sagen
    Das Bootshaus liegt am Ufer des Großen Plöner Sees. Die Ursprünge des Vereins thronen ein paar hundert Meter weiter über den Dächern der Stadt. Bis 2001 war im Plöner Schloss ein Internat untergebracht. Fast zeitgleich mit dessen Gründung entstand 1947 der SRSV. Schon damals hatten die Schüler das Sagen.
    Doch erst 1989 wurde daraus ein eingetragener Verein. Zu verdanken ist das vor allem Johannes Andresen. Dem inzwischen pensionierten Lehrer war immer wichtig, "dass es einzig und allein um Schüler sich drehen sollte und dementsprechend auch die Schüler im Verein eine dominierende Rolle einnehmen sollten. Und nicht die Erwachsenen."
    Johannes Andresen ist der erste Vorsitzende des SRSV Plön. Auch andere Posten, die mit Haftungsfragen verbunden sind, werden von Erwachsenen besetzt. Zum Beispiel der des Kassenwarts. Doch ansonsten haben hier die jungen Leute das Sagen. Die 18-Jährige Hannah Bald formuliert es so:
    "So beim Training und all das, dürfen wir eigentlich schon das machen, was wir wollen."
    Segeln bringt Klarheit über die eigenen Stärken
    Hannah Bald ist nicht Trainerin, sondern "nur" Mitglied. Sie kam in der fünften Klasse zum SRSV und segelt bis heute mit. Von den rund 100 Schülerinnen und Schüler, die im Sommer mindestens einmal die Woche kommen, stammt der Großteil vom Gymnasium Schloss Plön, das aus dem Internat hervorgegangen ist. Doch der Verein steht auch Schülern und Lehrern anderer Schulen offen. Durch die enge Kooperation mit Schulen kämen ständig neue Mitglieder – ein Nachwuchsproblem gebe es nicht, so der erste Vorsitzende Hannes Andresen.
    Jugendwart Tobias Böttcher trainiert Fünft- bis Siebstklässner im Segeln. Als er selbst mit elf Jahren in den Verein kam, sei er noch schüchtern gewesen:
    "Aber in den Jahren ist auch das Vertrauen noch mehr geworden. Man hat sich mehr befreundet und alles. Und was ich aus dem Verein schließe, dass ich sozusagen mehr mit der sozialen Ader gewachsen bin und mich jetzt auch mehr sozial engagiere. Und dass man auch teamfähiger ist und leitfähiger ist, wenn man einfach schon sozusagen früh diese Verantwortung übernimmt."
    SRSV lehrt sehbehinderte Jugendliche das Segeln
    Dass Schüler so viel Verantwortung übernehmen, ist in der deutschen Sportlandschaft eher die Ausnahme. Für den SRSV war es ein gewichtiges Pfund, das den Verein beim Wettbewerb "Sterne des Sports" bis ins Finale in Berlin brachte.
    Hervorgehoben wurde von der Jury auch die Segelwoche, an der alle zwei bis drei Jahre Jugendliche mit Sehbehinderungen teilnehmen. Der SRSV organisiert das Projekt zusammen mit dem Landesförderzentrum Sehen aus Schleswig. Im vergangenen Sommer lernten so 17 Mädchen und Jungs auf dem Plöner See das Segeln. Eine von ihnen ist die 20-Jährige Alina Brorowy aus Ahrensburg:
    "Also, wir haben erst mal damit angefangen, dass wir die Boote angefasst haben, als die noch aus dem Wasser waren. Dass man mal so ein Gefühl kriegt, wie groß ist das Boot, wie breit ist das, wie hoch ist die Reling und so was alles, wie ist das aufgebaut. Weil im Wasser kann man dann ja schlecht alles anfassen."
    "Man hört, wenn das Segel richtig im Wind ist"
    Auch bei der Segelwoche sind die Schüler Übungsleiter. Zu Beginn sei ihr die Schräglage der Jolle noch etwas unheimlich gewesen, erzählt Alina Brorowy. Doch dann habe sie sich dran gewöhnt – und das Boot gesteuert.
    "Man hört es. Also, ich finde, man hört es, wenn das Segel nicht richtig im Wind ist, dann fängt es ja an zu flattern. Und dann kann man schon versuchen, so ein bisschen nach Gehör nach rechts oder links zu biegen und zu gucken, komm' ich jetzt wieder in Wind. Aber natürlich war immer jemand dabei, der sagte, noch etwas nach rechts oder links. Also, ganz alleine hatte ich die Verantwortung auch nicht." (lacht)