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Staatengemeinschaft will Quecksilbereinsatz verringern

Quecksilber findet sich in Zahnfüllungen, Energiesparlampen und wird bei Gold- und Kohleabbau gleich tonnenweise freigesetzt. Damit soll Schluss sein - und Deutschland nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein, sagt Michael Angrick vom Umweltbundesamt.

Das Gespräch führte Georg Ehring | 21.01.2013
    Georg Ehring: Quecksilber ist oft da, wo man es gar nicht vermutet: Unter anderem in den Abgasen von Kohlekraftwerken findet sich das giftige Metall in kleinen Mengen. Im Haushalt findet man es in alten Fieberthermometern und neuen Energiesparlampen, auch Amalgam in Zahnfüllungen enthält Quecksilber. Weil es so giftig ist, soll es aus der Umwelt so weit wie möglich verbannt werden. Eine internationale Konvention soll in den nächsten Jahren dafür sorgen. Beim Umweltbundesamt ist dafür Michael Angrick zuständig, er ist Leiter des Fachbereichs für nachhaltige Produktion, Produkte und Kreislaufwirtschaft. Guten Tag, Herr Angrick.

    Michael Angrick: Guten Tag, Herr Ehring.

    Ehring: Herr Angrick, zunächst zur weltweiten Seite. Wie soll Quecksilber aus unserer Umwelt denn so weit wie möglich verschwinden?

    Angrick: Ja, indem der Versuch unternommen wird, Emissionen an Quecksilber bei den Hauptquellen deutlich zurückzufahren. Eine der Hauptquellen ist der Goldbergbau und eine weitere ist sicherlich das, was Sie eben angesprochen haben, die Emissionen aus Kohlekraftwerken bei der Verbrennung von Kohle als fossilem Energieträger.

    Ehring: Beim Goldbergbau wird ja Quecksilber zur Lösung des Goldes herausgenommen. Soll es da verboten werden und lässt sich das überhaupt machen?

    Angrick: Na ja, verboten wird es sicherlich erst einmal nicht. Diese Regelung der 140 Staaten, die Sie eingangs angesprochen haben, ist relativ weich. Das ist aber sicherlich völlig in Ordnung, es ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Wenn man 140 Staaten zusammenkriegen will, kann man sicherlich nicht überall gleich mit Verboten arbeiten. Was geschehen soll, ist in der Tat, dass die Länder, die Goldbergbau betreiben, im Rahmen der Möglichkeiten nationale Pläne auflegen, wie sie die gefährlichen Substanzen in den nächsten Jahren verringern wollen. Dazu sind diese Staaten dann aufgefordert. Das ist der erste Schritt wie gesagt in diese Richtung.

    Ehring: Zum Thema Kohle: Wie lässt sich das Quecksilber aus Kohlekraftwerken verbannen?

    Angrick: Mit einer Abscheidetechnik. Es wird in der Regel Aktivkohle, Aktivkoks oder dergleichen in der Abgasreinigung eingesetzt, und daran scheidet sich das dampfförmige, also in der Luft befindliche Quecksilber wiederum ab und wird dann aufgefangen, muss dann allerdings irgendwie deponiert werden. Also es kann nicht wieder verbrannt werden, weil dann der gleiche Prozess wieder passieren würde. Auf diese Weise wird Quecksilber sehr deutlich abgereinigt. Aber auch diese Technik wird nicht überall eingesetzt und auch hier ist die Regelung vielleicht noch nicht ganz so weit, wie man sich das hätte wünschen können, weil beispielsweise alte Kohlekraftwerke nicht nachgerüstet werden brauchen. Wir reden jetzt immer weltweit sozusagen natürlich.

    Ehring: In Deutschland sind wir demnach also weiter?

    Angrick: Da sind wir deutlich weiter, ja, und hier sind die Emissionen auch relativ gering, obwohl – das muss man jetzt mal auch klar sagen – die Emissionen von Quecksilber aus Kohlekraftwerken eigentlich die größte Emissionsquelle in Deutschland darstellen mit etwas über fünf oder fünfeinhalb Tonnen pro Jahr aus Großfeuerungsanlagen und vielleicht 1,4 oder 1,5 Tonnen aus Kleinfeuerungsanlagen, also da, wo noch Menschen auch in ihren Öfen in Kleinfeuerungsanlagen Kohle verbrennen.

    Ehring: Es kommt aber auch in deutschen Haushalten vor, dieses Metall, zum Beispiel in Fieberthermometern, in Energiesparlampen. Gibt es da auch Vermeidungsstrategien?

    Angrick: Ja, da gibt es auch Vermeidungsstrategien. Die Vermeidung des Quecksilbers in Produkten ist schon eigentlich relativ weit fortgeschritten. Zum Beispiel Batterien haben praktisch fast kein Quecksilber mehr, bis auf wenige Ausnahmen. Auch die Mengen, die in Produkten, wie Sie sie angesprochen haben, eingesetzt werden, werden immer geringer. Beispielsweise bei den Energiesparlampen reden wir von maximal drei bis fünf Milligramm Quecksilber pro Lampe, und auch da ist die Tendenz – das ist immer die Maximalgröße – eher deutlich nach unten gerichtet.

    Ehring: Ein weiterer Bereich sind Amalgamfüllungen, Zahnfüllungen also. Müsste man es da nicht als Erstes verbannen?

    Angrick: Ja, das ist ein nicht uninteressanter Bereich. Wenn Sie sich den Einsatz von Quecksilber in Produkten ansehen in Deutschland, dann ist das beim Dental-Amalgam, wie es so schön heißt, der größte Einzelposten mit schätzungsweise 20 bis 30 Tonnen. Das ist deutlich mehr als alle anderen Quecksilbergehalte in anderen Produkten, und hier müsste man im Prinzip ran. Dieses von Ihnen eingangs erwähnte UNO-Abkommen hat hierzu einen ersten Schritt auch in diese Richtung unternommen. Es sollen so weit wie möglich andere Füllungen für Karies befallene Zähne eingesetzt werden als das Amalgam. Aber auch das ist noch relativ weich. Das, denke ich, muss auch dann in einer weiteren Stufe irgendwann einmal geändert werden.

    Ehring: Michael Angrick vom Umweltbundesamt war das zum Thema Quecksilber – herzlichen Dank.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.