Freitag, 19. April 2024

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Staatsministerin Müntefering (SPD)
"Wir brauchen die Kraft der Kultur"

Die SPD-Politikerin plant ein Grundsatzprogramm für internationale Kultur- und Bildungspolitik. Internationale Kulturpolitik sei im Auswärtigen Amt eine dritte Säule der Diplomatie, sagte Staatsministerin Michelle Müntefering im Dlf. In der Außenpolitik habe die Kultur ihren Platz dort, wo Menschen sich austauschen.

Michelle Müntefering im Gespräch mit Maria Ossowski | 26.08.2018
    Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt
    Die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik, Michelle Müntefering, sagte im Dlf, sie wolle auch Themen wie Digitalisierung, Migration und Klimawandel "kulturell verhandeln". (dpa / picture-alliance / Britta Pedersen)
    Kulturpolitik hat auch eine internationale Dimension - die neu geschaffene Position im Auswärtigen Amt werte diese nun auf, sagte Michelle Müntefering im Dlf. Internationale Kulturpolitik sei im Auswärtigen Amt eine dritte Säule der Diplomatie. "Ich bin der Überzeugung, dass wir die Kraft der Kultur auch in einer Welt brauchen, in der Populismus wieder auf dem Vormarsch ist, in der die Freiräume für Meinungsaustausch und für Demokratie immer kleiner werden und deswegen bauen wir diese dritte Säule weiter aus."
    Digitalisierung und Klimawandel "auch kulturell verhandeln"
    In der Außenpolitik habe die Kultur ihren Platz dort, wo Menschen sich austauschen: "Das ist genau der Bereich, wo Kunst und Kultur ihre Kraft entfalten können. Da, wo Zivilgesellschaft wirkt, wo Künstler miteinander arbeiten, wo sie sich begegnen, wo wir gemeinsame Schaffensprozesse möglich machen und unterstützen können", sagte die SPD-Politikerin Müntefering.
    Die Staatsministerin will ein neues Grundsatzprogramm der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik bis 2020 entwerfen. Denn die globalen Herausforderungen gingen auch an der Internationalen Kulturpolitik nicht vorbei, so Müntefering: "Ob es Digitalisierung ist, ob es die Frage des Klimawandels und der nachhaltigen Entwicklung ist, ob es die Migration ist - alles das will auch kulturell verhandelt und ausbuchstabiert werden", so die Staatsministerin.
    Zur internationalen Kulturpolitik gehöre ihrer Meinung nach auch die Arbeit mit schwierigen Partnern. Die iranische Kunstsammlung von Farah Diba konnte bisher nicht in Berlin gezeigt werden. Dies zu tun, wäre ein "gutes und ein starkes Signal der Kulturpolitik", so Michelle Müntefering. Auch die USA seien im Moment "kein einfacher Partner". Vom am 3. Oktober beginnenden Deutschland-Jahr in den USA erhofft sie sich, Vertrauen zwischen den Menschen aufzubauen, wo Politik Vertrauen zerstöre.
    Fokus auf Aufarbeitung des kolonialen Erbes
    Im Koalitionsvertrag wird die Aufarbeitung des kolonialen Erbes in Museen und Sammlungen erstmals genannt. "Ich bin der Meinung, dass wir uns mit diesem Teil unserer Geschichte stärker auseinandersetzen müssen, als wir das bisher getan haben". Die Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern sei für sie eine entscheidende Frage. Dieser Dialog falle in ihr Ressort, die Aufarbeitung der Provenienzen in den Bereich von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Im Großprojekt Humboldtforum "überschneidet sich einiges", daraus ergäben sich Synergien, findet Staatsministerin Müntefering. Die Goethe-Institute könnten beispielsweise ein Außennetz des Humboldtforums werden.