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Stärkere Zusammenarbeit
Öl für China, Kredite für Moskau

Russland und der Westen – die Beziehungen sind politisch schwierig, und unter den Sanktionen leidet auch die Wirtschaft Deutschlands und Russlands. Außer kurzzeitigen Einbußen fürchten deutsche Unternehmer, dass sich Moskau nach China umorientiert und chinesische Hersteller die Lücken in Russland füllen.

Von Gesine Dornblüth | 08.05.2015
    Wladimir Putin und Xi Jinping beim Handschlag
    Russlands Präsident Putin lobt die Zusammenarbeit zwischen Russland und China als gleichberechtigt. (dpa / picture-alliance / Alexey Druzhinyn)
    Chinas Präsident Xi Jinping ist wohl der wichtigste Gast dieser Tage in Moskau. Er fuhr mit seiner Delegation direkt vom Moskauer Flughafen in den Kreml. Die Volksrepublik ist Russlands führender Handelspartner, der Umsatz beider Länder betrug 2014 rund 90 Milliarden US-Dollar. Besonderen Anteil hatte daran bisher der Energieexport nach China, wie Russlands Präsident Wladimir Putin unterstrich.
    "Russland steigert den Ölexport nach China. 2014 haben wir 28,5 Mio Tonnen geliefert. Das waren fast 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Beachten Sie die Steigerung: 40 Prozent im Jahr!"
    Russland baut auch den Gasexport nach China aus. Die Arbeiten an der neuen Pipeline aus Jakutien nach Westchina haben bereits begonnen, heute hieß es, bald solle auch der Bau auf chinesischer Seite aufgenommen werden. Jenseits von Öl und Gas wurde Konkretes vereinbart. Xi Jinping brachte Geld mit nach Moskau. Aufgrund der Sanktionen sind russische Unternehmen weitgehend vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten. In den kommenden drei Jahren sollen russische Unternehmen Kredite in Höhe von bis zu 25 Milliarden Dollar aus China erhalten. Darüber hinaus wird die chinesische Entwicklungsbank die großen russischen Geldinstitute Sberbank und VTB Bank mit Krediten in Höhe von zusammengenommen knapp 1,5 Milliarden Dollar stärken.
    China erhielt den Auftrag, die Hochgeschwindigkeitsbahn von Moskau in die Wolgastadt Kasan zu bauen. Dafür hatte sich einmal Siemens interessiert. Russland seinerseits erhielt die Zusage, dem Nachbarn bis zu hundert Superjets vom Typ Suchoi 100 zu verkaufen. Jurij Sljusar vom russischen Luftfahrtkonzern OAK:
    "Wir wollten schon lange auf den chinesischen Markt, es ist der dynamischste mit den größten Wachstumsraten weltweit. China wird in den nächsten 15 Jahren rund 1.300 Flugzeuge einkaufen, wir können mit einen Anteil von 10 Prozent rechnen."
    Russlands Präsident Putin lobt die Zusammenarbeit zwischen Russland und China als gleichberechtigt. Kritiker fürchten hingegen, Russland degradiere sich zu einem Juniorpartner und werde zu einem reinen Rohstofflieferanten für die Volksrepublik, zu ungünstigen Konditionen.