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Stahlkonzern-Fusion
Kein Mittel gegen Überproduktion in China

Seit gestern ist es offiziell: Die beiden chinesischen Stahlkonzerne Baosteel und Wuhan Iron and Steel fusionieren. Damit entsteht der zweitgrößte Stahlkonzern der Welt. Dass die Fusion das Problem der Überkapazitäten löst, ist nicht zu erwarten. Die Zentralregierung in Peking sitzt auch weiterhin in einer Zwickmühle.

Von Steffen Wurzel | 21.09.2016
    Ein Arbeiter poliert in einem Stahlwerk in Dalian im Nordosten Chinas Edelstahl.
    Der chinesische Staat hat sich vorgenommen, die veraltete und strukturell verkrustete Stahlbranche des Landes zu reformieren. (picture alliance / Imaginechina / Liu Debin)
    Baosteel übernimmt Wuhan Iron and Steel und auf einen Schlag entsteht der zweitgrößte Stahlkonzern der Welt. Bei dieser Fusion wird es nicht bleiben, weitere dürften folgen. Denn der chinesische Staat hat sich vorgenommen, die veraltete und strukturell verkrustete Stahlbranche des Landes zu reformieren.
    "Das Gute an solchen Zusammenschlüssen ist, dass sich die Konzerne, die entstehen, modernisieren. Die Produktqualität wird besser. Vorher wurde nur auf die Menge des produzierten Stahls geschaut", sagt Tong Xin, Stahlexperte bei der Shanghaier Yifeng Investmentgroup.
    Die Zentralregierung in Peking sitzt allerdings in einer Zwickmühle. Einerseits treibt sie Fusionen wie die von Baosteel und Wuhan Iron and Steel voran. Denn sie will die dringend nötigen Reformen in der Branche vorantreiben. Es entsteht die Möglichkeit zum Sparen, die Unternehmen effizienter zu machen. Andererseits kann die Zentralregierung die neuen Unternehmen nicht einfach zwingen, Millionen Arbeiter zu entlassen. Denn das könnte für Sozialproteste sorgen. Das Problem, dass China riesige Mengen von Stahl produziert, die es gar nicht braucht und dann zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt wirft, dürfte also bleiben. Noch einmal Analyst Tong Xin:
    "Chinas Stahlindustrie hat riesige Überkapazitäten bei der Produktion und in den Lagern. Das wird sich meiner Meinung nach in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht ändern."