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Start der Bundesliga-Saison
Wer darf ins Stadion?

Hinter der Fußball-Bundesliga liegt eine Saison fast ohne Fans, mit großen wirtschaftlichen Folgen für die Clubs. Zum Start der neuen Spielzeit dürfen jetzt wieder Fans in die Arenen. Es gibt aber eine Debatte darüber, ob Ungeimpfte draußen bleiben sollen.

Von Matthias Friebe | 12.08.2021
Silhouette der 1.FC Köln Fans
Manche Bundesligavereine lassen nur geimpfte und genese Fans ins Stadion. (imago images / Mika Volkmann)
2G oder 3G – sollen neben Geimpften und Genesenen auch aktuell negativ Getestete in die Stadien dürfen? Grundsätzlich hat natürlich jeder Verein in seinem Stadion über das Hausrecht die Möglichkeit, Ungeimpfte nicht rein zu lassen, meint Britta Dassler. Die FDP-Obfrau im Bundestagssportausschuss sagt aber auch:
"2 G ist immer gut, aber trotzdem darf ich ja die Freiheitsrechte der Menschen... Jeder hat das Recht sich impfen zu lassen oder nicht – ich verstehe keinen, der sich nicht impfen lässt aus meiner persönlichen Warte – aber das ist eine persönliche Entscheidung."

1. FC Köln setzt auf 2G

Der 1. FC Köln hat mit seinem Vorstoß, als erster Verein, nur auf 2G zu setzen für ordentlich Wirbel gesorgt. Es gehe ihm auch um eine Verantwortung gegenüber den geimpften Fans, so Geschäftsführer Alexander Wehrle am Morgen im Deutschlandfunk.
Außerdem sei es so, "dass die Politik eigentlich schon vorgibt, zumindest in NRW, dass bei einer Inzidenz von über 35 und da sind wir in Köln deutlich, heute 50,4, von den 16.500, die dann zugelassen sind, 15.500 bereits genesen oder geimpft sein müssen".
Und das ist auch der Weg, den man in Köln gehen will. 1000 Tickets für alle, die sich nicht impfen lassen können. Das freut auch FDP-Politikerin Britta Dassler:
"Mir würde so ein Mittelweg richtig gut passen, wo man sagt: Geimpfte, Getestete, Kinder unter 12, Schwangere, Leute, die sich nicht impfen lassen können, mit einem negativen Test ins Stadion zu lassen, weil die Ansteckungsgefahr im Außenbereich gering ist."
Alexander Wehrle ist Geschäftsführer des 1. FC Köln
Wehrle (1. FC Köln) - „Ohne signifikante Impfquote werden wir Schwierigkeiten bekommen“
Der 1. FC Köln lässt nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion. Die vielen geimpften Fans erwarteten Lösungen, um perspektivisch wieder ein "volles Haus" erleben zu können, sagte der Geschäftsführer des Fußballvereins, Alexander Wehrle, im Dlf. Ohne signifikante Impfquote bestehe wieder Lockdown-Gefahr.
Denn es gebe Millionen Menschen, die sich in diesen Gruppen nicht impfen lassen können, aber trotzdem Fußballfans seien. Und viele hätten in den vergangenen Monaten auf so viel verzichtet, so Dassler. Debattiert wurde zwar heftig und intensiv, die Fans des Clubs würden die Maßnahmen und 2G-Überlegungen aber weitestgehend gutheißen, ergänzt Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle.
"Bislang haben sich 71 dazu entscheiden, ihre Mitgliedschaft zu kündigen bzw. sie haben es angekündigt. In der Verhältnismäßigkeit bei 113.000 Mitgliedern: wenn wir einen Trainer entlassen, dann haben wir immer zwischen 250 und 500 Kündigungen."

Freikarten für Spontan-Geimpfte in Freiburg

Gleichzeitig setzen die Vereine aus 1. und 2. Liga vor allem auf Impfkampagnen.
"Ganz viele machen Aktionen, wir auch. Sonntag gibt zwei Impfstationen, sodass sich jeder impfen lassen kann."
Aber nicht nur Impfen im Stadion ist ein Thema, sondern auch für das Stadionerlebnis. Der SC Freiburg verschenkt an die ersten 1100, die sich am Wochenende im Impfzentrum impfen lassen eine Freikarte für ein Heimspiel im neuen Stadion in dieser Saison. Aktionen wie diese sind aber längst nicht nur gesellschaftliche Solidaritätsaktionen, das wird auch deutlich bei den Worten von Hans-Joachim Watzke. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund appellierte deshalb bei der Bilanzpressekonferenz Anfang der Woche an die Fans:
"Lasst euch bitte impfen. Denn über eins müssen wir nicht diskutieren: Impfen ist der Schlüssel, dass wir irgendwann wieder mit großen Zuschauerzahlen spielen können, um dann irgendwann auch ein Geschäftsmodell zu haben, was schwarze Zahlen abwirft."

Neuer Richtwert für die Stadionauslastung gewünscht

Gerade Borussia Dortmund ist davon betroffen, Spieltag für Spieltag geht eine Millionensumme verloren, wenn das mit über 81000 Plätzen größte Stadion der Liga leer bleiben muss. Deshalb, so ist die Hoffnung bei vielen Vereinen, dass es schon in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, die Arenen wieder komplett zu füllen. Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle betont noch einmal, über allem stünde die Stabilität des Gesundheitssystems:
"Wir wollen jetzt als Fußball auch nicht fordern, dass wir 2 G und ein volles Haus haben, wenn dabei Intensivstationen überlaufen. Deshalb ist die Hospitalisierungsrate aus unserer Sicht ein ganz wichtiger Punkt."
Deshalb hofft er, dass in Zukunft nicht nur die Inzidenzwerte zu Rate gezogen werden. Aktuell sind sie der einzige Gradmesser für die Frage, ob und wie viele Fans kommen dürfen. Das aber, hofft Wehrle, der auch im Präsidium der Deutschen Fußball-Liga sitzt, werde bald angepasst.