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Start @mediasres
"Es geht um den Strukturwandel in der Medienwelt"

Das neue Medienmagazin @mediasres widme sich Themen wie Medienethik, Medienpädagogik und Pressefreiheit, sagte Andreas-Peter Weber, Programmdirektor des Deutschlandradios. Man wolle außerdem Unternehmensentwicklungen begleiten, auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das Publikum solle sich eine eigene Meinung bilden.

Andreas-Peter Weber im Gespräch mit Christine Heuer      | 20.03.2017
    Andreas Peter Weber, Programmdirektor Deutschlandfunk spricht am 10.06.2015 in K
    Andreas Peter Weber, Programmdirektor Deutschlandradio beim Medienforum NRW + Interactive Cologne 2015. (dpa, picture alliance - Horst Galuschka)
    Christine Heuer: Premiere im Deutschlandfunk – das gibt es auch nicht alle Tage, aber heute eben doch. Um 15:35 Uhr startet unser neues Medienmagazin @mediasres, das Sie ab jetzt montags bis freitags jeden Nachmittag bei uns hören können. @mediasres, mit dem Internet-Klammeraffen vorneweg.
    Andreas Weber, Deutschlandradio-Programmdirektor, wie viel Philosophie steckt denn im Namen der neuen Sendung? Was ist die Grundidee dieses neuen Medienmagazins im Deutschlandfunk?
    Andreas-Peter Weber: Guten Morgen, Frau Heuer. Im Grunde genommen treffen Sie schon eine ganz schwierige Frage am Anfang.
    Heuer: Unsere Spezialität!
    Weber: Denn der Hintergrund ist der, dass wir, wenn wir Dinge verändern beim Deutschlandfunk, uns gesagt haben, dann muss das einen guten Grund haben. Und diesen guten Grund sehen wir letztlich im Legitimationsdruck und auch im Vertrauensabriss, die in Teilen der Bevölkerung stattfinden. Und das betrifft auch die tradierten Medien wie letztlich auch den Deutschlandfunk. Ich nenne da nur die Stichworte "Lügenpresse", "Systempresse", "Staatsrundfunk". Und ich glaube, es geht nicht darum, hier einem Rechtfertigungsdruck zu folgen, sondern es geht letztlich darum, darauf hinzuweisen, dass es sinnvoll ist und notwendig ist, sich diesen Themen zuzuwenden.
    @mediasres, vor allem in dieser Klammer gesetzt, hat für uns den Punkt zu sagen, wir wollen genauso linear, sprich im täglichen Radioprogramm aktiv sein, und wir wollen das gleichzeitig natürlich auch in der medialen Welt, in der neuen Welt, was Facebook, Twitter etc. betrifft.
    Heuer: Worum genau geht es denn in dieser neuen Sendung? Was sind die Inhalte?
    Weber: Es geht um Strukturwandel in der Medienwelt. Es geht um Pressefreiheit, es geht um Medienethik, um Medienpädagogik, Medienpolitik, auch Konzentration, auch das Sterben von Tageszeitungen. Und es geht darum, noch mal deutlich zu machen, welche Unternehmensentwicklungen und Entscheidungen finden statt auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hier im Bereich Radio, Fernsehen, Internet. Und es geht sicherlich auch letztlich um Themen wie um Personalien.
    Heuer: Was steckt drin in @mediasres, und zwar in jeder Ausgabe? Wie soll eine typische Ausgabe dieser Sendung sich anhören?
    "Wir belehren unser Publikum nicht"
    Weber: Ich glaube, was wichtig ist, dass täglich neu entschieden wird. Es soll keine hohe Anzahl an Rubriken geben. Es wird eine tägliche Entscheidung geben für ein genaues Hinsehen, für das Recherchieren, für das Aufbereiten und das Darstellen und - wichtig - nicht für Behauptungen. Wir wollen letztlich wie jeder gute Journalismus, für den auch wir beim Deutschlandfunk stehen, Hörerinnen und Hörer befähigen, sich eine eigene Meinung zu bilden und damit auch, wenn Sie so wollen, für politische Entscheidungen ermächtigen. Wir haben nicht die Rolle von Schiedsrichtern. Und was wir wollen, ist, informieren, erklären, wir ordnen ein auch in Form von Meinungsbeiträgen, personalisierten Kolumnen oder Glossen. Wichtig aber: Wir belehren unser Publikum nicht.
    Heuer: Hörer und User, muss man ja sagen, sollen sich beteiligen können. Wie genau?
    Weber: Zunächst mal muss man sehen, dass diese Sendung ja von Montag bis Freitag stattfindet. Sie wird am Freitag allerdings kürzer sein, weil wir die Sendung Schalom dort haben. Da werden wir auch nichts verändern. Das bedeutet, dass wir gesagt haben, den Freitag werden wir etwas anders aufarbeiten müssen. Und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es vielleicht hilfreich ist, auch einmal in der Woche mit Hörern zu diskutieren. Hörer haben die Möglichkeit, uns Fragen zu stellen zu wichtigen, ich sage mal, Entwicklungen der Woche, über Ereignisse, und die wollen wir einordnen. Da wollen wir gemeinsam ins Gespräch gehen.
    Heuer: On air machen wir im Deutschlandfunk ja seit vielen Jahrzehnten. Online wird bei uns immer wichtiger. @mediasres, wir haben das schon angesprochen. Wie begleiten wir denn @mediasres, die Sendung in unserem Internet-Angebot und in den sozialen Medien?
    Weber: Es wird eine eigene Rubrik geben auf unserer Online-Seite, sodass wir da täglich mit unseren Hörern in einen Dialog treten können. Es wird einen eigenen Twitter-Account geben und hier besteht natürlich auch die Möglichkeit, ständig im Austausch zu sein, sodass wir versuchen, hier von vornherein, wenn Sie so wollen, konvergent zu denken, nicht rein vom linearen Rundfunk heraus, sondern von vornherein so gedacht, dass wir unterschiedliche Ausspielwege wählen können.
    "Eine Sendung, wo Streitkultur zelebriert wird"
    Heuer: Medien, das fand im Deutschlandfunk on air bislang samstags statt in der Sendung Markt und Medien. Da soll es jetzt eine Sendung Streitkultur geben. Was steckt da drin und dahinter?
    Weber: Wir haben gesagt, was uns im Haus fehlt momentan ist eine Sendung, wo Streitkultur auch, wenn Sie so wollen, zelebriert wird. Wir wollen strittige Themen diskutieren. Das ist ein Format, was wir vermisst haben bei uns im Programm. Und sehen da die Möglichkeit, am Samstag das einzuführen.
    Heuer: @mediasres startet, das neue Medienmagazin jeden Wochentag im Deutschlandfunk. Heute um 15:35 Uhr geht es los. Hören Sie rein, es wird bestimmt interessant. Und was dahinter steckt, welche Ideen wir hier im Haus für diese Sendung entwickelt haben, das hat Ihnen gerade erklärt der Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas Weber. Danke dafür.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    @mediares berichtet, wie Zeitungen und Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen, Blogs und Internetportale in Deutschland, Europa und der ganzen Welt arbeiten – und was diese Arbeit für die unterschiedlichen Länder und ihre Gesellschaften bedeutet. Dabei gibt es auch Meinungsbeiträge und regelmäßige Kolumnen von Silke Burmester und Marina Weisband, Christian Ulmen und Matthias Dell. Ab heute werktäglich um 15:35 Uhr beim Deutschlandfunk.