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Staubige Überraschung

Planetologie. – 213 sogenannter Planeten haben Astronomen mittlerweile gefunden, die um fremde Sonnen kreisen. Nur vierzehn von ihnen jedoch sind weit genug vom alles überstrahlenden Licht ihres Zentralgestirns entfernt, damit Wissenschaftler sie untersuchen können. Und bei zweien ist es amerikanischen Forscherteams nun erstmals gelungen, nicht nur ihre bloße Existenz nachzuweisen, sondern auch die Zusammensetzung ihrer Atmosphäre.

Von Guido Meyer | 22.02.2007
    Die Lebenszeit des Spitzer-Weltraumteleskops nähert sich ihrem Ende. Im nächsten Jahr wird das Kühlmittel an Bord verdampft sein. Die fünfjährige Missionsdauer des außer-irdischen Fernrohrs ist dann um. Im Gegensatz zu seinem Bruder Hubble, der optische Bilder schießt, untersucht Spitzer den Himmel im Infrarot, analysiert also die Wärmestrahlung von Objekten im All. Und in diesem Spektral-Bereich ist Astronomen nun eine bemerkenswerte Entdeckung gelungen:

    ""For the first time we´ve been able to detect the emission spectrum of an exoplanet, actually two of them.”"

    Zum ersten Mal sei es zwei Forscherteams gelungen, das von zwei Exoplaneten reflektierte Licht zu untersuchen, so Jeremy Richardson vom Goddard Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Maryland. Das Spektrum des zurückgeworfenen Lichtes hätten die Astronomen analysieren und so Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Atmosphäre ziehen können. Richardson:

    ""By measuring the spectrum of a planet we can learn more about the structure of the planet´s atmosphere and find some clues as to what the planets might be made of.”"

    Indem Astrobiologen die Spektrallinien des Lichtes eines Planeten untersuchten, erführen sie mehr über die Zusammensetzung des Himmelskörpers und die ihn umgebene Atmosphäre. Dies ist ein Novum in der Astronomie: Bislang konnten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nur grundsätzlich nachgewiesen werden. Wissenschaftler konnten allenfalls Angaben darüber machen, ob es sich um einen Gasriesen wie Jupiter handelt oder um einen riesigen Gesteinsbrocken, einer Art Super-Erde.

    ""If you want to see if an extrasolar planet has life or could support life, the first thing you want to know is if that planet shows evidence for water in its atmosphere.”"

    Um herauszufinden, ob ein extrasolarer Planet Leben hat oder haben könnte, müsse man zunächst untersuchen, ob es in seiner Atmosphäre Anzeichen von Wasser gebe, so Alan Boss, Astronom der Carnegie Institution in Washington, D.C. Unter Astrobiologen gilt Wasser als Grundbedingung für die Entstehung von Leben. Aussagen über den Gehalt von Wasser in den Atmosphären von Exoplaneten waren bislang nicht möglich. Mit dem Spitzer-Weltraumteleskop haben Forscher nun die Gashüllen zweier Planeten in mehr als sechzig Lichtjahren Entfernung von der Erde erstmals analysiert. Das Ergebnis überrascht. Richardson:

    ""The main findings is that we don´t see evidence for water on the two planets. The theorists will tell you that water in the form of vapor or steam must be present in the planets´ atmospheres.”"

    Spitzer habe keine Anzeichen für Wasser in Form von Dampf in der Atmosphäre der beiden Planeten gefunden, so Jeremy Richardson von der Nasa. Gemäß den Theorien zur Planetenentstehung müsste es jedoch dort sein. Die Sterne, die von den beiden Planeten umkreist werden, verfügen selbst über Wasserstoff und Sauerstoff, den atomaren Bausteinen für Wasser. Da die Planeten aus derselben Gaswolke entstanden sind, müsste es auch in ihrer Atmosphäre H2O-Moleküle geben. Richardson:

    ""One explanation – and there are several – for why we don´t see the water is that there is a high cloud deck in the planet´s atmosphere.”"

    Eine dicke, hohe Wolkendecke über dem Wasserdampf könnte dessen Spektrallinien einfach überlagern – so eine mögliche Theorie. Diese Wolken konnten auch schon nachgewiesen werden. Richardson:

    ""Our analysis suggests the presence of silicates in the planet´s atmosphere. These could exist as tiny dust grains in the planet´s atmosphere and could form clouds.”"

    Spitzer habe Silikate in den Spektrallinien eines der Exoplaneten mit der Katalognummer HD 209458b gefunden, Verbindungen aus Silizium und Sauerstoff also, die sich als Wolken aus Staub in der Atmosphäre breit machen. - Das Wasser versteckt sich also derzeit noch. Über mögliches Leben auf Exoplaneten kann auch Mark Swain vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, also nach wie vor keine Aussage machen, wohl aber über das Wetter auf 209458: alles außer Regen - heiß, trocken, wolkig und windig.

    ""The weather today on 209458 is hot, dry, probably cloudy with a chance of wind.”"