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Nach den Anschlägen in Brüssel
Einigung über Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen

Die Flughafen-Öffnung von Brüssel nach den Anschlägen wurde durch einen Streit über die Sicherheit zwischen Politik und Polizeigewerkschaft verzögert. Nun sollen Gepäck, Tickets und Pässe in Zelten vor der Empfangshalle kontrolliert werden. Kritiker sehen darin eine Verlagerung und keine Verminderung der Terrorgefahr.

Von Kai Küstner | 02.04.2016
    Am Flughafen Zaventem stehen am 30. März 2016 belgische Poizisten.
    Flughafen Zaventem (picture alliance / dpa - Laurie Dieffembacq)
    Flughäfen in Europa sind normalerweise frei zugänglich – wie Einkaufs-Zentren oder Parks. Doch was den vom Terror schwer verwüsteten Flughafen in Brüssel betrifft, dürfte sich das nun ändern. Laut und deutlich hatten Polizei-Gewerkschafter zuletzt schärfere Kontrollen gefordert. Einen handfesten Streit mit der Politik und eine weitere Verzögerung der Flughafen-Öffnung hatten sie dafür in Kauf genommen:
    "Wir fordern maximale Garantien die Sicherheit betreffend. Dazu gehören Kontrollen von Personen und Gepäck vor dem Einchecken", erklärte der Chef der Polizei-Gewerkschaft, Vincent Gilles, im belgischen Fernsehen. Und fast genauso wird es nun kommen: Das Gepäck jedes Passagiers wird am Eingang durchleuchtet, hier müssen die Fluggäste auch Tickets und Pässe vorzeigen – so sieht die Einigung zwischen Regierung und Polizei-Gewerkschaften aus, wie belgische Medien übereinstimmend berichten. Erreicht werden soll dies, indem man Zelte vor der Empfangshalle aufstellt.
    "Wenn Sie ein System einführen, bei dem jede Person kontrolliert wird, die das Gebäude betritt, dann sorgen Sie für Schlangen am Eingang. Wenn sich hier die Menschen stauen, dann könnte das noch ein größeres Risiko darstellen", hatte zuvor der Chef des Brüsseler Flughafen-Betreibers, Arnaud Feist, im Interview mit dem belgischen Radiosender La Première zu Bedenken gegeben.
    Auch Autos sollen künftig zum Teil kontrolliert werden
    Auch andere Skeptiker sprechen von einem, verlagerten, nicht aber verminderten Risiko. Noch ist unklar, wie dieses Risiko in der Praxis minimiert werden soll. Die Einigung sieht Medienberichten zufolge auch vor, dass künftig parkende Autos kontrolliert werden sollen, allerdings nur stichprobenartig. Und: Die Flughafen-Polizei soll besser ausgerüstet werden. Ein weiterer Kritik-Punkt der Sicherheitskräfte lautete: Am Flughafen Brüssel seien äußerst zwielichtige Personen angestellt:
    "Ich persönlich weiß, dass es durchaus Menschen mit krimineller Vergangenheit gibt, die hier arbeiten. Da kann man sich schon fragen, ob das eine gute Idee ist", kritisierte der Bürgermeister von Vilvoorde, einer Stadt in unmittelbarer Nähe des Flughafens.
    Auf Nachfrage des ARD-Hörfunks erklärt die für Sicherheits-Kontrollen zuständige Behörde in Belgien, dass jede Person, die in einem sensiblen Bereich des Flughafens arbeite, selbstverständlich einer eingehenden Prüfung unterzogen werde. Die auch Polizei- und Geheimdienst-Informationen einschließe.
    Bis zu einem normalen Betrieb wird es noch Monate dauern
    Klar ist: Sobald der Flughafen in Brüssel seinen Betrieb wieder aufgenommen hat, wird der vorerst mit noch nicht einmal halber Kraft laufen:
    "Wir haben jetzt eine Übergangslösung gefunden, mit der wir etwa 800 Passagiere pro Stunde abfertigen können", erklärt der Chef der Betreiber-Gesellschaft. 800, das sind deutlich weniger als die 4.000, die der Flughafen normalerweise durchschleust. Frühestens am Sonntag, so heißt es, könnten wieder Passagier-Maschinen in Brüssel starten und landen. Bis alle Spuren der Zerstörung beseitigt sind und der Betrieb wieder gänzlich normal laufen kann, wird es Monate dauern. Für die verwundete Stadt Brüssel, die gerade versucht, in den Alltag zurückzufinden, bedeutet die Wiederöffnung – wenn sie erst erfolgt ist – auch ein Stück Heilung.