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Ausbau der Internationalen Raumstation
Aufblasbares Modul startet Richtung ISS

Der Ausbau der Internationalen Raumstation ISS läuft nur schleppend. Seit 2011 wurden keine weiteren Module mehr angebaut. Das soll sich jetzt ändern. Die amerikanische Firma Bigelow Aerospace will zum ersten Mal mit einem aufblasbaren Modul an die Station andocken.

Von Guido Meyer | 08.04.2016
    Wie ein großer Luftballon hängt das "Bigelow Expandable Activity Module" (BEAM) in dieser künstlerischen Darstellung an den anderen zylinderförmigen Modulen der Internationalen Raumstation.
    Künstlerische Darstellung des BEAM-Moduls an der Internationalen Raumstation ISS (Bigelow Aerospace)
    Eigentlich hätte alles ganz anders kommen sollen. Die amerikanische Firma Bigelow Aerospace wollte längst ein Space Hotel betreiben, ein Urlaubsresort in der Umlaufbahn für zahlungskräftige Weltraumtouristen. Die Module dafür sind fertig; zwei davon – Genesis I und II - umkreisen bereits seit mehr als neun Jahren die Erde. Aber drin war noch niemand, weil der kommerzielle Astronautentransport ins All immer noch auf sich warten lässt. Um überhaupt voranzukommen, hat sich Bigelow nun auf eine Kooperation mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA eingelassen.
    "Ehrlich gesagt wollten wir nie mit der Regierung zusammenarbeiten. Wir hatten aber das Problem, dass die kommerziellen Raketenbauer einfach nicht mit uns Schritt halten konnten. In den vergangenen zehn Jahren sind die bemannten Transportmöglichkeiten in den Erdorbit eher schlechter geworden. Ohne Astronauten und damit ohne Nutzer unserer Module verdienen wir aber kein Geld. Also mussten wir dringend aktiv werden."
    ISS wird erstmals von einem nicht-staatlichen Unternehmen erweitert
    Mike Gold ist der Chef von Bigelow Aerospace am Sitz der Firma in Washington, D.C. – nahe bei der Regierung also, und nahe am Hauptsitz der NASA. Diese Nähe und der Zwang, zumindest irgendwie aktiv zu werden, zahlen sich nun aus: Erstmals wird die Internationale Raumstation um ein Element eines nicht-staatlichen Unternehmens erweitert, dem "Bigelow Expandable Activity Module" kurz BEAM.
    "Eine unbemannte Dragon-Kapsel von SpaceX wird an die ISS docken. Mit dem Roboterarm der Station wird ein Astronaut unser BEAM aus der Kapsel ziehen und an den Verbindungsknoten 3 der ISS setzen, an das Modul Tranquility. Dann wird der Astronaut manuell den Druckaufbau aktivieren. Auf Knopfdruck wird die mitgeführte komprierte Luft an Bord des Moduls in dessen Hülle entlassen, wo sie sich ausdehnen und das Modul so aufblasen kann. Das wird auch der heikelste Teil werden. Aber wir haben das mit Genesis I und II schon erfolgreich probiert, so dass wir das nun voller Zuversicht erstmals auf der ISS versuchen."
    Eine künstlerische Darstellung des BEAM-Moduls im All. Die Aussenhülle ist transparent, sodass das Innenleben erkennbar ist.
    Transparente Darstellung des BEAM-Moduls (Bigelow Aerospace)
    Das aufblasbare Bigelow-Modul wird optisch wie ein Fremdkörper an der Station wirken. Es hat keine Tonnenform, wie alle anderen ISS-Segmente, sondern ähnelt einem vier Meter langen American-Football-Ball. Wofür die 16 Kubikmeter Raum, die das Modul bietet, letztlich genutzt werden, ist noch unklar.
    "Es gibt keine Programme oder Experimente speziell für unser aufblasbares Modul. Die NASA ist da wohl offen für alles. Es könnte sich als dringend benötigter Stauraum erweisen. Oder einige kleinere Versuche, die völlig autonom ablaufen, könnten dort stattfinden. Da unser BEAM wohl der leiseste Teil der gesamten Station werden wird, könnte auch der eine oder andere Astronaut mit seinem Schlafsack dort einziehen."
    Parallel verfolgt Bigelow Aerospace weiterhin sein Ziel, eine eigene, private Raumstation aufzubauen. Dazu will die Firma schon in zwei Jahren das Modul BA-330 starten, das über 330 Kubikmeter Innenraum verfügen wird. Bis dahin dürften auch die kommerziellen Anbieter wie Boeing oder SpaceX so weit sein, ein solches autonomes Modul mit privaten Astronauten anfliegen zu können. Wie lange BEAM an die ISS gedockt bleiben soll, sei erst einmal offen, so Mike Gold.
    NASA hat Interesse an Modulen
    "Unser aufblasbares ISS-Modul dürfte bis nach 2028 funktionieren, also mindestens bis zum Ende der Lebenszeit der ISS. Nach zwei Jahren hat die NASA jedoch das Recht, es von der Station abzukoppeln und zum Verglühen zu bringen."
    Ein solcher Schritt ist jedoch unwahrscheinlich, hat die NASA doch bereits Interesse an der Nutzung auch des kommenden, größeren Bigelow-Moduls angemeldet.