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Sternbild für König Poniatowski
Der vergessene Stier

Wenn es dunkel geworden ist, steht der Stier genau im Süden. Er leuchtet in den Ausläufern der Milchstraße und befindet sich ein Stück rechts des Adlers und ein wenig oberhalb des Schildes.

Von Dirk Lorenzen | 15.08.2018
    Historische Darstellung des Königlichen Stiers (Taurus Poniatovii) zwischen Adler und Schlangenträger
    Historische Darstellung des Königlichen Stiers (Taurus Poniatovii) zwischen Adler und Schlangenträger (Bode)
    Es ist nicht das Tierkreissternbild Stier gemeint, das zum Herbst- und Winterhimmel gehört und erst in der zweiten Nachthälfte zu sehen ist.
    Am frühen Abend steht der Königliche Stier von Poniatowski am Himmel, wobei auch das nicht ganz richtig ist; denn dieses historische Sternbild gibt es offiziell nicht mehr. Seine Sterne gehören jetzt zu Schlange und Schlangenträger.
    Gegen 23 Uhr steht die Himmelsgegend zwischen Adler und Schlangenträger genau im Süden – den Königlichen Stier gibt es dort aber nicht mehr
    Gegen 23 Uhr steht die Himmelsgegend zwischen Adler und Schlangenträger genau im Süden – den Königlichen Stier gibt es dort aber nicht mehr (Stellarium)
    Den sommerlichen Stier hatte 1778 ein polnischer Abt an den Himmel gesetzt – zu Ehren des damaligen Königs Stanislaus II. August Poniatowski.
    Alte Sternkarten zeigen, wie dieser Stier die Milchstraße hinunter läuft. Seinen Kopf markiert eine Sterngruppe, die ein wenig an die Hyaden im traditionellen Stier erinnert. Vielleicht hat dies den Abt dazu angeregt, hier den Stier des Königs zu erkennen.
    Erst seit 1930 gibt es keine "Lücken" mehr am Himmel. Die Sternbilder und ihre Grenzen sind klar definiert. Bis dahin haben manche Astronomen nach Lust und Laune neue Figuren in die eher sternarmen Bereiche zwischen den seit der Antike bekannten Sternbildern eingezeichnet.
    Diese "Privatsternbilder" wurden meist von den Astronomenkollegen nicht anerkannt. Nur wenige haben es dauerhaft an den Himmel geschafft, etwa der Fuchs. Auch der Königliche Stier des Poniatowski geriet binnen weniger Jahrzehnte wieder in Vergessenheit.