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Sternenpaare
Hatte die Sonne einst eine Schwester?

Seit Jahrzehnten rätseln die Astronomen darüber, ob die Sonne einen fernen, noch unentdeckten Begleiter besitzt. Überzeugte Anhänger dieser Hypothese haben sogar schon einen Namen für dieses Objekt geprägt: Nemesis.

Von Hermann-Michael Hahn | 22.10.2017
    Doppelstern mit einer umgebenden Gas- und Staubscheibe (künstlerische Darstellung)
    Doppelstern mit einer umgebenden Gas- und Staubscheibe (künstlerische Darstellung) (ESO)
    Dies ist die griechische Göttin des gerechten Zorns, die oft auch als eine Art Racheengel bezeichnet wird.
    Jetzt lässt eine Untersuchung extrem junger Sternpaare im Sternbild Perseus den Schluss zu, dass sonnenähnliche Sterne immer paarweise entstehen könnten und viele dieser Paare sich später trennen.
    Das Sternbild Perseus, das derzeit am Osthimmel langsam höher steigt, enthält in rund 600 Lichtjahren Entfernung eine der nächst gelegenen Sternentstehungsregionen.
    Für ihre Analyse kombinierten die beiden Forscher der Universitäten Berkeley und Harvard radioastronomische und Infrarot-Daten. Diese wurden zuvor in New Mexico beziehungsweise auf Hawaii gewonnen.
    Dabei zeigte sich, dass in dieser Molekülwolke im Perseus gerade viele sehr weite Doppelsternpaare entstanden sind. Die Partnersterne sind mehr als 500-mal so weit voneinander entfernt wie die Erde von der Sonne.
    Mithilfe von Modellrechnungen fanden die beiden Forscher jetzt Hinweise, wie sich solche Systeme weiter entwickeln. Danach werden die meisten der weiten Paare schon bald auseinanderbrechen, andere dagegen enger zusammenrücken.
    Entsprechend dürfte auch unsere Sonne in frühester Kindheit einen weit entfernten Begleiter besessen haben. Der zieht allerdings nicht mehr als Nemesis seine Bahn, sondern ist längst verloren gegangen.