Donnerstag, 18. April 2024

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Steueroase Irland (4/5)
Kurzsichtige "Philosophie der Gier"

In Irland werde viel für Banken und Firmen getan, aber wenig für die Menschen, meinen Kritiker. Das Hilfspaket nach der Finanzkrise etwa habe vor allem den Banken gedient. Und auch in Parlamentsdebatten findet eine firmenfreundliche Politik viele Fürsprecher.

Von Tom Schimmeck | 20.09.2018
    Blick über den Fluss Liffey auf den modernen Gebäudekomplex des Ulster Bank House.
    Bankzentrale am Fluss Liffey im irischen Dublin (picture alliance / zb / Frank Baumgart)
    Als die Finanzkrise Irland kalt erwischte, kam die Troika und rettete die Banken. Angeblich ist die Krise ausgestanden. Aber das Land zahle immer noch, sagt Diarmuid O'Flynn. "Wir verbrennen immer noch Milliarden deswegen", sagt der einst unpolitische Mensch, der 2011 einen Bürgerprotest gegen diese Politik mitorganisierte und seit 2014 im Europaparlament arbeitet. O'Flynn sieht eine kurzsichtige "Philosophie der Gier" am Werk, die Firmen etwa mit Steuerfluchtmöglichkeiten hofiere, ohne angemessene Gegenleistungen zu erhalten.
    Diese Politik hat auch Rückhalt im Parlament: Der irische Unterhaus-Abgeordnete Richard Boyd Barrett sagt, die große Mehrheit seiner Kollegen befürworte die Ansiedlung großer Konzerne im Land - selbst unter den besonders firmenfreundlichen Bedingungen. Denn letztlich profitiere das Land davon.