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Stipendien
Förderprogramme für die Promotionsvorbereitung

Doktoranden, die nicht als Angestellte an einer Uni promovieren, stehen oft vor einem Finanzierungsproblem. Denn um ein Promotionsstipendium zu erhalten, ist eine aufwendige Bewerbung nötig - und diese kann dauern. Hochschulen vergeben inzwischen Stipendien zum Übergang in die Promotion. Doch nicht alle sind begeistert.

Von Dana Sindermann | 01.10.2014
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    Promotion im Visier, aber nach dem Uniabschluss kein Geld in der Tasche? (picture-alliance / dpa / Thomas Frey)
    "Wir möchten die besten Doktoranden natürlich für uns gewinnen."
    Brigitte Lehmann ist Geschäftsführerin der Humboldt-Graduate-School - die Dachorganisation von Graduiertenprogrammen der Humboldt-Universität Berlin. Den herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchs halten oder gewinnen, das möchten auch die anderen Unis, die Stipendien zur Vorbereitung auf die Promotion vergeben. Unter anderem die Uni Bremen, Konstanz oder Köln. Alles durchweg Exzellenzuniversitäten, und aus den Exzellenzgeldern werden die Stipendien auch finanziert. Zwischen 800 und 1.000 Euro monatlich über einen Zeitraum von vier bis 12 Monaten erhalten vielversprechende Promotionskandidaten. Alik Mazukatow ist einer von ihnen.
    "Es hat mir einen Großteil, nicht alles, aber einen großen Teil der Finanzierungssorgen abgenommen."
    Alik hat direkt nach seinen Master-Abschluss in Europäischer Ethnologie Geld über das sogenannte Research-Track-Programm der Humboldt-Universität Berlin bekommen.
    "Es ging darum, ein Exposé zu schreiben, aber auch erst mal die Literatur, die ich als maßgeblich für so eine Promotionsskizze sehe, zu sichten, zu ordnen, zu lesen, zu exzerpieren, das braucht Zeit. Ich konnte gucken, wie die Kriterien sind für die weiteren Stipendien, die die Promotion finanzieren, und ordentlich diese 30-, 40-seitigen Promotionskriterienanträge ausfüllen."
    Bedingungen zur Übergangsförderung
    Die Übergangsförderung wird im Gegensatz zu den Promotionsstipendien relativ unbürokratisch vergeben. Für die Bewerbung sind der Lebenslauf und Notenspiegel gefragt, außerdem eine kurze Promotionsskizze und Gutachten von Dozenten. Die Bewerber sollten am Ende ihres Studiums stehen oder den Abschluss eben schon in der Tasche haben. Klar ist: Wer aus den Exzellenzmitteln gefördert werden will, sollte in den Bewerbungsunterlagen nachweisen, dass dies auch seine Liga ist.
    "Ein Kriterium ist natürlich auch, dass man sieht, dass jemand sehr vergleichsweise zielstrebig studiert hat und damit auch erkennen lässt, dass eine Promotion von Erfolg gekrönt sein wird."
    Kritik an dem Angebot
    Andreas Keller von Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft bewertet das Angebot der Übergangsstipendien insgesamt zwiespältig.
    "Wir erkennen erst mal an, dass es ein Angebot der Universitäten ist, für ein Problem, was zweifellos besteht, nämlich die Finanzierungslücke zwischen Studium und Promotion. Auf der anderen Seite haben wir die große Sorge, dass durch spezielle Promotionsvorbereitungsstipendien die Phase des wissenschaftlichen Nachwuchses verlängert wird, man etabliert womöglich eine neue Phase zwischen Studium und Promotion, eine Prä-Doc-Phase. Und die grundsätzliche Lösung, die würde eigentlich daran ansetzen, dass wir die Promotionsvorbereitung entweder ins Studium schon integrieren oder aber in eine geschlossene Promotionsphase integrieren."
    Nicht nur finanzielle Förderung
    Zwischen zwei und 24 Übergangsstipendien vergeben die entsprechenden Unis pro Jahr. Manche dieser Stipendienprogramme bieten neben der finanziellen auch eine ideelle Förderung. Zum Research-Track-Stipendium der HU-Berlin gehört ein Mentoren-Programm. In dem sollen die Studierenden ihr Promotionsvorhaben nicht nur voranbringen, sondern auch einmal auf den Kopf stellen.
    "Wir möchten auch, dass jemand sich das gut überlegt, ob er promovieren will. Ansonsten merken sie's nach anderthalb, zwei Jahren und dann ist sozusagen der Konflikt viel größer aufzuhören oder nicht aufzuhören. Das hat auch was damit zu tun, dass wir Promotionszeiten verkürzen wollen, das heißt, Doktoranden, die gut vorbereitet in eine Promotion gehen, sind in der Regel auch schneller fertig."
    Bisher werden Promotionsübergangsstipendien nur punktuell angeboten - in der Regel von Universitäten, von einzelnen universitären Instituten oder Graduiertenschulen. Wer sich für so ein Stipendium bewerben will, muss entweder Absolvent der jeweiligen Uni sein oder seine Promotion dort ansiedeln. Manche Unis fordern beides.