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Stockholm
Alternative Nobelpreise verliehen

In der schwedischen Hauptstadt Stockholm sind die Alternativen Nobelpreise vergeben worden. Geehrt wurden unter anderem die syrischen "Weißhelme" und die Journalisten der türkischen Oppositionszeitung "Cumhuriyet". Nicht alle Preisträger konnten die Auszeichnung selbst entgegennehmen.

25.11.2016
    Raed al Saleh von den syrischen "Weißhelmen" nimmt den Alternativen Nobelpreis entgegen.
    Raed al Saleh von den syrischen "Weißhelmen" nimmt den Preis entgegen. (dpa / Frederik Sandberg)
    Die "Cumhuriyet"-Redakteure und die ägyptische Frauenrechtlerin Mozn Hassan konnten ihren Alternativen Nobelpreis bei der Zeremonie im Vasa Museum in Stockholm nicht persönlich annehmen, weil sie ihre Länder nicht verlassen dürfen. Die "Weißhelme" und die russische Menschenrechtlerin Svetlana Gannuschkina nahmen dagegen selbst an der Verleihung teil.
    Der Gründer des "Right Livelihood Award", Jakob von Uexkull, sagte, die Preisträger seien Menschen, die trotz aller Widrigkeiten für die grundlegenden Rechte auf Leben, Gleichheit, Bildung und Meinungsfreiheit kämpften. "Sie haben keine Angst, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen."
    "Weißhelme" retteten Zehntausenden das Leben
    Raed al Saleh von der syrischen Hilfsorganisation "Weißhelme" sagte, er nehme die Auszeichnung stellvertretend für die syrischen Zivilisten entgegen, die jeden Tag schrecklichen Bombenangriffen ausgesetzt seien.
    Die 3.000 Freiwilligen der Weißhelme riskierten seit 2013 ihr Leben, um Menschen aus den Trümmern von zerstörten Gebäuden im Kriegsgebiet zu retten, hieß es in der Begründung der Stockholmer Stiftung, die die Auszeichnung vergibt. "Die Weißhelme waren zu Friedenszeiten Bäcker, Schneider, Verkäufer oder Lehrer und haben nun - als ausgebildete Feuerwehrleute, Such- und Rettungskräfte sowie Sanitäter - über 60.000 Menschenleben gerettet."
    Die Istanbuler Zeitung "Cumhuriyet" wurde für ihren "unerschrockenen investigativen Journalismus und ihr bedingungsloses Bekenntnis zur Meinungsfreiheit trotz Unterdrückung, Zensur, Gefängnis und Morddrohungen" ausgezeichnet. Zeynep Oral, die Präsidentin der türkischen Pen-Gesellschaft, die den Preis stellvertretend entgegennahm, sagte, er zeige, "dass wir nicht allein sind in diesen schwierigen Zeiten, die von Aggression und Gewalt dominiert sind. Dass wir keine Angst haben sollten."
    Engagement für Frauen und Flüchtlinge
    Die ägyptische Feministin Mozn Hassan und ihre Organisation "Nazra für feministische Studien" wurden für ihren Einsatz "für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung" geehrt. Hassan durfte nicht nach Schweden reisen, sondern wurde per Video zugeschaltet. Sie sagte, die Auszeichnung bedeute für sie, dass die Welt Feministinnen in Ägypten nicht als Randfiguren, sondern als wesentliche Akteure für den Wandel wahrnehme.
    Die Russin Svetlana Gannuschkina, die in ihrer Heimat Flüchtlingen hilft, warnte vor den rechten politischen Kräften in der Welt. Sie würden mit Anti-Einwanderungs-Slogans vorgeben, ihre Landsleute schützen zu wollen. "Radikalisierung ist eine ernsthafte Herausforderung an die zivile Gesellschaft", sagte sie. In der Begründung für ihren Preis wurde das jahrzehntelange Engagement für die Rechte von Geflüchteten und Migranten sowie für die "Förderung von Toleranz zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen" gewürdigt.
    (gri/kis)