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Strain Elastografie
Neue Wege der Schilddrüsendiagnostik

Die Schilddrüse produziert wichtige Hormone. Manchmal entwickelt sich dort ein Knoten und dann ist die Frage: Muss das behandelt werden? Strain Elastografie ist eine Ultraschall-basierte Methode, die dem behandelnden Arzt die Diagnose erleichtern kann. Nötig ist dafür neben einem sehr guten Gerät viel Training.

Von Christina Sartori | 21.02.2017
    Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse im Krankenhaus, Ärztin mit Patientin.
    Die große Mehrheit der Knoten in der Schilddrüse ist gutartig, nur etwa ein bis fünf Prozent sind bösartig. (picture alliance / ZB / Hans Wiedl)
    "Ein Knoten ist eine Auffälligkeit, eine Strukturauffälligkeit in der Schilddrüse, die sehen wir sehr häufig." Prof. Sven Diederich, Endokrinologe aus Berlin. "Man kann so sagen: Über 50 Jahre hat jeder zweite Mensch in Deutschland einen Knoten."
    Es gibt zwei Arten von Knoten: Gutartige und bösartige. Wie der Name schon vermuten lässt, muss man sich um einen gutartigen Knoten keine Sorgen machen, betont Sven Diederich, der in Berlin das Arztzentrum Medicover leitet.
    "Wenn wir den "gutartig" deklariert haben, dann kontrolliert man den trotzdem noch einmal im Jahr, circa, um ganz sicher zu sein, aber dann lässt man den tunlichst da lebenslang drin und ruft keinen Chirurgen."
    Die Mehrheit der Knoten ist gutartig
    Die große Mehrheit der Knoten ist gutartig, nur etwa ein bis fünf Prozent sind bösartig. Doch die müssen dann behandelt werden, sagt Sven Diederich:
    "Wenn man aber die Verdachtsdiagnose bösartig hat, dann muss man operieren und deshalb ist das eine ganz wichtige Aufgabe von uns zu sagen: Die Guten kommen ins Kontrolltöpfchen und die Schlechten kommen ins Operationstöpfchen."
    "Strain Elastografie" untersucht die Konsistenz der Knoten
    Wie entscheidet aber der Arzt, welcher Knoten nur ab und zu kontrolliert wird und welcher Knoten operiert werden muss? Hier könnte eine besondere Ultraschall-Methode helfen, die in einer aktuellen deutschen Studie gute Ergebnisse erzielte. Diese sogenannte "Strain Elastografie" nutzt die Tatsache, dass bösartige Schilddrüsenknoten härter sind, als gutartige Knoten, erläutert Prof. Tom Fischer von der Charité in Berlin.
    "Strain heißt übersetzt Dehnung, das ist was ganz Einfaches: Sie nehmen ihren Ultraschallkopf und drücken einfach auf die Schilddrüse. Das können Sie sichtbar machen. Und diese Verschiebung des Gewebes, die ist ein Maß auch für die Härte, sprich für die Elastizität eines Knotens."
    Die Methode erfordert viel Erfahrung aufseiten des Arztes
    Ganz so einfach ist diese Methode jedoch nicht, ergänzt der Radiologe Tom Fischer. Gewisse Voraussetzungen müssen schon erfüllt werden, damit die Strain Elastografie gute Ergebnisse erzielt:
    "Das beinhaltet nicht nur die Erfahrung des Untersuchers, auch sicherlich die Qualität des Gerätes und dann on top auch Erfahrung mit der Methode Elastografie, das muss man schon trainieren."
    Als leitender Oberarzt für Radiologie am Universitätskrankenhaus Charité arbeitet Tom Fischer schon seit Jahren mit dieser Methode und hält sehr viel davon. Trotzdem steht für ihn fest:
    "Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass sie bei jedem Patienten direkt heute schon anzuwenden ist, keinesfalls. Denn die sogenannte Thyroids Klassifikation, die kommt auch ohne Elastografie aus."
    Dreistufiges Verfahren
    Diese Klassifikation, nach der derzeit Schilddrüsenknoten in gut- oder bösartig unterschieden werden, beruht auf drei Schritten:
    Zuerst ein normaler Ultraschall, mit dem ein Knoten festgestellt und auf erste Merkmale hin betrachtet wird: Größe, Form, und so weiter. Knoten, die hier verdächtig erscheinen, werden dann mithilfe der Szintigrafie, genauer untersucht: Das ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem Patienten schwach radioaktives Jod gespritzt wird. Knoten, die danach immer noch verdächtig sind, werden dann punktiert: Mit einer ganz feinen Nadel entnimmt der Arzt ein winziges Stück des Knotens, um im Labor dann festzustellen, ob der bösartig ist.
    "Relativ ungefährlich, eine ganz dünne Nadel, da kommt es auch sehr selten zu Komplikationen, davor muss man keine Angst haben."
    Sicherlich kann durch die neue Methode "Strain Elastografie" der Arzt noch genauer erkennen, wo genau in den Knoten er mit der Nadel reinpieksen muss, um die beste Probe zu nehmen. Doch auch mit dem bisherigen Dreisprung von Ultraschall, Szintigrafie und Gewebeprobe werden derzeit die wenigen bösartigen Schilddrüsenknoten von den vielen gutartigen Knoten sehr gut unterschieden, da sind Tom Fischer und Sven Diederich einer Meinung. Sven Diederichs Fazit:
    "Wenn man dem Patienten jetzt sagt: "Das müssen sie unbedingt haben", ist das übertrieben. Wir kommen ja auch so mit der Diagnostik klar. Aber der Arzt, der das zur Verfügung hat, hat ein zusätzliches Kriterium, um eben gut und böse zu unterscheiden."