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Streiks bei Bahn und Lufthansa
Der Druck lässt nicht nach

Bei ihren jüngsten Streiks geht es der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer weniger um Lohnerhöhungen. Im Fokus steht der Anspruch, für das gesamte Zugpersonal und nicht nur für die Lokführer verhandeln zu dürfen. Auch bei der Lufthansa bleibt der Druck hoch.

Von Brigitte Scholtes | 02.09.2014
    Ein fast leerer Bahnsteig in München
    Die Bahn weicht nicht von ihrem Ziel ab: Sie will keine Tarifkonkurrenz in ihrem Unternehmen zulassen (dpa / picture-alliance / Rene Ruprecht)
    "DB trickst und täuscht: Gezielte Desinformationen auf dem Rücken der Fahrgäste".
    So ist eine Presseinformation der GDL, der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer heute überschrieben, während die Deutsche Bahn kontert: "DB wirft GDL Wortbruch auf ganzer Linie vor". Es geht also zur Sache in der Auseinandersetzung beider Tarifpartner, auch wenn seit heute Morgen der Verkehr wieder weitgehend normal läuft. Die Bahn verweist auf die angebliche Fehlinformation der GDL, man wolle nur im Güterverkehr streiken und die Berufspendler verschonen. Die GDL habe die Bahnkunden damit in die Irre geführt. Die wiederum kontert, man habe das nie so kommuniziert und sogar noch am Montagmittag eine Information nachgeschoben, die auch auf Streiks im Personenverkehr hingewiesen habe. Ein neues Angebot der Deutschen Bahn hatte die Gewerkschaft zurückgewiesen, warum, das erklärte GDL-Chef Claus Weselsky gestern so:
    "Das ist nur ein etwas schwächerer Versuch, die GDL in tarifpolitische Abhängigkeit zu bringen und jetzt, sag ich ganz offen und ehrlich, versucht die Bahn zu retten, was zu retten ist und will uns in Abhängigkeit von den Tarifverhandlungen der anderen Gewerkschaft bringen."
    Denn darum geht es vor allem: Die Forderung nach Lohnerhöhung und besseren Arbeitsbedingungen steht nicht so im Fokus wie der Anspruch, für das gesamte Zugpersonal und nicht nur für die Lokführer verhandeln zu dürfen. Die Bahn wiederum weicht nicht von ihrem Ziel ab: Sie will keine Tarifkonkurrenz in ihrem Unternehmen zulassen. Doch die Lokführergewerkschaft denkt offenbar gar nicht ans Einlenken. Ein, zwei Warnstreiks werde man wohl noch durchführen müssen, stellte sie in Aussicht. Claus Weselsky:
    "Ich kann heute nicht sagen, ob es zwischendurch tatsächlich substanziell wertvolle Angebote gibt. Wir werden den Druck weiter erhöhen müssen, wenn auf der Bahnseite keine Bewegung ist bzw. wenn diese Abhängigkeiten nicht vom Tisch genommen werden."
    Gestern hatten Zehntausende Pendler auf den Bahnsteigen warten müssen, weil nach Gewerkschaftsangaben 90 Prozent der Züge zwischen 18 und 21 Uhr stillstanden. Die GDL hatte neben dem Güterverkehr auch S-Bahnen, Regional- und Fernverkehr bestreikt.
    Lufthansa-Piloten dulden keine Radikalschnitte bei der Übergangsrente
    Der Druck bleibt auch hoch bei der Lufthansa. Erstmals hatte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr zur Auseinandersetzung mit den Piloten geäußert. Lufthansa habe die besten Piloten, man müsse sie sich auf Dauer aber auch leisten können, sagte er bei einer Management-Veranstaltung. Die Anerkennung ihrer Qualität freue die Pilotenvereinigung Cockpit zwar, sagte deren Sprecher Jörg Handwerg. Aber Radikalschnitte bei der Übergangsrente werde man nicht hinnehmen:
    "Wir werden den Druck weiter aufrecht halten müssen, damit die Lufthansa sich zu Kompromissen bereit erklärt. Und dementsprechend kann es natürlich auch jederzeit wieder zu Streikmaßnahmen kommen, die wir dann eben vorzeitig, also am Vortag mindestens ankündigen werden. Nicht zwingend 24 Stunden, die Wortwahl kommt von Lufthansa, sondern wir haben gesagt, am Vortag."
    Bahnkunden und Fluggäste der Lufthansa müssen also weiter mit Zug- und Flugausfällen als auch mit Verspätungen rechnen.