Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Streit um Bayreuther Festspiele
Es lebe der Status quo

Im Rechtsstreit um die Bayreuther Festspiele hat das Landgericht Bayreuth die Klage der Nachkommen des langjährigen Intendanten Wieland Wagner abgewiesen. Bei dem Verfahren geht es vor allem um die weitere Ausrichtung des Festivals. Vermutlich wird man sich bald eine juristische Etage höher treffen, meint Jörn Florian Fuchs.

Von Jörn Florian Fuchs | 15.12.2016
    Beschreibung:Blick auf die Bühne des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth, aufgenommen am 11.02.2010. Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth.
    Blick aus dem Zuschauerraum auf die Bühne des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth (picture-alliance.com/dpa, David Ebener)
    In den opulenten Opern Richard Wagners geht es ordentlich zur Sache. Große Gefühle, wilde Machtkämpfe, heftige Verwicklungen durchziehen vor allem den "Ring des Nibelungen". Und noch etwas spielt eine wichtige Rolle. Verträge.
    Im "Rheingold" etwa beauftragt Wotan die Riesen Fafner und Fasolt mit dem Bau der Götterfestung Walhall - und wird prompt vertragsbrüchig. Zwar einigt man sich kurze Zeit später, doch steht das Ganze unter keinem günstigen Stern. Die rechtlichen Geschehnisse im "Ring" sind äußerst kompliziert und führten schon zu mehreren umfangreichen Publikationen. Aber auch jenseits der Bühne geht es seit dem Bau und Betrieb des Festspielhauses immer wieder juristisch zur Sache. Derzeit ringen die Nachkommen der langjährigen Intendantenbrüder Wolfgang und Wieland Wagner um Einfluss. Katharina Wagner ist die Tocher Wolfgang Wagners, die Nachkommen und Verwandten von Wieland Wagner haben geklagt.
    Kläger fühlen sich zur Seite gedrängt
    Der aktuelle Streit ist ebenso simpel wie kompliziert. Vor einiger Zeit übernahmen der Freistaat Bayern und der Bund die Mehrheit an der Stiftung der Bayreuther Festspiele, die wiederum das Festspielhaus an die Festspiele bis 2040 vermietet hat. Bund und Freistaat sind wesentliche Geldgeber und Bestimmer in beiden Organisationen. Somit haben Bund und Freistaat im Grunde einen Vertrag mit sich selbst abgeschlossen, was doch eher merkwürdig wirkt.
    Der Mietvertrag ist außerdem praktisch unkündbar, selbst wenn sich die Festspiele nicht an die von der Stiftung festgelegten Regeln halten. Dabei geht es vor allem um die weitere Ausrichtung des Festivals. Die Kläger rund um Wieland Wagners Tochter Nike und Richard Wagners letzte lebende Enkelin Verena Lafferentz fühlen sich zur Seite gedrängt, sie haben aktuell und zukünftig kaum mehr etwas zu sagen.
    Streit geht wahrscheinlich vor das Oberlandesgericht
    Das Landgericht Bayreuth hat heute die Klage abgewiesen und somit den Status quo erst einmal zementiert. Dies wiederum nützt der derzeitigen Intendantin Katharina Wagner, denn sie hat gute Beziehungen vor allem zum Münchner Ministerialdirigenten Toni Schmid, der sie immer wieder auch öffentlich vehement gegen Kritik verteidigt.
    Bei der Durchsicht der Verträge war dem Anwalt des Wieland-Stammes, Gregor Gysi, eine fehlende Unterschrift seitens des Vertreters des Bundes aufgefallen. Eine reine Formalität, meint offenbar das Gericht und erklärt den Gesamtvertrag für "schwebend unwirksam". Das bucht Gysi als Teilerfolg, die Gegenseite ebenso. Heilt vielleicht ein bisschen Tinte aus Berlin die Sache also? Gysi meint, eher nicht, schließlich sei der Vertrag ja nicht erst gestern geschlossen worden. Vermutlich trifft man sich bald eine juristische Etage höher, beim Oberlandesgericht.