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Streit um Stellenabbau entschärft
Siemens-Werk in Görlitz bleibt

Erleichterung im ostsächsischen Görlitz: Siemens verzichtet auf die umstrittene Schließung des Turbinen-Werks in der strukturschwachen Region. Nun soll darüber verhandelt werden, wie das Werk neu ausgerichtet wird. Ein Stellenabbau droht aber in Görlitz - wie auch an anderen Siemens-Standorten.

Von Bastian Brandau | 08.05.2018
    Logo der Siemens AG auf einem gelben Schutzhelm im Siemens-Gasturbinenwerk bei der Siemens AG in der Turbinenhalle in Berlin.
    EIne gemeinsame Aktion der Staatsregierung mit den Gewerkschaften hat die Wende für den Siemens-Standort Görlitz gebracht (imago / IPON)
    Das Siemens-Werk in Görlitz bleibt und soll weltweite Zentrale des Konzerns für Industriedampfturbinen werden. Diese Nachricht sorgte in Sachsen am Vormittag für parteiübergreifende Erleichterung und Freude. Es endet eine seit dem November dauernde Auseinandersetzung um den Erhalt von mehreren hundert tariflich gebundenen Arbeitsplätzen in einer nach wie vor strukturschwachen Region. 960 Mitarbeiter sind derzeit bei Siemens in Görlitz beschäftigt.
    Werk wird neu ausgerichtet
    "Ich bin heute einfach nur froh",
    sagt der Gesamtbevollmächtigte der IG Metall für Ostsachsen, Jan Otto. Es sei ein guter Tag für die Region und die Stadt Görlitz.
    "Eine weitere wichtige Botschaft ist, dass wir einen Ausschuss von betriebsbedingten Kündigungen für den gesamten Bund vereinbaren konnten als doppelten Boden für die kommenden Verhandlungen. Wir haben für Görlitz weiterhin die klare Zusage, dass es Leitwerk sein wird für die Industriedampfturbine. Also die Kernkompetenz, um die wir uns ja auch gestritten haben, bleibt da. Und ich glaube die fast schon frohste Botschaft des Tages ist: offensichtlich hält Siemens Wort."
    Es soll gekürzt werden
    Nachdem Siemens die Schließung des Werks angekündigt hatte, hatte Siemens-Chef Kaeser später gesagt, er werde sich für die Region einsetzen. Dennoch: Gekürzt werden soll auch in Görlitz. Wie das Werk neu ausgerichtet wird, darüber wird in den kommenden Monaten verhandelt. Dass es weitergeht, kann auch als Belohnung der Zusammenarbeit von Mitarbeitern, Gewerkschaften und Parteien in Ostsachsen verstanden werden, die sich gemeinsam gegen die Schließungspläne eingesetzt hatten. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, CDU, der aus Görlitz stammt, hatte sich mit den Gewerkschaften solidarisiert und Siemens-Chef Kaeser mehrfach zum Gespräch getroffen.
    Starkes Engagement aus der Region
    Die gemeinsame Aktion der Staatsregierung mit den Gewerkschaften und vor allen Dingen das starke Engagement aus der Region, von den Beschäftigten hat Wirkung erzielt. Wir sind dem Vorstandsvorsitzenden von Siemens sehr dankbar, dass er sich für das Werk in Görlitz so eingesetzt hat. Aber auch für Leipzig.
    Wie es für die dortigen 200 Siemens-Beschäftigten weitergeht, ist unklar. Auch hier hatte Siemens eine Schließung angekündigt, nun werde ein Verkauf des Werks geprüft. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig, SPD, gibt sich auch für diesen Siemens-Standort optimistisch.
    "Ich denke auch, dass die Perspektive für Leipzig eine gute ist, denn Leipzig ist gut aufgestellt, es gibt potenzielle Interessenten, die den Standort Leipzig kaufen wollen. Da haben auch die Betriebsräte und die IG Metall ein gutes Konzept vorgelegt und damit deutlich gemacht, welches Potenzial in Leipzig vorherrscht."
    An den Schließungsplänen des Werkes im hessischen Offenbach hingegen will Siemens festhalten. Der Standort solle "perspektivisch" aufgegeben werden, die Arbeitsplätze aber zum Teil im Rhein-Main-Gebiet verbleiben können.