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Strengeres Waffenrecht hat Erfolg

Nach dem Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009 verschärfte die Bundesrepublik das Waffenrecht. Seitdem müssen Waffenbesitzer auch dann mit Kontrollen rechnen, wenn gar kein Verdacht auf unsachgemäßen Umgang mit Flinte und Co. vorliegt. Offenbar zeigt dieses strenge Vorgehen Wirkung.

Von Tonia Koch | 03.05.2013
    Sportschützen, Jäger und Sammler besitzen in Deutschland etwa fünfeinhalb Millionen Waffen. Diese Zahl hat das zu Beginn des Jahres eingerichtete deutsche Waffenregister im Januar veröffentlicht. In der Datenbank werden sämtliche Informationen über legale Waffen gesammelt, die den lokalen Waffenbehörden bekannt sind. In Deutschland kümmern sich immerhin 550 Dienststellen, überwiegend bei Städten und Kreisen, um die Besitzer von Pistolen und Gewehren. Und diese regionalen Waffenbehörden werden augenblicklich mit Schusswaffen überhäuft, die ihre Besitzer nicht länger behalten möchten. Peter Gillo, Direktor des Regionalverbandes Saarbrücken.

    "Wir haben 300 Waffen zurückerhalten, das ist so viel wie in den letzten 30 Jahren zurückgegeben worden sind."

    Nicht nur in der Stadt Saarbrücken und ihren Umlandgemeinden ist dieser Trend spürbar, sondern im ganzen Land, bestätigt das saarländische Innenministerium. Sicher befördere die gestiegene Sensibilität der Menschen gegenüber Waffenbesitz dieses Verhalten, glaubt der Verbandsdirektor, in erster Linie aber sei es die Generation der Erben, die mit Gewehren und Pistolen, die unerwartet in ihre Hände gelangten, nichts anzufangen wüssten, so Gillo.

    "Beziehungsweise diesen Aufwand scheuen, einen eigenen Waffenschrank zu erwerben, die Munition davon getrennt aufzubewahren, weil ihnen möglicherweise im Vergleich zu ihren Eltern der Bezug zu diesen Waffensystemen fehlt."

    Der Waffenschrank allein reicht nicht. Wer eine Waffe erbt und keinen triftigen Grund angeben kann, wozu er sie benutzen möchte, der muss diese Waffe zusätzlich sichern. Das heißt, er muss in jedes Erbstück ein Blockiersystem einbauen und das sei vielen zu teuer, sagt Wolfgang Fuchs, Geschäftsführer des Verbandes deutscher Büchsenmacher.

    "Von den Kosten müssen sie rechnen pro Verschluss eines Laufes bei mechanischen Systemen um die 250 Euro, bei elektronischen Systemen liegen sie bei etwa 350 bis 400 Euro pro Lauf. Wenn sie etwa einen Drilling haben, der hat ja drei Läufe, dann müssten sie drei Systeme einbauen lassen, dann liegen sie beim elektronischen System bei 1300 bis 1400 Euro und beim mechanischen System bei etwa 800."

    Ob sämtliche Vorschriften zur sicheren Aufbewahrung von Waffen und Munition auch eingehalten werden, kontrollieren die lokalen Waffenbehörden, zum Beispiel die Ordnungsämter vor Ort. Wie oft sie Jäger, Sportschützen und Sammler zu Hause aufsuchen, will Monika Wehrheim, bei Regionalverband Saarbrücken für die Vergabe von Waffenbesitzscheinen zuständig, nicht sagen, die Kontrolldichte sei Betriebsgeheimnis. Allerdings meldet die Behörde die Kontrollen vorher an und damit habe man gute Erfahrungen gemacht, so Wehrheim.

    "Also, die Erlaubnisinhaber, mit denen wir es zu tun haben, wollen ja, dass kontrolliert wird, dass bei ihnen alles in Ordnung ist und sind ja auch froh, wenn wir sagen, es ist alles prima , so wie es gelaufen ist."

    Die Waffenkontrolleure können jederzeit auch unangemeldet vorstellig werden, das sieht das Gesetz vor. In der Praxis wird es von Kontrollbehörde zu Kontrollbehörde jedoch unterschiedlich gehandhabt. Auch in der Frage, ob diese Kontrollen gebührenpflichtig sind, gibt es keine einheitliche Regelung. Wolfgang Fuchs:

    "Das ist überhaupt keine Regelung, das ist von den einzelnen Bundesländern auch von einzelnen Kommunen, Landkreisen willkürlich festgelegt und da werden Klagen zurzeit geführt, hauptsächlich in Baden-Württemberg, wo man Gebühren einführen will und sagt, für die Kontrolle nehmen wir 80 bis 150 Euro, da stehen Klagen an, ob das rechtens ist."

    Seit 2009 werden im Saarland pro Jahr etwa 1000 Waffen den Behörden zurückgegeben, sie landen zu fast 100 Prozent in den Hochöfen der Stahlindustrie.