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Stromtrassen-Streit
Energiepolitischer Haussegen hängt in Süddeutschland schief

Die bayrischen Christsozialen verärgern ihre hessische Schwesterpartei CDU: Die Stromtrassen sollen von der Küste bis in den Süden nicht durch Nordbayern, sondern vor allem durch Hessen und Baden-Württemberg verlaufen. Horst Seehofer will die Stromautobahnen auch deshalb zu den Nachbarn schieben, um sein Bundesland zu entlasten.

Von Ludger Fittkau | 19.05.2015
    Ein Hochspannungsmast in Bayern
    "Südlink" soll nach dem Willen Bayerns nach Westen verschoben werden. (dpa / picture-alliance / Sven Hoppe)
    Die CSU brüskiert Bouffier mit ihrer Idee, die 800 Kilometer neue Stromautobahn von der Küste nach Bayern - genannt "Suedlink" nicht durch Nordbayern, sondern weitgehend durch Hessen und Baden-Württemberg verlaufen zu lassen. Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident:
    "Hier geht es um Bayern. Um die Sicherheit der bayerischen Energieversorgung einerseits und um die naturverträgliche Gestaltung."
    Deswegen soll "Suedlink" nun nach dem Willen Bayerns nach Westen verschoben werden - eben nach Hessen und Baden-Württemberg. Das entspricht jedoch ganz und gar nicht den bisherigen Planungen des Netzbetreibers Tennet, nach denen die neue Stromtrasse von Niedersachsen kommend durch Osthessen direkt nach Bayern verlaufen sollte. Volker Bouffier wirft der bayerischen Schwesterpartei vor, damit nach dem "St. Florians-Prinzip" zu handeln und den fränkischen Protest gegen die neue Stromtrasse auf Kosten der hessischen CDU befrieden zu wollen:
    "Deshalb nehme ich das als einen Versuch, den wir aus Hessen heftig kontern werden. Entscheidend ist die Sache und die Bundesnetzagentur wird in überschaubarer Zeit, wie ich weiß, einen Plan vorlegen, den schauen wir uns an. Einfach nach Westen schieben, das wird es mit uns nicht geben."
    Seehofer will Bayern entlasten
    Bouffier spricht damit nicht nur für die Hessen-CDU, sondern auch für seinen Wiesbadener Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen. Der grüne hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir schlägt vor, die auch in Osthessen umstrittene "Suedlink"-Trasse unter der Erde zu verlegen, wo es geht. Doch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer will die Trasse auch nach Baden-Württemberg schieben, um Bayern zu entlasten:
    "Erklären sie mal der bayerischen Bevölkerung, warum eine Stromtrasse im Südosten Bayerns nach Gundremmingen durch Oberfranken, durch Mittelfranken, durch die Oberpfalz, durch Oberbayern und durch Schwaben verlaufen soll. Erklären sie das mal."
    AKW soll 2021 abgeschaltet werden
    Doch auch die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg dürfte sich schwer damit tun, ihren Bürgern zu erklären, warum die Trasse stattdessen nun etwa durch den Odenwald, den Schwarzwald und den Raum Stuttgart ins württembergisch-bayerische Grenzgebiet geführt werden soll? Das Atomkraftwerk Gundremmingen, dessen Betrieb eingestellt wird und das künftig Endpunkt der Windstromtrasse "Suedlink" werden soll liegt zwar in Schwaben, doch eben im bayerischen Schwaben. Das AKW soll 2021 abgeschaltet werden - dann soll "Südlink" in Betrieb gehen. Doch ob das möglich ist, darf bezweifelt werden. Denn nun hängt in Süddeutschland der energiepolitische Haussegen ziemlich schief.