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Studentenverbindungen
Lebensbund mit Brauchtum

Mützen mit bunten Bändern, Uniformen, kuriose Namen: Studentenverbindungen erscheinen Außenstehenden oft altmodisch und konservativ. Doch für viele Studenten sind die Verbindungen weiterhin attraktiv - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Von Friederike Müllender | 04.06.2018
    Teilnehmer des Festumzuges der katholischen deutschen Studentenverbindungen ziehen am Sonntag (10.06.2012) durch die Innenstadt von Freiburg.
    Brauchtumspflege - wie Karneval oder Fasching? Studenten gehen aus unterschiedlichen Gründen in Verbindungen (dpa / Patrick Seeger)
    Normalerweise finden in der Festhalle "Gürzenich" in der Kölner Innenstadt traditionelle Karnevalsveranstaltungen, edle Bälle und große Feiern statt. Für vier Tage ist es aber auch der Ort für rund 2.000 Bundesbrüder vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen. An langen Tischen sitzen die jungen Männer bei ihrer Sitzung hintereinander. Alle schick gekleidet in Anzügen und alle tragen ihre Erkennungszeichen: Bunte Mützen, die so genannte "Kopfcouleur" und das farblich dazu passende Band.
    "Jede Verbindung hat drei Burschenfarben uns ist es wichtig, dass wir von außen erkennbar sind. Es sieht natürlich im ersten Moment etwas ungewohnt aus aber ich finde, dass es eine schöne Sache ist und wir stehen in der Tradition, die wir stolz nach außen tragen."
    Gemeinschaften fürs Leben
    Erzählt der 23-jährige Maximilian Mattner. Er studiert an der Uni in Münster Katholische Theologie und gehört zur KDStV Winfridia Breslau zu Münster. Für ihn ist Teil einer solchen Verbindung zu sein, vor allem ein Stück Zugehörigkeitsgefühl.
    "Ich kann in jede Stadt kommen, egal ob Köln, Münster, Dresden ich find überall Verbindungen und fühle mich dort ein Stück weit zuhause, weil wir ähnliche Vorstellungen teilen."
    Diese besondere Art der Gemeinschaft in den christlichen Studentenverbindungen war es auch, die Maschinenbaustudent Benedikt Freund dazu brachte, sich der Studentenverbindung Reuaria zu Aachen anzuschließen.
    "Das hat man fürs Leben. Normale Freundschaften während des Studiums, dann wechselt man den Wohnort, dann kann es sein, dass die vorbei sind. Und hier weiß man, hier kann man ein Leben lang aufs Haus kommen und das gibt einem Sicherheit und ein gutes Gefühl."
    Reden halten, singen, trinken
    Akal Abraham kam vor fünf Jahren aus Syrien und studiert jetzt Zahnmedizin. Für ihn waren es vor allem die Regeln und Strukturen, die ihn reizten Mitglied, der Rheno Palatia Breslau zu Mainz zu werden."
    "Kleiderordnung und solche strukturelle Sachen sind meiner Meinung nach sehr wichtig für das Leben. Ich kann mir keinen Studenten vorstellen, der keine Struktur hat im Leben und wenn es so eine Studenten gibt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er wirklich erfolgreich wird im Leben."
    Für viele der Verbindungsstudenten ging der erste Kontakt zu den Studentenverbindungen über die Verbindungshäuser. Regelmäßig finden dort Feiern, so genannte "Kneipen" statt. Dabei werden Reden gehalten, es wird gemeinsam gesungen und getrunken. Bei den offiziellen Feiern dürfen dann auch Frauen dazu stoßen.
    "Also bei uns sind Frauen jederzeit herzlich willkommen auf unserem Haus. Die meisten Veranstaltungen sind mit Frauen. Also Frauen können keine Mitglieder werden, das hat traditionelle Gründe und wir sehen da auch keinen Änderungsbedarf aber selbstverständlich haben wir viel mit Frauen zu tun und ich würde sogar sagen mehr, als das sonst bei Studenten der Fall ist."
    Konservativ - aber nicht rechtsextrem
    Stellt Moritz Solbert klar, er studiert Politikwissenschaften im Master und gehört zur KDSTV Asgard zu Köln.
    Schon sein Vater ist als Student in eine Verbindung eingetreten, für Moritz Solbert war also immer schon klar, dass er auch mal in eine Verbindung eintreten würde. Die ständigen Vorwürfe nerven ihn jedoch.
    "Das liegt natürlich daran, dass gewisse Verbindungen in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt haben, in der Regel Burschenschaften, ob uns das stört, ja natürlich, ich würde auch lieber darüber sprechen, was uns auszeichnet und nicht darüber, was wir nicht sind. Das wird in der Öffentlichkeit wohl nicht so gesehen, also können wir immer nur betonen, dass wir mit extremen Gedankengut nichts zu tun haben."
    Etwas offener geht Maximilian Mattner mit den immer wiederkehrenden Vorwürfen um.
    "Wir sehen das sehr, sehr kritisch. Bei vielen Verbindungen ist es verboten, das man Mitglied der AFD ist und eine Verbindungsmitgliedschaft hat weil wir einfach sagen, dass ist eine Art und ein Politikstil, mit dem wir uns nicht identifizieren. Und wir sind da auch sehr sensibel, dadurch, dass viele Vorwürfe uns entgegen kommen."
    Die katholischen Studentenverbindungen, die sich grad in Köln getroffen haben, bewerten tatsächlich auch Experten als vielleicht konservativ, nicht aber als rechtsextrem. Bei Burschenschaften sieht das Bild mitunter anders aus. Immer wieder wird über Überschneidungen mit dem rechten Spektrum berichtet.
    Für veraltet oder altmodisch hält im Jahr 2018 hier aber niemand die Studentenverbindungen.
    "Das ist halt Brauchtumspflege und ich hab auch viel mit Karneval zu tun und das ist eigentlich nicht so viel anders"