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Studie
Konrad-Adenauer-Stiftung kritisiert Familienpolitik

Die Union will moderner werden - und das nicht nur in den Städten. Auch, was das eigene Familienbild angeht, ringt die Partei schon lange um ein neues Image. Und das tut auch Not, wie nun ausgerechnet eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung feststellt.

Von Katharina Hamberger | 30.06.2014
    Es ist erst eine Woche her, da hat der Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, angekündigt, dass er eine Parteireform für die Christdemokraten anstrebt - sowohl was die Organisation betrifft als auch inhaltlich. Zu letzterem Punkt dürfte, wenn es nach der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, kurz KAS, geht auch die Familienpolitik gehören. Denn diese brauche eine Neuausrichtung, die die gesellschaftliche Realität abbilde und unterschiedliche Lebensmodelle akzeptiere. Bislang sei die Familienpolitik inkonsistent, zersplittert und ließe keine strategische Ausrichtung erkennen. Zu diesem Schluss kommt die KAS in einer Studie, die die Stiftung vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2013 durchführen hat lassen.
    Dafür wurden 5.000 Menschen zwischen 20 und 39 Jahren zu Wunsch und Wirklichkeit befragt. Herausgekommen ist dabei: Viele jungen Menschen, vor allem Frauen, fühlen sich überfordert mit den Ansprüchen, die gestellt werden - die teilweise auch noch konterkarieren. So gebe es heute das Bild der verantworteten Elternschaft, die hochpädagogiersiert sei und mit bestimmten materiellen Voraussetzungen verbunden sei. Christine Henry-Huthmacher, Herausgeberin der Studie und Koordinatorin für Bildungs-, Familien- und Frauenpolitik bei der KAS:
    "Wenn ich das Haus nicht habe, wenn ich das Einkommen nicht habe, wenn ich keine Berufsausbildung habe, dann ist es immer schwieriger, Familie zu gründen. Das heißt, diese Voraussetzungen sollten dann schon alle gegeben sein, um überhaupt Familie gründen zu wollen."
    Zum anderen gebe es überfrachtete Mütterrollen, die einen Spannungsbogen in sich trügen:
    "Frauen sollen heute bitteschön berufstätig sein und am liebsten noch Karriere machen und am Nachmittag mit dem Kind Hausaufgaben machen und dazwischen das Kind fördern und ernähren."
    "Leitbildern nachkommen, nicht Zeitgeist hinterherrennen"
    Zugleich gebe es viele negativ konnotierte Mütterbilder, wie die "Rabenmutter" oder das "Heimchen am Herd". Es brauche, so die KAS, deshalb nun eine Debatte darüber: Wie kann jungen Menschen das ermöglicht werden, was sie unter einer guten Familie verstehen - und das ist, wie die Studie belegt, heute eben höchstunterschiedlich. Für 100 Prozent der Befragten ist das verheiratete Ehepaar, bestehend aus Mann und Frau, plus Kind Familie. Das ist für 97 Prozent aber auch das unverheiratete Paar mit Kind; für 88 Prozent auch das homosexuelle Paar mit Kind.
    Das Kind aber ist der zentrale Bestandteil und werde auch, so die Autoren der Studie, von den meisten jungen Menschen als selbstverständlicher Bestandteil des Lebenskonzeptes verstanden. Es sollten deshalb ein Leitbild von der Politik vorgegeben sowie die Rahmenbedingungen dafür, damit verschiedene Modelle möglich sind - und akzeptiert werden. Wie aber will die CDU nun damit umgehen? Marcus Weinberg, familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, sieht die Studie als Denkanstoß für eine Debatte. Die Christdemokraten müssten überprüfen, inwieweit die familienpolitischen Leistungen sich mit der Realität und den Wünschen junger Menschen decken würden.
    "Also wir müssen als Politik den Leitbildern nachkommen, ohne dass wir jetzt einem Zeitgeist hinterherrennen oder nicht wertegebunden familienpolitische Leistungen auf den Weg bringen."
    Das sagte Weinberg unserem Hauptstadtstudio. Er stellt auch ein Thema zur Debatte, dass bereits seit längerem für Diskussionen sorgt:
    "Da wird man auch mal offen darüber diskutieren müssen, wie wir zum Beispiel eine familienpolitische Leistung, das Ehegattensplitting, erweitern können zum Familiensplitting."
    Die Vielfalt von Familienmodellen verstärke sich, so Weinberg weiter – und die Politik dürfe das ein oder das andere Modell nicht als falsch oder richtig bewerten, sondern müsse sie annehmen und ihre Maßnahmen darauf konzentrieren.