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Studie
Lob motiviert Schüler

Loben, loben, loben. Das motiviert laut einer Studie der Vodafone Stiftung Schüler am meisten. Dabei solle jedoch keine Leistung gelobt werden, sondern der Lernprozess. In der Studie wurden Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaften auf die Schule übertragen.

Von Claudia van Laak | 11.03.2014
    Robert Rauh vor seinem Geschichtsleistungskurs im Berliner Barnim-Gymnasium. Der Deutsch-, Politik- und Geschichtslehrer erhielt im letzten Jahr den Deutschen Lehrerpreis. Er muss wissen, wie man Schüler motiviert. Loben. Loben, loben - meint Robert Rauh.
    "Die schlechten Schüler, gerade die sollten gelobt werden, weil sie dadurch motiviert sind. Und wenn sie in der Lage sind, drei oder vier Sätze vollständig herauszubringen, dann ist das für die eine Leistung, die es zu würdigen gilt."
    Loben, ja. Aber nicht das Ergebnis loben - sprich eine gute Klassenarbeit - sondern den Prozess - dazu raten die Autoren der Motivations-Studie im Auftrag der Vodafone-Stiftung. Wenn ein Schüler sich enorm angestrengt hat, sollte er trotz einer schlechten Note gelobt werden - sagt Sebastian Gallander, Leiter der Denkfabrik in der Vodafone-Stiftung. Denn:
    "Wenn ein Schüler glaubt, dass seine geistigen Fähigkeiten von vornherein festgefügt sind, dann hat er es viel schwerer beim Lernen. Wenn er aber glaubt, dass diese Fähigkeiten, Ähnlich wie beim Sport, durch Übung verbessert werden können, dann hat er es einfacher beim Lernen und kann auch besser mit Rückschlägen umgehen."
    Belohnung vor der Aufgabe
    In der Studie werden Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaften auf die Schule übertragen. Dabei geht es um drei Bereiche: das Selbstbild des Schülers, das Lernumfeld und eingefahrene Denkmuster. Zum Beispiel:
    "Dass wir alle dazu neigen, uns mehr zu ärgern, wenn wir eine Sache verlieren als wenn wir uns freuen, wenn wir die gleiche Sache gewinnen. Das ist so stark bei uns Menschen ausgeprägt, dass man überlegen sollte, ob wir das nicht mal im Schulalltag einsetzen sollten. Jedenfalls haben Studien gezeigt, dass wenn Schülern vor dem Test eine Belohnung gegeben wurde, die sie nur dann behalten durften, wenn sie sich sehr angestrengt haben. Dann haben sie bessere Leistungen erzielt als die Vergleichsgruppe, die die Belohnung nur erhalten haben, wenn sie sich gute Ergebnisse erarbeitet hatten.
    Der Vorschlag: den Schülern vor Beginn des Tests eine "1" auf den Bogen schreiben oder Grundschüler mit einer bestimmten Zahl an Sternen starten lassen, die sie dann verteidigen müssen.
    Beim Punkt Umfeldeinflüsse heißt es in der Studie: Klassenzimmer mit Blick auf Grünflächen gestalten oder Zimmerpflanzen einsetzen - dies könne das Aggressionspotenzial senken. Gymnasiallehrer Robert Rauh:
    "Ja, also die Grünpflanze. Wenn das meine Kollegen lesen, was da in der Studie vorgeschlagen wird, würde das zynische Reaktionen hervorrufen."
    "Klingt zunächst banal, ist aber erwiesenermaßen so, dass Kinder sehr, sehr positiv auf Pflanzen reagieren. Denn das ist ein lang bekanntes Faktum, dass die Anwesenheit von Grün beruhigend und anreizgebend für die menschliche Natur auch wirkt,"
    verteidigt Ingrid Baumgartner-Schmitt den Zimmerpflanzen-Vorschlag. Die Chefin des Schulleitungsverbandes Rheinland-Pfalz begrüßt die heute vorgestellte Studie. Robert Rauh, der Träger des Deutschen Lehrerpreises, ist eher skeptisch.
    "Oberflächliche Ableitung"
    "Ich fand einige Ansätze ganz innovativ, vor allem die Idee, Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung auf die Schule zu übertragen. Aber die Ableitung etwas oberflächlich und mit praxisfernen Vorschlägen."
    Wie Schülerinnen und Schüler besser motiviert werden können - darüber können sich Lehrer seit heute auf einer Internetseite austauschen. Die Adresse im World Wide Web: Lehrerdialog.net.