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Studie sieht rasches Ende des Fracking-Booms

Laut einer neuen Studie der Energy Watch Group wird die weltweite Erdölförderung bis zum Jahr 2030 um etwa 40 Prozent gegenüber 2012 zurückgehen. Fördermethoden wie das Fracking könnten den "Peak of Oil" nur hinauszögern. Der Fokus müsse deshalb auf erneuerbare Energien gelegt werden.

Von Verena Herb | 25.03.2013
    Die Versorgungslage mit fossilen Ressourcen ist angespannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die von der Energy Watch Group, einem internationalen Netzwerk aus Wissenschaftlern und Politikern, in Auftrag gegeben wurde. Im Fokus dabei: das Erdöl, nach wie vor der wichtigste globale Energieträger. So erklärt Werner Zittel, Autor der Studie und Vorstand der Ludwig-Bölkow-Stiftung:

    "Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Welterdölförderung am Maximum angekommen ist und in den nächsten Jahren zurückgehen wird. Und zwar deutlich zurück gehen wird."

    Die Prognose: bis circa 2030 um etwa 40 Prozent gegenüber 2012. Dieser Rückgang könne nicht durch das Ausweiten anderer fossiler Energieträger ausgeglichen werden. Werner Zittel:

    "Je länger wir versuchen und es vielleicht doch noch hinkriegen, das Niveau – das heutige Förderniveau zu halten, umso stärker wird der Förderrückgang danach sein. Das ist ganz banal und bildlich gesprochen: Wenn sie einen Schwamm schnell ausquetschen, und wenn sie dann nachlassen, dann kommt gar nix mehr. Und wenn sie ihn langsam ausquetschen, können sie umso länger was rausquetschen. Und so in etwa ist das zu sehen, dass die Förderung deutlich zurückgehen wird die nächsten Jahrzehnte."

    Damit setzt die Energy Watch Group einen Kontrapunkt zu den Prognosen der Internation Energieagentur IEA. Diese hatte in ihrem World Energy Outlook eine hohe Verfügbarkeit fossiler Energien vorausgesagt. Zwar ist unstrittig, dass durch die konventionellen Ölfördermethoden keine weitere Steigerung der Ölförderung möglich ist, auch die IEA erklärte, 2008 wurde eigentlich der Höhepunkt der globalen Ölförderung erreicht - doch die IEA glaubt, dass durch neue Fördermethoden wie zum Beispiel der Fracking-Methode der "Peak of Oil" weiter hinausgezögert werden kann.
    Seit einigen Jahren bereits werden in den USA durch das Fracking, also dem Aufbrechen des Gesteins mit Hilfe von Chemikalien, Erdöl- und Erdgasvorkommen erschlossen, die bislang unzugänglich waren. Entsprechen positiv die Prognosen der IEA.

    Die Energy Watch Group kommt zu einem anderen Schluss: Auch beim Erdgas werde die Produktion sukzessive zurückgehen: Bereits in sieben Jahren werde das Fördermaximum von Erdgas erreicht sein. Studienleiter Werner Zittel:

    "Die konventionelle Erdgasförderung ist sowohl in Nordamerika als auch in Europa bereits im Förderrückgang. Weder leichtes Tight Oil in den USA, noch Schiefergas werden ein sogenannter Game-Changer sein. Sie können ein paar Jahre den Eindruck vermitteln, als ob es wieder eine Umkehr gäbe. Aber dafür kommt der Absturz dafür umso stärker. Die Hoffnung, dass Schiefergas da auch nur annähernd eine Entspannung bringen könnte, die können sie vergessen. Sie können da im%bereich vielleicht ein bisschen was drehen. Mit viel Aufwand und viel Kollateralschäden."

    Hans-Josef Fell, Initiator der Energy Watch Group und Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen appelliert an Politik, Wirtschaft und Verbraucher: Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um zukünftige Versorgungsengpässe zu vermeiden.

    "Wenn es fossile und atomare Ressourcen nicht schaffen, erneuerbare Ressourcen haben wir auf der Welt in einer riesigen Menge vorhanden. Es ist die Frage, wie schnell wir die Techniken hinstellen, um sie zu erschließen."

    Das Fazit der Energy Watch Group also wenig überraschend: Der Fokus muss auf erneuerbare Energien gelegt werden. Vor allem, da die Kernenergienutzung in den kommenden Jahren weltweit keine große Rolle mehr spielen werde:

    "Ganz einfach, da sind die Volumina viel, viel zu klein im Verhältnis zu dem, was wir sonst an Energie brauchen. Das heißt nicht, dass sich nicht doch einzelne Staaten da noch ein bisschen tummeln werden."