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Studie zur IT-Sicherheit
Internetnutzer sind zu unbedarft

"Deutschland sicher im Netz" – so heißt ein Verein, der bei allen Internetnutzern ein verstärktes Bewusstsein für Sicherheitsfragen wecken will. Eine Studie der Organisation fand nun heraus: Vor allem junge Leute und Senioren sind zu unbeschwert online unterwegs, obwohl sie die Risiken kennen.

Von Philip Banse | 17.10.2014
    Eine Computertastatur. Im Hintergrund auf dem Bildschirm ist eine Passwortabfrage zu sehen.
    55 Prozent der deutschen Internetnutzer wissen zwar, mit welchen technischen Maßnahmen sie ihre Sicherheit im Netz erhöhen können, wenden sie aber nicht an. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Geht so. So kann man die heute vorgestellte Umfrage zusammenfassen. Der Verein "Deutschland sicher im Netz" wird getragen vor allem von Wirtschaftsunternehmen und Industrieverbänden, wird gestützt vom Bundesinnenministerium. Dieser Verein hat eine repräsentative Umfrage erstellen lassen. Ergebnis ist ein Wert auf einer Scala von Null bis 100. Null bedeutet: Die Deutschen erleben sehr viele Sicherheitsprobleme, ihre Passwörter werden geklaut, sie haben Viren und ihr Sicherheitsempfinden ist im Keller; 100 heißt: Die Deutschen kennen alle technischen Sicherheitsmaßnahmen wie E-Mail- und Festplattenverschlüsselung, Passwort-Verwaltungsprogramme, Browsereinstellungen - und nutzen sie auch. Dieser Index soll für die Sicherheit der Verbraucher das sein, was der IFO-Geschäftsklima-Index für die Wirtschaftslage ist, sagt der Studienverantwortliche Hartmut Scheffler von TNS Infratest.
    "Der Index 60,2, das ist größer 50, das heißt, das Schutzniveau ist über alle hinweg höher, aber ein gutes Stück von 100 entfernt, als die Bedrohungslage."
    Fast 40 Prozent der Deutschen gelten als souveräne Internetnutzer
    Dieser Wert ist ein Durchschnittswert. Die Studie unterteilt die Deutschen in vier Gruppen. Nur eine kleine Minderheit, unter zehn Prozent, kennt nicht mal die simpelsten Sicherheitsmaßnahmen. Das sind vor allem ältere Menschen. Eine große Gruppe, fast 40 Prozent der Deutschen, gelten dagegen als souveräne Internetnutzer: viel im Netz, kennen Sicherheitsmaßnahmen und wenden sie auch an.
    Die Mehrheit der Deutschen aber, rund 55 Prozent, gelten dem Verein zufolge als "gutgläubig" oder "fatalistisch". Sie wissen eigentlich, mit welchen technischen Maßnahmen sie ihre Sicherheit im Netz erhöhen können, machen es aber nicht - entweder weil sie denken, es bringt eh alles nichts oder weil sie denken, es wird schon nichts passieren. Fazit der Studie: Gefragt sind mehr Aufklärung, mehr Information, mehr Sensibilisierung für Viren, Trojaner, Passwortsicherheit und Spuren, die wir im Internet hinterlassen. Und: Die Bürger müssen sich schützen. Vor allem gegen Kriminelle. Globale Überwachung durch die NSA? Staatliche Virenangriffe und Einbrüche in Netzwerke durch Geheimdienste? Fehlanzeige. Hartmut Scheffler von TNS Infratest:
    "Das Thema ist hier ganz bewusst ausgeschlossen worden. Das Thema NSA ist nicht erwähnt worden und staatliche Maßnahmen auch nicht."
    Studie mit Schwächen
    Die Bürger sollen sich also vor allem selbst schützen. Was aber kann der Staat machen, um in Zeiten permanenter und allgegenwärtiger Überwachung durch Geheimdienste das Grundrecht seiner Bürger auf vertrauliche Kommunikation zu schützen? Auch dazu sagt die Studie nichts. Seit Jahren wird jedoch etwa das staatlich initiierte E-Mail-Angebot DE-Mail kritisiert, weil angeblich vertrauliche E-Mail-Kommunikation vom jeweiligen privaten Anbieter geöffnet werden muss - so steht es im Gesetz. Das sei nicht so einfach zu ändern, sagt Ulrich Kelber, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium:
    "Die Kritik kenne ich. Es ist ihnen auch klar, dass man so ein Paket nicht von einem Tag auf den anderen wieder umschmeißen wird. Wir haben hier den Punkt Aufklärung. Wir sprechen als Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz oft über das Thema Sicherheit durch Technik, das geht also von der Auslieferung der Geräte bis dann auch zu den Gesprächen mit Anbietern von Dienstleistungen und Produkten, das von vornherein sicherer aufzusetzen, Verschlüsselung als Grundeinstellung, Auslieferung von Geräten, die erst mal im sicheren Modus sind. Also wir haben eine ganze Reihe von Dingen, die einfach sind. Das bei der eigenen Nase zu nehmen, da haben sie schon recht mit dem Hinweis."
    Die Studie bringt also wenig neue Erkenntnisse und lässt wichtige Aspekte der Sicherheit im Internet außen vor.