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Studie zur Migration
Deutschland hat Probleme mit der Integration

Jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch hat ausländische Wurzeln. Doch die Integration der Zuwanderer stellt die Republik noch immer vor Probleme. Vor allem Defizite aus früheren Jahren seien nach wie vor ungelöst.

03.06.2014
    Ein junger Mann vor einem Computer
    Mehr Online-Angebote für Migranten (dpa / Robert B. Fishman)
    Im Mai 2011 lebten in der Bundesrepublik etwa 15,3 Millionen Migranten beziehungsweise nach 1955 zugewanderte und inzwischen eingebürgerte Deutsche. Das entspricht einer Quote von 20 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag auf Basis der Zensus-Daten mitteilte.
    Bildungsdefizite werden weitervererbt
    Die Integration der Migranten verläuft allerdings nicht zufriedenstellend. Vor allem Probleme aus früheren Jahren seien ungelöst, heißt es in einer neuen Studie des Berlin-Instituts. Die Bildungsdefizite der Gastarbeitergeneration würden oft an die Nachfolgegenerationen weitervererbt. Noch heute liege das Bildungsniveau der türkischstämmigen Bevölkerung unter dem Durchschnitt der deutschen Bevölkerung.
    Für ihre Studie hatten die Berliner Forscher Zahlen aus dem Mikrozensus von 2010 ausgewertet. Das Statistische Bundesamt kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Die gut 15 Millionen Menschen mit ausländischen Wurzeln sind seltener erwerbstätig und haben häufiger keinen Schulabschluss als Bundesbürger deutscher Herkunft. Die Hälfte von ihnen hat mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit
    Gegenläufiger Trend
    "Die Türken sind die deutscheste aller Einwanderungsgruppen", sagte der Direktor des Berlin-Instituts, Reiner Klingholz. Fast die Hälfte der Türkischstämmigen sei in Deutschland geboren. Gleichzeitig sei dies aber die Bevölkerungsgruppe mit den größten Integrationsproblemen.
    Für die jüngere Vergangenheit hat das Berlin-Institut einen gegenläufigen Trend entdeckt: Wegen der Wirtschaftskrise sind in den vergangenen Jahren vor allem hochqualifizierte EU-Ausländer nach Deutschland gekommen, deren Bildungsniveau im Schnitt höher ist als das der Deutschen. Klingholz warnte jedoch, nach dem Ende der Krise würden viele dieser Fachkräfte wieder in ihrer Heimatländer abwandern. Deshalb brauche man eine gezielte Integrationspolitik, um Deutschlands Ruf als attraktives Einwanderungsland zu festigen.
    (tzi/dk)