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Studie zur Zeitverwendung
Eltern wollen mehr Zeit für Familie

Männer verbringen mehr Zeit im Job, Frauen arbeiten unterm Strich aber mehr. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die zeigt, wie die Deutschen ihre Zeit verbringen. Der Fernseher spielt hierbei nach wie vor eine große Rolle - und Kinder eine kleinere, als es sich viele wünschen.

26.08.2015
    Ein Kind auf der Schaukel und der Schatten eines Mannes
    Jeder dritte Vater wünscht sich mehr Zeit für Kinder (picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte)
    Im Alter zwischen 30 und 44 Jahren nimmt sich der Durchschnittsdeutsche jeden Tag 10 Stunden und 36 Minuten Zeit für den "Persönlichen Bereich " sowie die "Physiologische Regeneration", viereinviertel Stunden für die "Erwerbstätigkeit", gut zweieinhalb Stunden für "Mediennutzung", als fernsehen, lesen oder Musik hören. Über zwei Jahre lang hat das Statistische Bundesamt Deutschland derart vermessen.
    Für die Umfrage "Wie die Zeit vergeht - Ergebnisse zur Zeitverwendung in Deutschland 2012/2013" wurden 5.000 Haushalte mit rund 11.000 Menschen ab zehn Jahren befragt. In einem Tagebuch dokumentierte dafür jeder Befragte für drei vorgegebene Tage und jeweils in Zehn-Minuten-Schritten, welche Haupt- und Nebentätigkeit ausgeübt wurde.
    Demnach ist die Arbeitsbelastung im vergangenen Jahrzehnt gestiegen. Insgesamt arbeiteten volljährige Deutsche im Untersuchungszeitraum im Schnitt gut 45 Stunden pro Woche. Hiervon entfielen rund 20,5 Stunden auf Erwerbstätigkeit, fast zwei Stunden mehr als noch 2001/2002. Damals wurden diese Zahlen zuletzt erhoben.
    Frauen arbeiten mehr
    Frauen arbeiten heute mit rund 16 Stunden pro Woche fast drei Stunden mehr im Job als noch vor elf Jahren. Weil ihre unbezahlten Tätigkeiten, etwa die Betreuung von Angehörigen und Haushaltsführung, nicht in gleichem Maße gesunken sind, leisten sie insgesamt aber mehr als Männer. Durchschnittlich eine volle Stunde pro Woche. Und wenn Kinder im Haushalt leben, erhöht sich die Arbeit noch einmal: nämlich um rund zehn Stunden mehr Arbeit pro Woche.
    "Eltern sind heute stärker gefordert als noch vor einem Jahrzehnt", sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) bei der Vorstellung der Studie. Rund ein Drittel der männlichen Befragten und etwa jede fünfte Mutter gaben demnach an, dass sie sich weniger Erwerbsarbeit und mehr Zeit für ihre Kinder wünschten. Schwesig plädierte deshalb für familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle - und einmal mehr für eine Familienarbeitszeit. Im Kurznachrichtendienst Twitter erklärt ihr Ministerium, was genau es damit auf sich hat:
    Zwar wünschten sich rund 60 Prozent aller Paare eine partnerschaftliche Aufteilung, tatsächlich gelinge dies aber nur 14 Prozent. Schwesig sagte, in der Regel habe die Entscheidung für das klassische Modell rein monetäre Gründe, weil der Vater mehr verdiene. Wenn die Mutter sich entscheide, zu Hause zu bleiben oder in Teilzeit zu arbeiten, habe dies aber "massive Auswirkungen" etwa auf die Höhe der Rente. Die Familienarbeitszeit sei deshalb "kein sozialromantischer Schnickschnack", sondern "eine knallharte Antwort" auf eine bestehende Lohnlücke.
    (bor/swe)