Dienstag, 16. April 2024

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Studiengang
Ausbildung zum Krisenmanager

Nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 wurde an der Hochschule Bremerhaven der Studiengang Integrated Safety and Security Management (ISSM) eingeführt. In dem Masterstudiengang erwerben die Studenten Fähigkeiten, um als Krisenmanager die Sicherheit einer Organisationseinheit erhalten und verbessern zu können - zum Beispiel in einem Planspiel.

Von Almuth Knigge | 17.05.2016
    "Bei Baggerarbeiten im Rahmen einer Sanierung von Abwasserleitungen am Walter Rathenau Platz wird ein verdächtiger Gegenstand gefunden."
    Gespannte Aufmerksamkeit im Krisensimulationszentrum der Hochschule Bremerhaven. Das zweite Semester des Masterstudiengangs Integrated Safety and Security Management sollen jetzt die Situation bewältigen. Hier sitzen angehende Krisenmanager, in dem Planspiel sollen sie von a bis z die Sicherheitskrise lösen. Genauso wie im echten Leben.
    "Hier ist eine Lagekarte der Lage das ist der Walter Rathenau Platz und mitten auf dem Platz ist die Fundstelle der Bombe."
    Verteilte Aufgaben
    Es muss sofort gehandelt werden. Sperr- und Warnzone einrichten. Anwohner evakuieren. Außerdem liegt der Bombenfund direkt neben dem Hauptbahnhof. Die Aufgaben in der Stabsstelle sind verteilt. Erste Absprachen getroffen.
    "So, sind alle einsatzbereit - Ja. - Dann fangen wir an."
    "Ich bin heute Stabsfunktion vier, das heißt Material und Verpflegung. Das heißt, wenn gefragt wird, gibt es genug Streumittel oder gibt es genug Absperrpylone, dann werde ich gefragt und ich sage, ja, gibt es, oder versuche, die irgendwo zu besorgen."
    Luisa Mende, Mitte 20:
    "Ich habe Bachelor studiert hier in Bremerhaven, maritime Technologie - erneuerbare Energien auf dem Meer. Und hatte bis jetzt ganz, ganz wenig zu tun mit Krisenbewältigung."
    Ihre Kommilitonin, mit der sie heute ganz eng zusammenarbeiten muss, ist dagegen schon ein Profi – sie ist bei der freiwilligen Feuerwehr.
    "Hallo ich heiße Christine Kaiser, ich bin heute im Stab der S1, also die Stabsfunktion Personal, die ist dafür zuständig, dass die Kräfte alarmiert werden, welche Kräfte von wo man erreichen kann und weitere Kommunikation zu irgendwelchen anderen Behörden wie Polizei, Rettungsdienst, usw."
    Weiterleitung der Aufgaben
    Ein erster Zettel landet im Eingangskorb neben der Sichterin. Sie muss alle Aufgaben an die richtigen Stellen weiterleiten. Aber die ist zur Zeit nicht da?
    Luisa: "Nicht unsere Aufgabe. Das ist die Aufgabe von Vicky. Vicky, du hast deinen ersten Zettel."
    Vicky: "Ich habe jetzt eine Nachricht bekommen, die Sperr- und Warnzone muss eingerichtet werden."
    Der Zettel kommt aus dem Nachbarraum, dort sitzt eine zweite Gruppe von Studierenden. Sie haben das Drehbuch der Krise ausgeklügelt.
    "Die spielen sozusagen die reale Außenwelt."
    "An den Schulleiter Anfrage: Almaschule, Gorch Fock Schule, Stehen Turnhalle zur Unterbringung der Evakuierten zur Verfügung?" "Äh, ja, jein, weiß ich nicht."
    Störfeuer aus der Realität. Beamte, die nicht zu erreichen sind. Zusage Kapazitäten, die wieder zurückgezogen werden. Zum Beispiel. Oder:
    "Wir haben einmal einen Wasserrohrbruch. Da müssen sie ja nichts machen - das ist ja nur eine Info."
    Verpflegung und Unterkünfte
    Zurück zur Krisenbewältigung - die Taktzahl hat sich deutlich erhöht. Man kann das Adrenalin förmlich riechen. Auf dem Tisch häufen sich die grünen Arbeitszettel.
    "Gab es denn schon Essen?"
    "Essen?"
    "Essen für die Einsatzkräfte, muss man doch auch organisieren, oder?"
    "Nee, das habe ich noch nicht gemacht, gute Idee."
    Essen ist wichtig, immer wieder, so konnte man in letzter Zeit hören, beschwerten sich Einsatzkräfte bei Großereignissen über schlechte Unterbringung und mangelnde Verpflegung. Das ist nicht gut, das mindert die Moral der Truppe. Für die Studierenden in Bremerhaven hat jemand einen Käsekuchen mitgebracht. Der wird aber kaum angerührt.
    Profis von Polizei und Feuerwehr beobachten im Hintergrund das ganze Szenario. Sie müssen die Studenten hinterher bewerten. Zufriedene Gesichter.
    "Das läuft sehr gut. Es läuft sehr koordiniert ab, sehr ruhig, sehr diszipliniert, und sehr zielführend."
    Das ist beruhigend. Denn die, die hier noch üben sind diejenigen, auf die wir uns verlassen müssen – bei einem Anschlag, großen Unglück oder Chemieunfall – dann müssen sie die Übersicht bewahren und den Einsatz leiten.
    "So, jetzt haben wir Catering für die Leute, wir haben Catering für die Leute, die evakuiert werden müssen und ich habe noch keine Rückmeldung von dieser lustigen Schule."
    "Hast du eine dritte Unterkunft schon organisiert."