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Studieren in der Wüste

Die German University Cairo (GUC) will Brücken schlagen zwischen deutscher und ägyptischer Kultur und den wissenschaftlichen Dialog zwischen den Ländern fördern. Seit zwei Jahren wird an der GUC gelehrt und und zunehmend auch geforscht. Die meisten Studierenden blicken voller Ehrfurcht gen Germany, denn sie wissen, dass das deutsche Lehrsystem eine solide Ausbildung garantiert.

Von Bettina Köster | 08.10.2005
    Aus dem Moloch Kairo macht sich Mahmut fast täglich auf den Weg Richtung New Kairo City. Er muss sich erst einmal durch das Verkehrschaos kämpfen, bis er rund eine Stunde später auf dem Campus der German University Cairo ankommt. Studieren in der Wüste könnte hier das Motto sein, denn New Cairo City ist wie eine Trabantenstadt mitten in der trockenen Steppe.

    Mehrere sandsteinfarbende Gebäude mit blauschimmernden Fenstern erwarten ihn. Das riesige Terrain ist umzäunt und wird strikt bewacht. Für Mahmut ist es ganz normal, kontrolliert zu werden, bevor er auf den Campus darf. Er studiert seit zwei Jahren Ingenieurwissenschaften.

    "Ich habe ein Stipendium bekommen, weil ich gute Noten in der Schule hatte. Und die deutsche Universität ist viel besser als andere private Universitäten in Ägypten, denn sie ist billiger als andere Unis und die Qualität ist viel besser als die öffentlichen Unis, besonders in den Ingenieurwissenschaften. Die meisten wissen, dass die hier viel besser sind als an der amerikanischen Uni."

    Der größte Teil der rund 3000 Studierenden bekommt ein Stipendium an der GUC. Die Zuschüsse sind gestaffelt. Knapp die Hälfte der Studiengebühren können maximal erstattet werden. Das heißt, diese Studierenden müssen mindestens 15 000 Pfund, das sind rund 2000 Euro, pro Semester aufbringen. Das ist für ägyptische Verhältnisse relativ viel Geld. Trotzdem versichert der Gründungsrektor Prof. Ashraf Mansour, dass die Studierenden aus allen Schichten kommen und allein die gute Leistung zähle.

    Dann ließen sich immer Wege finden, die Finanzierung zu sichern. Überhaupt macht sich Mansour, der fast fürstlich in seinem etwas klinisch wirkenden Büro residiert, um Geld keine Sorgen. Das floss bislang überwiegend aus ägyptischen Kanälen in die Uni. Woher genau, darüber will der Gründungsrektor sein Schweigen nicht brechen. Er freut sich über die gute Entwicklung der Uni und blickt lieber voller Tatendrang in die Zukunft.

    "Immer noch für uns eine Herausforderung ist die Etablierung von Forschung im Haus. Das ist natürlich wir haben ein neues staff und wir sollen da jetzt einfach Gruppen bilden und Publikationen schon erschienen in computer science in electronics usw. Aber natürlich nicht mit derGeschwindigkeit wie wir wollen, aber wir wollten nach sechs Monaten sofort anfangen mit dieser Forschung, aber natürlich, die Lehre hat die erste Priorität gehabt, jetzt wir arbeiten daran, das ist eine Herausforderung."

    In der Cafeteria hört man in erster Linie arabische Stimmen von jungen verschleierten Ägypterinnen und ganz westlich gekleideten Studierenden. Deutsch lernen zwar alle, aber kaum jemand spricht es. Die Lehrsprache ist englisch, obwohl die meisten der rund 250 Professoren aus Deutschland kommen. Die Lektoren und Wissenschaftlichen Mitarbeiter sind überwiegend Ägypter. Und die sind bei vielen beliebter. Emad und Alia:

    "Die ägyptischen Assistenten und Professoren sind sehr qualitfiziert und sie können unsere Schwächen besser verstehen als die deutschen Professoren." - "Ehrlich gesagt die Ägypter, mit ihnen ist die Kommunikation und das Verständnis einfacher."

    An der GUC werden überwiegend Ingenieurwissenschaften mit unterschiedlichen Spezialisierungen angeboten. Begehrt ist aber auch das Pharmacy- und Biotechnologie-Studium. Vom Bachelor-Abschluss bis zur Promotion. Mohamed studiert Kommunikationstechnik und findet das Angebot in seinem Studiengang auch außergewöhnlich gut.

    "Wir haben einen Kurs über die dritte Generation der Mobiltelefonnetze. Und diesen Kurs gibt es glaube ich nur an einigen Unis weltweit. Außerdem haben wir im Bereich der Ingenieurswissenschaften im Vergleich zu anderen Unis keine Probleme im Labor und die Größe der Seminare ist auch in Ordnung. Abgesehen davon scherzen wir auf dem Campus immer wieder darüber, dass wir einen Geist haben, denn nach einer Woche taucht plötzlich ein neues Gebäude auf und dann sieht man den Rohbau für zwei Monate und es dauert noch eine Woche und er ist schon bezugsfertig."

    Hier geht einfach alles schneller als im ägyptischen Alltag. Und darauf ist Gründungsrektor Prof. Ashraf Mansour stolz. Mit preussischer Ordnung und Disziplin will er die Uni weiter vorantreiben. Nicht nur neue Gebäude und Studiengänge sollen errichtet und die Zahl der Studierenden auf 5000 vergrößert werden. Er hofft auch auf Unterstützung von Deutschland.

    "Zum Beispiel die Zugriff für deutsche Mittel für Forschung, das ist einfach für alle Hochschullehrer hier egal, ob Ägypter oder Deutsche. Wir arbeiten daran. DFG erlaubt es jetzt für uns und das ist wir jetzt sehr dankbar dafür."

    Die Zusammenarbeit der German University mit deutschen und ägyptischen Unternehmen läuft zur Zeit sehr gut, so dass die Studierenden kein Problem haben einen Praktikumsplatz zu finden.

    "Wir vermitteln Internship für die Studenten in der Industrie und das ist interessant, wir kriegen jetzt Anfragen da von die Industrie, wir wollen diese Studenten weiter bei uns immer Internship machen. Das ist eine gute Sache."

    Viele Studierende wollen gern für einige Zeit in Deutschland arbeiten und dort Erfahrungen sammeln, aber die meisten wünschen sich später einen festen Job in Ägypten.

    Auch Mahmut freut sich, wenn er nach einem langen Studientag abends wieder ins ägyptische Leben eintaucht und mit Freunden bei Wasserpfeife und Tee sitzen kann. Denn so hektisch und turbulent Kairo auch ist, er liebt seine Heimat und kann sich nicht vorstellen für immer im Ausland zu leben.